Die Kritiker

«Herr und Frau Bulle: Tod im Kiez»

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Ein Ehepaar auf Tätersuche: Der neue Samstags-Krimi aus dem Hause ZDF weiß trotz unglücklicher Namensfindindung mit erfrischender Härte und Berliner Schnauze zu punkten.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Alice Dwyer als Yvonne Wills
Johann von Bülow als Heiko Wills
Stephan Bissmeier als Kriminaldirektor Pede
Tim Kalkhof als Kevin Lukowski
Birge Schade als Diane Springer
Heinz Hoenig als Onkel Mike
Florian Lukas als Enrico
Carsten Bjørnlund als Vidar

Hinter der Kamera:
Buch: Axel Hildebrand
Regie: Till Franzen
Kamera: Timo Moritz
Produktion: Eikon Media GmbH
Produzentin: Michaela Nix
Der Titel lässt Schlimmes vermuten: «Herr und Frau Bulle» klingt nach Romcom-Klamauk der übelsten Sorte. Mal abgesehen davon, dass der Name des ZDF Samstags-Krimis aus der Feder von Axel Hildebrand und umgesetzt von Till Franzen fast schon rührend unkreativ daher kommt. Glücklicherweise muss der Inhalt nicht der Verpackung entsprechen und der Beginn der Reihe entpuppt sich als absolut sehenswert:

Heiko Wills (Johann von Bülow) ist ein brillanter Fallanalytiker. Seine Frau Yvonne (Alice Dwyer) ist exzellente Kommissarin. Als in einem Club eine Tote gefunden wird, beschließt Yvonnes Chef, Kriminaldirektor Pede (Stephan Bissmeier), dass die beiden gemeinsam ermitteln sollen. Wie sich schnell herausstellt, handelt es sich bei dem Opfer, das im Klavier des neu eröffneten Clubs in der Potsdamer Straße drapiert wurde, um eine Prostituierte. Der Club liegt in einer Gegend, in der sich Berlin noch von seiner dunklen Seite zeigt. Ein umkämpftes Gebiet verschiedener "Interessensgruppen".

Als kurz darauf ein ermordeter Junkie am Bülowbogen an einem Seil hängt, läuft Heiko, der Analytiker, zur Höchstform auf. Er tippt auf einen Serientäter, dem es um größtmögliche Aufmerksamkeit zu gehen scheint. Es ist also zu befürchten, dass es weitere Opfer geben wird. Bevor Yvonne und Heiko aber die richtigen Schlüsse ziehen können, zieht Pede die Ermittler unter fadenscheinigen Gründen wieder ab. Das Team, dazu gehören auch Kevin Lukowski (Tim Kalkhof) und Diane Springer (Birge Schade), eröffnet kurzerhand im idyllisch gelegenen Haus des Ehepaars Wills ein neues Hauptquartier.

«Herr und Frau Bulle» hebt sich gleich in mehrfacher Hinsicht wohltuend vom konventionellen ZDF-Krimi ab. Zunächst wäre da der raue Charme des Krimis zu nennen. Die Ermittler Yvonne Wills und Kevin Lukowski unterhalten enge Kontakte in die Berliner Unterwelt, insbesondere ins Rockermilieu, um an Informationen zu kommen. In den Ecken, in denen die Hauptstadt noch dreckig und roh ist, fühlen sie sich pudelwohl. Berlin präsentiert sich immer gerne als pulsierende Metropole, Urberliner klagen über Gentrifizierung und Mieterhöhungen. Hier wird die Stadt von ihrer anderen Seite gezeigt: Konflikte krimineller Vereinigungen, Junkies und Transgender-Prostitution.

Insbesondere Alice Dwyer spielt Yvonne Wills derartig hart und taff, dass keine Zweifel aufkommen, dass man sich mit ihr besser nicht anlegt. Den Gegenpart nimmt natürlich ihr Mann ein. Auch Johann von Bülow weiß als leicht verschrobenes Genie zu überzeugen, das hinter dem Schreibtisch eine deutlich bessere Figur macht, als auf der Straße.


Auffällig ist zudem der vergleichsweise hohe Action-Anteil. Mehrfach kommt es zu Faustkämpfen, bei denen keine Gefangenen gemacht werden. Sogar einen waschechten Mexican Standoff gibt es zu bewundern. Diese actiongeladenen Sequenzen werten die Geschichte enorm auf und fügen sich gut in das raue Charisma des Films. Das gilt auch für die generellen Methoden der Ermittler, die teilweise nicht mehr weit von psychischer Folter entfernt scheinen. Da werden im Notfall auch einfach mal die Kameras im Verhörraum umgedreht. Auch ein Prise Humor gehört natürlich dazu und für die ist hauptsächlich Heiko Wills zuständig, wenn er beispielsweise mit seinen Verhörtechniken oder seinen fast poetischen Beschreibungen brutaler Gewaltverbrechen bei den Kollegen nur für Kopfschütteln sorgt. Erfrischend ist zudem die Berliner Schnauze der Figuren. Netiquette und Political Correctness müssen sich hinten anstellen.

Fazit: Frischer Wind im an Krimis nicht gerade armen Programm des ZDF. «Herr und Frau Bulle» liefert nach etwas wirren Anfangsminuten einen vielversprechenden Start ab und es ist der Reihe zuzutrauen, auch langfristig den Zuschauer auf gehobenem Niveau zu unterhalten.

Das ZDF zeigt [[Herr und Frau Bulle: Tod im Kiez heute, am Samstag den 17. November um 20.15 Uhr.

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