Hingeschaut

«Sylvies Dessous Models»: Viel Harmonie, viel nackte Haut, zu viele Mädchen

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Die neue RTL-Show mit Sylvie legt ein erstaunliches Tempo an den Tag: Im Handumdrehen sind von 30 potentiellen Models 20 aussortiert. Und siehe da: Nach einem zähen ersten Teil nimmt die Sendung im weiteren Verlauf tatsächlich an Fahrt auf. Unsere TV-Kritik…

Zur Person: Sylvie Meis

Sylvie Meis wurde 1978 in den Niederlanden geboren. Einem breiten Publikum in Deutschland wurde sie zwischen 2008 und 2011 bekannt in ihrer Rolle als Jurorin bei «Das Supertalent». An der Seite von Daniel Hartwich moderierte sie danach einige Jahre die RTL-Promi-Tanzshow «Let's Dance», 2018 kehrte sie zum «Supertalent» zurück. Die 40-Jährige arbeitet als Model und sucht in ihrer neuen RTL-Show eine Marken-Botschafterin für ihre Kollektion. Meis hat einen Sohn aus ihrer Ehe mit Rafael van der Vaart, von dem sie seit 2013 geschieden ist.
Jahr für Jahr räumt ProSieben Heidi Klum mehrere Monate Zeit ein, um «Germany’s Next Topmodel» zu finden. Bei Sylvie Meis und RTL muss das etwas schneller gehen. Drei Wochen geben die Verantwortlichen des Kölner Senders Meis, um die „neue Sylvie“ zu finden. Gemeint ist damit ein Model für die Dessous-Kollektion der Niederländerin. «Sylvies Dessous Models», so der Name der neuen Modelsuche bei RTL, wurde im September dieses Jahres von Seapoint produziert, wobei in Hamburg, Berlin, Paris und auf Ibiza gedreht wurde.

Als Zuschauer merkt man insbesondere im ersten Teil der Sendung, dass drei Folgen eigentlich zu wenig Zeit sind, um eine Modelsuche mit anfänglich 30 Teilnehmerinnen zu erzählen. So entfallen auf das erste Casting in Hamburg, für das sich die Mädels selbst stylen und schminken müssen, gerade einmal rund 35 Minuten Sendezeit. Die Model-Anwärterinnen laufen vor Sylvie Meis, ihrer Büroleiterin sowie ihrer Visagistin auf und lassen sich bewerten. Los geht es mit Susanna. Kostprobe gefällig?

Sylvie: „Du bist mega“
Susanna: „Danke“
Sylvie: „Unfassbar!“

Die beiden tauschen ein paar weitere Floskeln aus, wenige Sekunden später ist Susanna weiter - und wundert sich selbst darüber, wie schnell das doch alles ging.

So geht das in den ersten Minuten der Sendung ständig. Sylvie sortiert die Mädchen aus, setzt andere potentielle Dessous Models auf eine Warteliste, winkt wieder andere sofort durch. Im Zeitraffer. Den Zuschauer packt das alles zunächst nicht, was schlicht daran liegt, dass man in zu kurzer Zeit zu viele unterschiedliche Gesichter vorgestellt bekommt. Der Faktor Identifikation fällt damit fast komplett flach. Warum das eine Mädchen weiterkommt, das andere aber wieder nicht, ist in der Kürze der Zeit ohnehin nicht wirklich nachvollziehbar.

„Wir sind auf der Suche nach dem perfekten Dessous Model: Einer Frau, die das gewisse Etwas hat, einen tollen Körper, aber auch Ausstrahlung, die intelligent ist und meine Marke gut präsentieren kann“, sagte Meis vor dem Start der Sendung gegenüber Quotenmeter.de. Aber auch die Sylvie „abseits von Kameras und roten Teppichen“ solle in der Sendung einen Platz finden.

Zumindest letzteres kommt in der ersten Folge dann doch arg kurz. Nur um Sylvie geht es lediglich in den ersten zehn Minuten der Show, danach dreht sich alles um die Models. Das ist zwar an sich nicht schlimm, allerdings wird die Sendung so ihrem eigenen Anspruch (noch) nicht gerecht, die vielen Facetten der Sylvie Meis zu präsentieren. Was man den Verantwortlichen hingegen lassen muss: Schön Frauen mit Potenzial haben RTL und Seapoint zweifelsfrei ausfindig machen können.

Die Idee, eine weitere Markenbotschafterin neben mir aufzubauen, haben wir schon seit Tag 1 meines Unternehmens. Nun ist der Moment gekommen, wo ich das ganze Pensum der Shootings nicht mehr alleine leisten kann und da ist eine ,neue Sylvie' doch genau das Richtige. RTL, mein Team und ich haben dann in vielen Meetings das Konzept weiterbearbeitet und nun ein tolles, neues Format mit «Sylvies Dessous Models» geschaffen.
Sylvie Meis über ihre neue Sendung im Quotenmeter.de-Interview
Spannender fällt der zweite Teil der Sendung aus, in dem die zehn auserwählten Mädels nacheinander auf einem Schiff fotografiert werden. Womöglich wäre es besser gewesen, wenn RTL erst hier mit der Sendung eingestiegen wäre und das erste Casting gar nicht im Fernsehen gezeigt hätte. Denn: 20 der 30 Frauen hat man nun zwar kurz mal in Unterwäsche gesehen, relevant für den weiteren Verlauf der Sendung sind sie aber nicht. Am Ende der Show schaffen es übrigens acht Mädchen in die nächste Runde, sie bekommen statt des legendären «GNTM»-Fotos ein Bändchen. Irgendwie muss man sich ja abheben.

Manch Trash TV-Fan wird bei «Sylvies Dessous Models» womöglich Streitereien und Zickenkriege vermissen, die Folge eins kaum bis gar nicht bietet. Die Sendung präsentiert zwar viel nackte Haut, steht ansonsten aber vor allem für Harmonie und versucht nicht übermäßig stark künstliche Konflikte zu konstruieren. Die Formate aus dem «Bachelor»-Universum, die ebenfalls am Mittwoch beheimatet sind, kamen zuletzt frecher daher.

An der Feel Good-Atmosphäre trägt übrigens auch Sylvie einen nicht unerheblichen Anteil, die sich durchaus sympathisch zu präsentieren weiß. Sie geht nicht nur sehr respektvoll mit den Mädels um, zugleich spricht sie auch ehrlich über ihre Karriere und ihr Leben. So sagt Sylvie am Anfang der Sendung ziemlich offen, dass sie nach ihrem Moderations-Aus bei «Let’s Dance» sehr traurig gewesen ist. RTL hätte die Szene mit Leichtigkeit herausschneiden können. Dass man darauf verzichtet hat, mag vielleicht maximal eine Erwähnung am Rande wert sein - trotzdem ist es ein Hinweis darauf, dass man dem Zuschauer mit «Sylvies Dessous Models» ein „ehrliches“ Produkt anbieten möchte.

Fazit: «Sylvies Dessous Models» verkalkuliert sich in den ersten Minuten mit zu vielen Models in zu kurzer Sendezeit, nimmt im zweiten Teil aber an Fahrt auf. Bei jungen Frauen dürfte die Sendung gut ankommen, womöglich werden auch einige Männer einen Blick auf Sylvies Mädels „riskieren“. Bei aller Harmonie und vermittelten Authentizität fragt sich am Ende nur, ob sich insgesamt genug Zuschauer (gerade auch jenseits der 35) für die neue Sendung begeistern lassen werden. Für RTL und Sylvie Meis wäre das durchaus erfreulich; ein Misserfolg würde angesichts der geringen Folgenzahl aber auch keinen Weltuntergang bedeuten. Schließlich wird Sylvie ihre Siegerin schon in zwei Wochen gefunden haben.

Zwei weitere Folgen von «Sylvies Dessous Models» zeigt RTL in den nächsten beiden Wochen mittwochs ab 20.15 Uhr.

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