Filmfacts: «Bumblebee»
- Regie: Travis Knight
- Produktion: Lorenzo di Bonaventura, Tom DeSanto, Don Murphy, Michael Bay, Mark Vahradian
- Drehbuch: Christina Hodson
- Darsteller: Hailee Steinfeld, John Cena, Jorge Lendeborg Jr., John Ortiz, Jason Drucker, Pamela Adlon
- Musik: Dario Marianelli
- Kamera: Enrique Chediak
- Schnitt: Paul Rubell
- Laufzeit: 114 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Die späten 1980er-Jahre: Auf dem Planeten Cybertron befinden sich die Autobots im Krieg mit den herrschsüchtigen, ruchlosen Decepticons. Optimus Prime, der Anführer der Autobots, schickt seinen getreuen Mitstreiter B-127 zur Erde. Dort soll er eine Basis gründen, damit sich dort die friedliebenden Autobots sammeln können – zudem soll er den Planeten und seine Bewohner vor den Decepticons beschützen. Doch B-127s Ankunft auf der Erde läuft aufgrund eines feindlichen Verfolgers nicht wie geplant. Verletzt und als alter VW-Käfer getarnt, fällt der Alienroboter in einen Schlummer. Aus diesem wird er etwas später von der Teenagerin Charlie (Hailee Steinfeld) geweckt.
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Vorab wurde viel spekuliert, ob «Bumblebee» ein Prequel ist oder einer anderen Kontinuität folgt als die bisherigen «Transformers»-Filme. Knights Film beantwortet diese Frage überdeutlich: «Bumblebee» ignoriert den Kanon der vergangenen fünf «Transformers»-Leinwandabenteuer geflissentlich und ist daher sehr einsteigerfreundlich. Zudem ist dies, selbst wenn er dieselbe FSK-Freigabe aufweist wie die Bay-Filme, der familienfreundlichste Kinofilm über die Wesen von Cybertron: Zielte Bay noch primär auf ältere Teenager, ist «Bumblebee» tonal und erzählerisch vergleichbar mit «Nummer 5 lebt!», «Der Flug des Navigators», «Herbie – Fully loaded», «Elliot, der Drache», «Der Gigant aus dem All» oder «E.T. - Der Außerirdische».
Auch wenn abseits der bei einem «Transformers»-Film unvermeidlichen Alienroboterkloppe, die Knight weitestgehend ohne Pepp und Flair in Szene setzt, der «Bumblebee»-Plot kaum eigene Akzente aufweist, ist dies kein völlig seelenloser Neuaufguss eines altbewährten Filmschemas: Travis Knight nutzt seine Erfahrung als Animationsfilmregisseur, um dem Titelhelden Persönlichkeit einzuhauchen. Waren die CG-Figuren in Bays Filmen austauschbar und wenig ausdrucksstark, sieht es in «Bumblebee» schon völlig anders aus:
Dank eines Redesigns und akzentuierter Bewegungen lässt sich nun mehr aus der Mimik und dem Gestus der Autobots und Decepticons lesen und im Falle von Bumblebee ist dies überaus goldig: Scheu, verwirrt und verspielt ist "Bee" manchmal vielleicht äußerst leichtsinnig und begriffsstutzig, doch so, wie Knight dies zeigt, Autorin Christina Hodson Szenen um ihn herum spinnt und wie Hailee Steinfeld mit ihrem digitalen Ko-Star interagiert, ist das schon sehr putzig und lustig.
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Doch wenn wir die Coming-of-Age-Komödie und den pfiffigerweise sehr ruhig inszenierten Alienroboter-Slapstick hinter und lassen, um eine klassische «Transformers»-Handlung zu erzählen, gerät «Bumblebee» ins Straucheln. Neben der bereits erwähnten, eher lasch inszenierten Robotoraction ist auch das Skript ein Problem dessen: Zwei Decepticons machen Jagd auf Bumblebee und erhalten dabei Hilfe von Menschen, darunter Agent Jack Burns (John Cena), der allerdings dank einiger vom Wrestlingstar herrlich-trocken rüber gebrachten Gags viel zu klug wirkt, um diesen Plot plausibel am Laufen zu halten. Cena hinterfragt mehrmals mit spröder Ironie die Logik, nach der er und seine Kollegen handeln – und marschiert dennoch stur diesen Pfad entlang, schlicht, damit dieser Film weiterhin einen menschlichen Schurken hat.
Mit ähnlichem Starrsinn haut «Bumblebee» seinem Publikum das 80er-Setting um die Ohren: Stellenweise gibt es arg forcierte 80er-Referenzen, die nur dem Selbstzweck dienen – es fehlt nicht viel, und «Bumblebee» würde zum anbiedernden Hommagenfestival im «Ready Player One»-Stil werden, doch zum Glück bremst sich Knight, ehe er die Grenze überschreitet.
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Fazit: Originalität muss man bei «Bumblebee» mit der Lupe suchen und die Actionszenen leiden unter einer laschen Inszenierung sowie einer halbseidenen Schurkenmotivation. Aber wann immer «Bumblebee» davon handelt, wie Hailee Steinfeld und ein VW-Käfer/Alienroboter Spaß haben, ist diese Big-Budget-Produktion ein kurzweiliges Stück Low-Sci-Fi-Familienkino.
«Bumblebee» ist ab dem 20. Dezember 2018 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 3D und 2D.
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