2018 war für Fans des Entertainer-Duos Joko und Klaas ein ungewohntes Jahr: Zum ersten Mal seit 2009 «MTV Home» das Licht der Fernsehwelt erblickt hat, gab es keine wöchentliche Sendung mit beiden Moderatoren zusammen auf der Bühne. Zwar gingen auch im Jahr eins nach dem Ende von «Circus HalliGalli» gemeinsame Sendungen von Joko und Klaas an den Start, wie etwa «Die beste Show der Welt», doch auf den entspannten Unsinn früherer Tage mussten Fans verzichten. Kurz vor dem Jahresabschluss machte ProSieben der Joko-und-Klaas-Fanbase allerdings ein Geschenk, das ein Stück weit darüber hinwegtrösten sollte: Unter dem Motto "Weihnachten wie früher" ging eine große Samstagabend-Weihnachtsshow mit den Entertainern über den Äther.
Mit seinem geräumigen, liebevoll ausstaffierten Set in der Optik einer eingeschneiten Blockhütten-Minisiedlung weckte «Weihnachten mit Joko und Klaas» zwar an der Oberfläche gezielt Assoziationen mit Schlager- und Volksmusiksendungen rund zum Fest. Und auch Klaas' urig-spießig-süddeutsches Outfit (wahlweise als Horst-Seehofer-Look oder "sowas trägt ein Typ wie Andreas Gabalier zur Hochzeit" bezeichnet) unterstrich diese Konnotationen. Aber damit hatte es sich schon in Sachen gemütlicher Gebirgs-Winterzeitromantik im XXL-Showformat. Denn inhaltlich positionierte sich «Weihnachten mit Joko und Klaas» viel mehr als "Florida TV wie früher" oder alternativ als "«Circus HalliGalli» XXL feat. «Late Night Berlin»". Und das ist genau das, was nicht nur viele Joko-und-Klaas-Fans nach diesem Jahr weniger gemeinsamer Auftritte gebraucht haben. Sondern auch das, was der ProSieben-Samtag kurz vor dem Fest benötigt.
Vom Set, dem Sendeplatz und der Laufzeit abgesehen, war «Weihnachten mit Joko und Klaas» zu großen Teilen eine geradlinige Fortsetzung dessen, womit Joko, Klaas und die Produktionsfirma Florida TV 2017 aufgehört haben: Der eröffnende Einspieler machte Seitenhiebe auf die einseitige «Galileo»-Themenwahl, gab den Joko-und-Klaas-Wegbegleitern Udo Walz und Palina Rojinski kleine Auftritte und parodierte die ikonische Liebeserklärung-via-Texttafeln-Szene aus «Tatsächlich... Liebe». Joko lief im Studio im Cousin-Eddie-Outfit aus «Schöne Bescherung» herum. Der berühmt-berüchtigte Countdown-Moment aus «Circus HalliGalli»-Zeiten feierte eine Rückkehr: Über zwei Stunden lang zählte eine Uhr runter auf den Moment, in dem die Moderatoren mit einem durchgeknallten Programmpunkt überrascht werden sollten. Und das war – wie es bei Joko-und-Klaas-Festtagssendungen längst Tradition geworden ist – eine riesige, inszenierte Schwachfug-Prügelei.
Dieser intuitive «Circus HalliGalli»-Mix aus Selbstironie, Low-Key-Entertainment-Anarchie, süffisanten Referenzen und chaotischen Late-Night-Show-Talks wurde ergänzt durch das Revival sehr beliebter Rubriken vergangener Joko-und-Klaas-Tage: Nachdem in «Circus HalliGalli» Besoffene unter anderem schon ein «Tatort»-Skript improvisierten, das daraufhin Joko, Klaas und Gaststars im «Drunk History»-Stil nachgespielt haben, während aus ihren Mündern die O-Töne der Besoffskis entfleuchten, fassten dieses Mal Volltrunkene die Weihnachtsgeschichte (sehr inkorrekt) zusammen. Und «Aushalten: Nicht lachen» kehrte zurück – der Wettbewerb, in dem sich zwei Teams mit bewusst-bescheuerten Mini-Sketchen zum Lachen zu bringen versuchen. Außerdem kehrte die Mini-Gameshow-in-der-Show «Good Night Show» zurück, in der Joko Winterscheidt nachts in eine WG kommt und von der Teilnehmerin verlangt, lautstarke Spiele zu bestehen, ohne ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zu wecken.
Viel Nostalgie, wenig Neues? Durchaus, aber wann passt so etwas besser als in einer Weihnachtssondersendung, noch dazu in einer, die sich die Rosinen aus einem beendeten Format raus pickt und so die Teile einer alten Formel fortführt, die noch immer funktionieren. Die Gefahr der Überreizung besteht nach über einem Jahr Pause seit dem «Circus HalliGalli»-Finale ja wahrlich nicht. Und etwas Abwechslung gab es dann doch: Mit sehr unterhaltsamen, aber bislang kaum genutzten «Late Night Berlin»-Rubriken, die sich in diese Weihnachtsshow gemischt haben. Olli Dittrich improvisierte mit Klaas Heufer-Umlauf ein absurdes Tischgespräch und Klaas, Lena Meyer-Landrut und Joko sangen (und "sangen") zu Hitmelodien über Probleme, über die nie zuvor gesungen wurde – dieses Mal rund ums Weihnachtsfest.
Bevor am Montag in vielen Haushalten der Weihnachtsstress losgeht, kam solch eine stolz-klamaukige Show genau richtig: Jetzt eine der Bombast-Shows von Joko und Klaas zu programmieren, hätte zwar auch für große Unterhaltung gesorgt, aber eine entspannt-alberne XXL-Show passt einfach besser ins jetzige Grundgemüt derer, die gewillt sind, am 22. Dezember ab 20.15 Uhr ProSieben einzuschalten. Kurzweilige Spaßberieselung der kreativen Art. Einstimmung aufs Fest respektive noch einmal durchschnaufen – das darf gerne wiederkommen, und angesichts der diversen Anspielungen auf eine mögliche zweite Ausgabe, scheint dieser Gedanke auch bei den Verantwortlichen vorzuherrschen.
Dann könnten sie sich allerdings Gedanken um die Showtaktung machen: «Weihnachten mit Joko und Klaas» begann zügig, mit mehreren schnellen, lauten, irren Gags, Einlagen und Einspielern. Gegen Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Showdrittels wurde der Showrhythmus dann langsamer. Und der gefühlten Werbezeit tat man sich auch keinen Gefallen, indem man die erste Stunde komplett ohne klassischen Werbebreak abgehalten hat (stattdessen machten Joko und Klaas 'live' im Studio Werbung), während sich gegen Schluss auch die berühmten "Jetzt nur ein Spot"-Breaks eingeschlichen haben. Beim nächsten Mal, dann in der Ära Black Flamingo, wäre eine gegen Ende des Abends an Fahrt zunehmende Showstruktur sicher ein guter Einfall.
Aber was soll's: Es war eine feine Weihnachtsfeier. Und am 9. Februar kehrt bereits «Das Duell um die Welt» zurück.
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