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«Die Unglaublichen 2» (Michael Giacchino)
Selbst wenn wir bei Quotenmeter.de nicht die größten Freunde von Brad Birds Fortsetzung seines 2004 veröffentlichten Trickfilmhits sind, so müssen wir dieser erzählerisch halbgaren Superheldenproduktion zwei Dinge lassen: Die Farbästhetik ist eine Wucht. Und Michael Giacchinos swingender, blechbläserlastiger Score macht einfach Laune. Heroische Themen, energiereiche Arrangements und einprägsame Melodien machen «Die Unglaublichen 2» zu einem musikalischen Genuss, ganz gleich, wie sehr die Story einfach nur behelfsmäßig den Plot des Originals auf links dreht.
«A Star Is Born» (Diverse Interpreten)
Bradley Coopers Regiedebüt ist ein soghaft inszeniertes, fast schon fiebriges Country-Romantikdrama mit einer umwerfenden Performance von Lady Gaga, und auch Cooper, der neben der Regiepflichten obendrein die männliche Hauptrolle übernimmt, ist richtig stark. Die Songs in der neusten «A Star Is Born»-Variante sind da fast schon nur noch das Tüpfelchen auf dem i, aber in dem Fall sind sie ein überaus tolles Tüpfelchen: Egal ob der Chartstürmer "Shallow", die berührende Powernummer "Always Remember Us This Way", der Country-Rocksong "Diggin' My Grave" oder, oder, oder: Dieser Film ist voll mit richtig guten Kompositionen, die Cooper und Gaga mit großer Passion raus hauen. Stark.
«Aufbruch zum Mond» (Justin Hurwitz)
«La La Land»- und «Whiplash»-Regisseur Damien Chazelle leistete auch mit seiner neusten Regiearbeit Großes: «Aufbruch zum Mond» ist ein kalkuliert-kühles, distanziertes Drama über Neil Armstrong, das gerade deshalb so spektakulär ist, weil es so wenig auf Spektakel setzt. Klingt paradox, geht allerdings dank der minutiösen Inszenierung und einem stoisch-filigran spielenden Ryan Gosling auf. Die zurückhaltenden, zärtlichen Klänge des Komponisten Justin Hurwitz perfektionieren dies: Mal nur am Klavier, mal mit vollem Orchestereinsatz schafft er kleine, verletzliche Melodien – darunter einen Walzer der unterdrückten Emotionen, der für Gänsehaut sorgt.
«Climax» (Diverse Interpreten)
Die einzige Zusammenstellung von Archivmusik, die es dieses Jahr in unsere Hitliste geschafft hat, ist sogleich ein richtig diabolischer, aufheizender Powermix: Kinoprovokateur Gaspar Noé inszenierte mit «Climax» einen fies-soghaften LSD-Rausch von einem Film, in dem sich die besten Tänzerinnen und Tänzer Frankreichs ihr Gewissen, ihre Seele und ihr Über-Ich aus dem Leib tanzen. All dies begleitet von den treibenden, saucoolen Klängen von Cerrone, Dopplereffekt, Kiddy Smile, NEON, Suburban Knights, Soft Cell und vielen mehr.
«Anna und die Apokalypse» (Diverse Interpreten)
Das ungewöhnlichste Musical des Jahres bringt sogleich einen der besten Soundtracks 2018 mit sich: Der mutige, kultverdächtige Genremix aus High-School-Komödie, Zombiefilm und Musical steckt voller Ohrwürmer und ist überaus facettenreich. Von der rockig-poppigen Zombie-Abschlacht-Hymne über eine Nummer, wie sie auch ein «High School Musical» abliefern könnte (nur mit pessimistischeren Lyrics), bis hin zum elektrisch-atmosphärischen Sehnsuchtslied, das sich nach direkter, zwischenmenschlicher Kommunikation sorgt, ist einfach alles dabei. Ein unvergesslicher Soundtrack für einen unvergleichlichen Film!
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
28.12.2018 18:05 Uhr 1
Also, schauen wir mal: Bei "Molly's Game" stimme ich zu, "Greatest Showman" und "A Star Is Born" waren mir insgesamt etwas zu mainstreamig. Bei "Aufbruch zum Mond" ist die Untermalung der Mondlandung grandios, ansonsten fand ich die Musik aber eher unauffällig. "Anna", "Climax" und "Die Unglaublichen 2" habe ich nicht gesehen, bei "M:I 6" und "Game Night" erinnere ich mich ehrlich gesagt gar nicht konkret an die Musik. Bei "Die dunkelste Stunde" eigentlich auch nicht, aber Marianelli ist eigentlich immer gut, also ist die Gedächtnislücke sicher meine Schuld.
In meine Top 10 (ohne bestimmte Reihung) kommen neben "Molly's Game":
"Isle of Dogs" und "Shape of Water" (beide von Alexandre Desplat),
"The Death of Stalin" (Christopher Willis)
"A Beautiful Day" (Jonny Greenwood)
"Vollblüter" (Erik Friedlander)
"Cinderella the Cat" (Antonio Fresa und Luigi Scialdone)
"Halloween" (John Carpenter et. al.)
sowie als Mischungen aus Score und Songauswahl:
"Hotel Artemis" (Cliff Martinez)
"Under the Silver Lake" (Disasterpeace)
"Bad Times at the El Royale" (Michael Giacchino)
Edit: Ups, mit "Molly's Game" sind's ja 11. Was soll's, ich lasse es so ...
01.01.2019 12:39 Uhr 2
Den Soundtrack von Avengers - Infinity War fand ich aber extrem gut.
06.01.2019 23:42 Uhr 3
"El Royale" hatte auch meiner Meinung nach wirklich starke Musik, genauso wie "Halloween" und (mit Abstrichen) die beiden Desplats. Die waren mir zwischendurch zu "flach", als würde sich Desplat auf einer Idee ausruhen, wenngleich auf einer sehr guten. Beim Rest blieb bei mir weniger hängen.
Zustimmung, definitiv einer der besten Scores im MCU, das ja eine Zeit lang Probleme an dieser Front hatte (sie nun aber abzuschütteln scheint). Und für mich ist es auch eine Rückkehr für Alan Silvestri, der für mich ein sehr bedeutender Komponist ist, in den vergangenen Jahren jedoch wenig gemacht hat, das sich bei mir so eingebrannt hat wie der zum dritten "Avengers"-Film.