Cast und Crew
- Regie: Rick Ostermann
- Darsteller: Christiane Paul, Christian Erdmann, Barnaby Metschurat, Kai Maertens, Andreas Pietschmann, Jörg Schüttauf, Ernst Stötzner, Alexis Salsali, Anne Werner, Peter Franke
- Drehbuch: Nils-Morten Osburg; nach dem Roman von Klaus Peter Wolff
- Kamera: Frank Küpper
- Schnitt: Christoph Wermke
- Musik: Stefan Will
Ein sadistischer Killer (Jörg Schüttauf) hat sie im Fernsehen gesehen und fühlt sich ihr verbunden. Nun ermordet er Menschen auf brutale Weise und stalkt die Ermittlerin, will ihr sogar "einen Gefallen" tun und entführt die Nebenbuhlerin (Anne Werner) um die Gunst ihres Mannes – selbstredend mit der Absicht, sie zu ermorden.
Der zweite «Ostfriesen»-Teil setzt auf ein neues Regie- und Drehbuch-Team, außerdem weicht Peter Heinrich Brix in der Rolle des Dienststellenleiters, um Platz für Kai Maertens zu machen. Konstanz zum ersten Part ist dennoch gegeben: Trotz der weitläufigen, geradlinigen Ostfrieslandpanoramen, deren ruhige Friedfertigkeit im bewussten Kontrast mit dem Handeln des Antagonisten gesetzt wird, wird dieser Neunzigminüter vom Schauspiel sowie der Figurenzeichnung, nicht von der inszenatorischen Sprache getragen. Regisseur Rick Ostermann («Wolfskinder») deutet Gewalt nur an, umso mehr nimmt er Schüttaufs Darbietung in den Fokus. Dieser legt seine Rolle als kühles Produkt der 50er-Jahre-Pädagogik an:
Drehbuchautor Nils-Morten Osburg erklärt, auf Basis der Romanvorlage, dass mit Spott, Hohn und Gewalt aus einem normalen Mann ein kaltherziger Mensch geformt wurde, der sein Leben lang nur ein Mittel zur Problembewältigung beigebracht bekam – Gewalt. Eine gesellschaftskritische, nicht haltlose Beobachtung, die etwas kurzschrittig in dieses Krimikonstrukt gewoben wird, Schüttauf aber mit einer fast bipolaren Darstellung gut erdet: Gemeinhin mit lustlosem, leicht orientierungslosem Blick durch die Welt schreitend und nach außen hin völlig unaufgeregt, kippt dieser Gestus nahezu in Sekundenschnelle. Aus einer durch kleine Macken vermittelten, inneren Anspannung wird beim Antagonisten des Films rasch großes Gewaltpotential.
- © ZDF/Sandra Hoever
Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul) und Hero Klaasen (Andreas Pietschmann) laufen nebeneinander durch den Gang an einem Pausenhof vorbei. Hero gestikuliert mit seiner Hand und schaut Ann Kathrin an, die starr nach vorne sieht.
Um eine streitbare, aber haltungsstarke Bestandsaufnahme über die Generation "Schwarze Pädagogik" zu machen, scheuen Ostermann und Osburg dann aber zu sehr vor Härte und sichtbare Konsequenzen zurück: «Ostfriesenblut» schneidet, trotz des blutigen Titels, nicht nur bei Gewalt weg, sondern gemeinhin weg, bevor der Zorn des Täters konkrete Formen annimmt. Gleichwohl verhindert diese Vorgehensweise, dass «Ostfriesenblut» durch den Schockfaktor definiert wird – stattdessen rückt die tonale Haltung näher an die verschlossene, wenngleich empathische Hauptfigur, die Christiane Paul erneut sehr gut spielt:
Mit zurückhaltender Mimik macht sie die Figur greifbar, und auch der behutsame Schnitt tut dem Film gut. Oft verharrt das Bild für ein paar Sekundenbruchteile länger auf den Gesichtern der Figuren, selbst wenn alles, das von Belang ist, gesagt wurde. Das ermöglicht es, auch die non-verbalen Reaktionen der Figuren auf ihre Dialogbeiträge zu lesen und so eine intimere Beziehung zu ihnen aufzubauen – ganz so wie es die Protagonistin tut.
«Ostfriesenblut» ist am 29. Dezember 2018 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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