Platz 10: «Werk ohne Autor» (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck)
Es ist schon kurios, wie sehr "unser Goldjunge", der Mann, der den Oscar nach Deutschland geholt hat, in Ungnade gefallen ist. Waren die Kritikerschelten nach «The Tourist» noch leicht nachvollziehbar, ist es sonderbar, wie sehr «Werk ohne Autor» zumindest bei einigen Abschnitten der hiesigen Kritikerschaft abgestraft wird. Denn zumindest in unseren Augen ist «Werk ohne Autor» ein spannendes, feinfühlig erzähltes und scharf beobachtendes Stück über Kunst sowie den Empathiemangel weiter Teile der deutschen Gesellschaft, bei dem Form und Inhalt ein komplexes Ganzes ergeben.
Platz 9: «Roma» (Regie: Alfonso Cuarón)
Bedauerlich, dass dieses ruhige Schwarz-Weiß-Drama von Netflix aufgekauft wurde – aber wenigstens spendierte der Video-on-Demand-Anbieter dem Film eine limitierte Kinoauswertung. «Roma» erzählt in ruhigen, perfekt ausgeleuchteten Bildern unter anderem vom Leben einer Haushälterin in den 70er-Jahren in Mexiko City. Doch Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann Alfonso Cuarón taucht in den gemächlich erzählten Sequenzen auch tief ins Zeit- und Lokalkolorit seines Settings ein und lässt uns so mit Nachdruck am Lebensgefühl seiner Hauptfigur teilhaben.
Platz 8: «I, Tonya» (Regie: Craig Gillespie)
Ein Eiskunstlauf-Biopic, das Grazie durch eine "Voll auf die Fresse!"-Attitüde ersetzt: Craig Gillespies «I, Tonya» mit einer herausragend aufspielenden, ungemein passioniert agierenden Margot Robbie in der Hauptrolle, ist ein Sportfilm, den man unbedingt gesehen haben muss! Denn diese satirische, komödiantische und dennoch auch sehr dramatische Nacherzählung des Werdegangs der umstrittenen Eiskunstläuferin Tonya Harding spart weder mit Situationskomik, noch mit Medienkritik. Schonungslos wird auf Hardings deprimierendes, harsches Privatleben eingegangen sowie auf die eiskalte Doppelmoral im Eiskunstlauf-Sport – und all das mit Style, Tempo und einer postmodernen Hau-drauf-Herangehensweise. Starke Sache!
Platz 7: «Mission: Impossible – Fallout » (Regie: Christopher McQuarrie)
Der mittlerweile sechste Teil der «Mission: Impossible»-Filmreihe bringt ein Novum mit sich: Erstmals darf sich ein Regisseur zum zweiten Mal an der Agenten-Actionsaga probieren. Christopher McQuarrie, der zuvor den ebenso unterhaltsamen wie faszinierenden fünften Teil gedreht hat, tauschte deshalb gezielt einen Großteil der technischen Crew aus, um so den Anschein zu erwecken, ein völlig neuer Regisseur mit anderen stilistischen Sensibilitäten würde die Strippen ziehen. Das Ergebnis: Ein umwerfender Sog aus Stunts und Twists mit messerscharfer Regiearbeit und atemberaubenden Actionsequenzen sowie hals... äh, beinbrecherischen Stunts.
Platz 6: «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» (Regie: Martin McDonagh)
Martin McDonagh, der Kopf hinter dem schwarzhumorigen Kultfilm «Brügge sehen und sterben», skizziert in dieser wütenden, desolaten Tragikomödie ein facettenreiches, bewusst widersprüchliches, kompliziertes Gesellschaftsbild, in dem sich miese Rassisten in knifflige Mordfälle verbeißen, wohlmeinende Polizisten denken, sie wären nicht gut genug, und eine zurecht wütende, trauernde Frau für neues Unglück sorgt. «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» ist ein Film, der zum Diskutieren anregt, und dennoch dank der starken Performances und des gewitzten Drehbuchs unterhaltsam zu schauen ist.
Es gibt 12 Kommentare zum Artikel
04.01.2019 17:26 Uhr 1
1. Avengers: Infinity War
2. Molly's Game
3. Feinde
4. Three Billboards ...
5. A Beautiful Day
6. Under the Silver Lake
7. Mission: Impossible - Fallout
8. Deadpool 2
9. Isle of Dogs
10. Bad Times at the El Royale
11. Werk ohne Autor
Netflix boykottiere ich, solange sie ihre kinofeindliche Haltung durchdrücken, also konnte ich logischerweise "Roma" und "Auslöschung" nicht sehen.
06.01.2019 23:32 Uhr 2
Definitiv auch eine gute, abwechslungsreiche Hitliste. Bin persönlich zwar gar kein Freund der "Deadpool"-Filme, aber passt schon. Umso mehr freue ich mich um die Liefe für den ja sehr kontrovers aufgenommenen "Silver Lake" und den total untergegangenen "El Royale".
07.01.2019 01:45 Uhr 3
Ich hab gestern ein Par Trailer gesehen und da sind mir doch wahnsinnig viele Filme entgangen.
Auch wenn ich, ohne Filme wirklich gesehen zu haben, wahrscheinlich zustimme, dass der einzige nennenswerte deutsche Film des Jahres „Werk ohne Autor“ war.
Aber Mission impossible war für mich ein mittelmäßiger Film, höchstens im Action Genre im oberen Teil meiner Liste zu finden. Aber nix neues.
07.01.2019 18:52 Uhr 4
Platz 10 - Wind River
Platz 9 - Bad Times at the El Royale
Platz 8 - Avengers infinity War
Platz 7 - Maze Runner death cure
Platz 6 - der Hauptmann
Platz 5 - greatest showman
Platz 4 - Eight Grade
Platz 3 - No Way Out – Gegen die Flammen
Platz 2 - Call me by your Name
Platz 1 - three billboards outside ebbing missouri
09.01.2019 19:24 Uhr 5
Und diese "Kollektiv"-Awards kranken immer daran sich mit Blockbustern aufzuhalten und die Filme, die aus dem Raster fallen/unangenehme Themen (bspw. Psychosen) ansprechen, nicht berücksichtigen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, weshalb die weiblichen Darsteller in Lars von Trier Filmen nicht jeden gottverdamten Preis einheimsen oder für manche wenigstens nominiert werden.
12.01.2019 01:35 Uhr 6
Blockbuster ist, zumindest in den Schauspielkategorien, aber auch etwas hoch gegriffen. Die sind der Academy und diversen anderen Awards dann zu populistisch, von den üblichen Ausnahmen abgesehen, die die Regel bestätigen. Die meisten Preisverleihungen haben sich so eine nette Kaugummizone aufgebaut, die ich mal provisorisch "Prestige" nenne. Leicht als anspruchsvoll zu verkaufen, aber nicht zu dreckig/kantig. Da fliegen zur Mainstream-Seite Leute aus den großen Kassenschlagern raus und zur anderen Leute aus dem Horror-Bereich (was alle Jubeljahre einmal gebrochen wird) oder, wie du zurecht kritisierst, Leute aus dem schrofferen Indie-Segment. Charlotte Gainsbourg und Stacy Martin hätten für "Nymph()maniac" was reißen dürfen, und auch wenn du nur von den weiblichen Darstellern sprichst, mag ich das brechen und Matt Dillon für "The House That Jack Built" in den Ring werfen.
Auch eine sehr schöne, vielseitige Liste.
"Eight Grade" hat ja unsinnigerweise noch keine deutsche VÖ, daher haben wir den für unsere gemeinsame Liste gar nicht erst erwogen. Schön, dass wenigstens du "No Way Out" gesehen hast, der hat ja so gar keinen Fuß fassen können. Und: Ich find's immer toll, wenn Leute dann so "Ausreißer" wie "Maze Runner" in ihrem Ranking haben. Fand den dritten Teil ja nach dem mMn sehr lahmen zweiten eine sehr positive Überraschung mit guter Actiondichte. In meinen Tops wäre er nicht, aber rein vom Prinzip her ist das die Denke, die ich sympathisch finde.
Ja, innovativ ist "M:I 6" wahrlich nicht. Aber ohne jetzt schon wieder zu lang aus meiner Kritik zitieren zu wollen: Antje und ich, wir waren uns einig darin, dass der Film die mangelnde inhaltliche oder ästhetische Neuheit durch das "Wie" ausgleicht. Es ist ein extrem gut geschnürtes Gesamtpaket (und zumindest für den Halo-Sprung hat man hinter den Kulissen ja sehr wohl intensiv an Neuerungen geschraubt). Muss man nicht teilen, die Meinung, aber vielleicht wird es so nachvollziehbarer ...
12.01.2019 14:39 Uhr 7
12.01.2019 15:15 Uhr 8
Die aber alle perfekt untergebracht wurden ohne das wer reingequetscht oder überflüssig wirkte.
Nebenbei ist dies nun einmal die Story von Infinity War, das alle aufeinander treffen.
12.01.2019 16:19 Uhr 9
Hängt wohl von der Herangehensweise an den Film ab. Packst du ihn in die Schublade "Ich möchte ein figurenzentrisches Actiondrama darüber, wie Ereignis X die Protagonisten verändert", dann wird es haarig. Aus der Perspektive betrachtet hat es "The First Avenger: Civil War" besser gelöst, der so gesehen ein Zweihänder war (Cap und Iron Man), und die restlichen Figuren als lebende, argumentative Waffen der zentralen Kontrahenten genutzt hat.
In meinen Augen macht "Infinity War" es allerdings durch die Regieführung, das narrative Tempo und den Duktus seiner Szenen (und schlicht durch den Grundkonflikt, der sich in "Civil War" ja ausdiskutieren ließe, in "Infinity War" wiederum nicht) aber sehr klar, dass er so nicht betrachtet werden sollte. Das ist das Superhelden-Pendant eines Katatrophenfilms: Ein grauenvolles Ereignis rollt auf das Universum zu, und wir betrachten ein riesiges Spektrum an Individuen, teils mit bestehender Bindung, teils einander völlig fremd, wie es sich bemüht, nach Lösungsansätzen zu suchen und Gegenwehr zu leisten. Das bedingt geradezu ein großes Figureninventar, um möglichst viele Optionen durchzudeklinieren. Willst du dich aufopfern? Willst du durch Verteidigung bis zum Schluss den Hebel ansetzen? Bewahrst du einen kühlen Kopf? Oder lässt du dich emotional involvieren? Stehst du über den Dingen, weil du denkst, nur so den Überblick zu bewahren? Suchst du die Lösung in der weiten Ferne? Und so weiter ...
"Infinity War" legt den Fokus mehr auf das Machen als auf die Introspektive, gewiss. Wir sehen die Heldinnen und Helden, wie sie sich da durchkämpfen, der Film fragt weniger "Was machst DU, da vor der Leinwand?" Dafür ist das alles zu spekulativ. :lol: Als unkonventionell strukturiertes, ständig in Bewegung bleibendes Monumentalspektakel im Superheldengewand ist das jedoch sehr engagierend.
12.01.2019 18:25 Uhr 10
Ich fand es nicht perfekt, mir war es zu viel Figuren für zu kurze Zeit.
Vielleicht hätte man sich eher auf ein paar Superhelden konzentrieren lassen.