Filmfacts: «Maria Stuart»
- Start: 17. Januar 2019
- Genre: Biopic/Drama
- FSK: 12
- Laufzeit: 124 Min.
- Musik: Max Richter
- Kamera: John Mathieson
- Buch: Beau Willimon
- Regie: Josie Rourke
- Darsteller: Saoirse Ronan, Margot Robbie, Jack Lowden, Thom Petty, Angela Bain, Richard Cant
- OT: Mary Queen of Scots (UK 2018)
Mit diesem Wissen im Hinterkopf sind die diesem Ereignis vorausgehenden Geschehnisse natürlich umso interessanter. Was führt Jemanden (in diesem Fall Königin Elisabeth) dazu, selbst entgegen der damaligen Vorstellung der herrschenden Klasse die amtierende Königin töten zu lassen? Insofern ist es nur legitim, dass Drehbuchautor Beau Willimon («House of Cards») das ohnehin bekannte Ende vorwegnimmt. Spannend ist nicht, worauf die Geschichte hinausläuft. Sondern was passiert, während sie auf das unweigerliche tragische Ende zusteuert.
Königin gegen Königin

Wenn in Filmen vor allem Frauenfiguren im Mittelpunkt stehen, fühlt man sich heutzutage fast schon genötigt, die Information hinterherzuwerfen, dass er damit ganz hervorragend in die von der #MeToo-Debatte geprägte Zeit passt. Und tatsächlich sind es mit Margot Robbie («I, Tonya») und Saoirse Ronan («Am Strand») hier vor allem zwei Schauspielerinnen, die die 124 Minuten Historiendramakino mit ihrer überragend-aufopferungsvollen Präsenz prägen. Gleichzeitig ist es nicht das erste Mal, dass sich Filmschaffende dem Schicksal Maria Stuarts annehmen: Zwischen 1895 und 2013 gab es ein knappes Dutzend Spielfilme über die Königin, mit «Reign» lief von Oktober 2013 bis Juni 2017 sogar eine komplette TV-Serie auf The CW über den Aufstieg und Fall der bereits im Kindesalter zur Königin ernannten Schottin. Rourkes Projekt so spannend macht indes die intensive Auseinandersetzung mit Queen Elisabeth, I., die für den historischen Verlauf von ebenbürtiger Wichtigkeit ist.
Und so kommt es, dass «Maria Stuart, Königin von Schottland» eben nicht bloß das tragische Schicksal einer Frau beleuchtet, sondern vor allem, wie die beiden Leben der Herrscherinnen einander bedingten. Es würde trotz des eindeutigen Filmtitels sogar schwerfallen, genau festzumachen, wer hier Haupt- und wer Nebenfigur ist, denn an der Verfilmung des Romans «Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart» von John Guy ist ja eben so interessant, dass sich keine der beiden Frauen von der jeweils anderen in den Schatten stellen lässt – dieser Umstand legt den Grundstein für ein Duell auf Augenhöhe.
Ein starkes Stück Schauspielerinnenkino

Die langen Verhandlungen zu Regierungsentscheidungen gestalten sich zum anderen austauschbarer, schließlich wurde das Schicksal der beiden Frauen schon oft filmisch inszeniert und da sich die Verantwortlichen – mit einer Ausnahme – an der Realität orientieren, mangelt es «Maria Stuart, Königin von Schottland» eben zeitweise doch an Spannung, woran auch die theatereske Inszenierung nicht ganz unschuldig ist. Wenn sich die Herrscherinnen mit ihren Heerscharen an Beratern zu wichtigen Entscheidungen zurückziehen und es zu hochtrabenden Rededuellen kommt, weil trotz des Machtkampfes zwischen Maria Stuart und Elisabeth, 1. ja auch noch zwei Länder regiert werden wollen, macht Josie Rourke wenig daraus, dass sie mit dem schottischen Edinburgh und der Ortschaft Glencoe zwei eigentlich imposante Drehkulissen zur Verfügung hatte. Diese pickt sie sich dafür für prägende Einzelszenen heraus; ansonsten scheint bei der reduzierten Kammerspielinszenierung Rourkes Theaterherkunft durch.

Gleichzeitig kommen in dieser Szene aber auch all die Unsicherheiten beider Frauen zum Ausdruck, die mit dafür verantwortlich sind, dass es zu ebenjener Kooperation nicht gekommen ist. Und vorab haben viele kleine Szenen (darunter auch die explizit gezeigte Ermordung eines geheim homosexuellen Lords) dafür gesorgt, die Hauptfiguren in ihrem Dasein zu prägen, sodass sich anhand ihres Handelns vor allem der damalige Zustand der Länder ablesen lässt, die sie regiert haben.
Fazit
«Maria Stuart, Königin von Schottland» ist der überragend gespielte Machtkampf zwischen zwei Herrscherinnen, der immer dann besonders spannend ist, wenn Regisseurin Josie Rourke die Persönlichkeiten der Hauptfiguren in den Fokus rückt und weniger das politische Drumherum.
«Maria Stuart, Königin von Schottland» ist ab dem 17. Januar in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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