Es ist der Tag von Hitlers Machtergreifung
Filmfacts: «Das letzte Mahl»
- Eventstart: 30. Januar 2019
- Genre: Drama/Historie
- FSK: 12
- Laufzeit: 80 Min.
- Kamera: Konstantin Freyer
- Musik: Ingo Frenzel
- Buch: Florian Frerichs, Stephan Warnatsch
- Regie: Florian Frerichs
- Darsteller: Bruno Eyron, Michael Degen, Charles Brauer, Sharon Brauner, Patrick Mölleken, Bela B. Felsenheimer, Sandra von Ruffin, Judith Hoersch, Adrian Topol, Daphna Rosenthal, Mira Elisa Goeres und Werner Daehn
- OT: Das letzte Mahl (DE 2018)
Das Veröffentlichungsprozedere des deutschen Independent-Dramas «Das letzte Mahl» mutet zunächst einmal wie ein Fluch an, erweist sich nach mehrmaligem Nachdenken aber schnell als Segen: Der Film, der von ambitionierten Produzenten und Schauspielern verwirklicht wurde, denen die Sache – also das Aufklären über das, was am rechten Rand der deutschen Politik aktuell passiert – genauso wichtig war, wie Regisseur und Co-Drehbuchautor Florian Frerichs, kommt lediglich an einem einzigen Tag in die Kinos: Am 30. Januar 2019. Für weitere Präsentationen in öffentlichen Kinos zeichnen Filmpaten verantwortlich; also Sponsoren, die bereit sind, die Aufführung des Films zu bezahlen, um ihn dafür einer ausgewählten Zuschauergruppe wie beispielsweise Schulen zugänglich zu machen. Damit bekommen zwar von Anfang an nur wenig Leute die Möglichkeit, «Das letzte Mahl» regulär im Kino zu sehen. Gleichzeitig müssen die Macher keine leeren Säle fürchten. Wer eine Vorstellung ermöglicht, bringt das Publikum in der Regel direkt mit.
Filmpate für «Das letzte Mahl» werden
Die Macher von «Das letzte Mahl» haben also einen Plan: Ihr Film soll aufklären und im besten Fall präventiv wirken. Natürlich: Idealerweise kommen die Besucher erhellter aus dem Kino, als sie vorher hineingegangen sind. Ob in ihren Denkmustern festgefahrene Idioten sich von einem einzelnen Film in ihrer Ansicht erschüttert sehen werden, zweifeln wir trotzdem stark an. Aber darum geht es nicht. Vor allem deshalb, weil man den Verantwortlichen nicht vorwerfen kann, es nicht versucht zu haben. Auch wenn sich das vorwiegend an nur einem einzelnen Esstisch abspielende Dialogdrama zeitweise anschaut wie ein Theaterstück, verfehlt das ausdrucksstarke Skript (Florian Frerichs und Stephan Warnatsch) seine Wirkung nicht. «Das letzte Mahl» geht mit den zu damaliger Zeit vorherrschenden Zuständen deutlich ins Gericht. Und es mag zwar ein wenig konstruiert werden, dass sich an diesem Dinnertisch von jeder Meinung exakt ein Repräsentant wiederfindet, doch letztlich geht es hier ja nicht um das Schaffen größtmöglicher Plausibilität, sondern um eine Direktheit, die man sich gerade im Rahmen eines solch geradlinigen Projekts erlauben kann (und muss!), um die anvisierte Wirkung nicht zu verfehlen. «Das letzte Mahl» schaut man nicht aus Freude am Kino, Spaß an spektakulären Schauwerten oder bahnbrechenden Schauspielleistungen, sondern weil einem die Botschaft am Herzen liegt, sie vielleicht als Filmpate sogar anderen zugänglich machen möchte, weil man all diese Worte selbst nicht findet.
Im Anbetracht der noblen Intention, die sich hinter «Das letzte Mahl» verbirgt, fallen gewisse Schwachpunkte direkt weniger ins Gewicht. Die Darstellerinnen und Darsteller agieren gerade in der Anfangsphase ausladend, die Gesten sind groß, das Gesagte oft so überdeutlich formuliert, als müsse der Text auch noch die hintersten Reihen eines Theaters erreichen. Hinzu kommt, dass die Dialoge abseits ihres aufklärerischen Werts nur bedingt authentisch sind und man über die Figuren nur gerade so viel erfährt, dass man die von ihnen jeweils vertretene Meinung halbwegs einordnen kann. Damit macht auch Niemand eine Entwicklung durch – doch genau an diesem Punkt trifft «Das letzte Mahl» ins Schwarze. Florian Frerichs erzählt in seinem Film keine klassische Geschichte, es gibt keine handelsübliche Dramaturgie, kein Happy End oder sonst irgendwas, womit man sich in die Fiktionalität dieses Szenarios hineindenken kann. «Das letzte Mahl» ist direkte Konfrontation mit einem Zustand – und wie sehr dieser Zustand in den Dreißigerjahren mit dem jetzigen in Deutschland zusammenhängt, wird einem immer wieder auf erschreckende Weise vor Augen geführt, wenn man ebenjene schließt und in dem Moment nicht weiß: Ist das noch damals oder schon heute?
«Das letzte Mahl» erhält einen Eventkinostart ab dem 30. Januar 2019.
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