Filmfacts: «Zoolander No. 2»
- Regie: Ben Stiller
- Produktion: Stuart Cornfeld, Jeff Mann, Scott Rudin, Ben Stiller, Clayton Townsend
- Drehbuch: Justin Theroux, Ben Stiller, Nicholas Stoller, John Hamburg
- Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Penélope Cruz, Will Farrell, Milla Jovovich, Justin Theroux, Christine Taylor
- Musik: Ben Stiller, Owen Wilson, Penélope Cruz
- Kamera: Dan Mindel
- Schnitt: Greg Hayden
- Veröffentlichungsjahr: 2016
- Laufzeit: 101 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
In der Modewelt unterscheidet man innerhalb der gehobenen Preisklasse zwei verschiedene Stile. Die prêt-à-porter, was wörtlich übersetzt soviel wie „bereit zum Tragen“ bedeutet und Kleidung beschreibt, die sich im Alltag verwenden lässt, und die haute couture – Mode-Kreationen, wie man sie in erster Linie auf dem Laufsteg diverser High-Class-Modelabels wiederfindet. Nutzbarkeit gegen Exzentrik, zweckmäßig gegen auffällig, erschwinglich gegen preislich horrend: Als Fashionvictim muss man sich irgendwann für eine Seite entscheiden. Es ist also ein bisschen wie im Kino, in dem der Kampf zwischen Anspruch und Entertainment jeden Starttag aufs Neue ausgetragen wird. Der Filmkultur muss man allerdings zugute halten, dass sich die beiden Seiten hier durchaus vereinen lassen, während Modekenner in ihrer Einordnung der Kleidungsstücke schon ganz genau unterscheiden müssen. Als Designer müssen diese nämlich ganz besondere Kriterien erfüllen, um sich einer der beiden Klassifikationen zuordnen lassen zu können. Nur wenige Labels dürfen sich überhaupt damit schmücken, echte haute-couture-Mode anbieten zu dürfen.
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Neben ihm sind erneut Owen Wilson («Inherent Vice – Natürliche Mängel») als sein zänkischer Widersacher Hansel, Penélope Cruz («The Counselor») als verpeilte Interpol-Agentin Valentina, eine nicht wiederzuerkennende Kristen Wiig («Der Marsianer – Rettet Mark Watney») als mit einem irren Fantasieakzent ausgestattete Designerin Alexanya Atoz und Will Ferrell («Der Knastcoach») als Bösewicht Mugatu zu sehen.
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Wen genau die Macher diesmal für die kleinen und großen Gastauftritte in «Zoolander No. 2» gewinnen konnten, sei aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht verraten. Darüber hinaus möchten wir allen interessierten Lesern ans Herz legen, sämtliche Werbetrailer vorab zu meiden, denn viele Momente innerhalb des Films entfalten ihren ganzen Witz erst durch den Überraschungseffekt während des plötzlichen Auftauchens einzelner Darsteller. Nur so viel sei verraten: Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten und es gibt ein regelrechtes Schaulaufen diverser Gaststars die in ihren schrillen Kostümen und exzentrischen Auftritten teilweise nur schwer zu erkennen sind.
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Da Derek Zoolander und Hansel noch aus Teil eins bekannt sind, haben es Stiller und Wilson nicht allzu schwer, an den emotionalen Backround ihrer Figuren anzuknüpfen. Doch gerade Penélope Cruz überrascht; macht sie ihre Rolle der Ermittlerin Valentina doch zu einer interessanten Frau, die trotz lapidarer Backroundinformationen wie jene, dass sie nach wie vor darunter leidet, dass sie als Model einst nur Bademode präsentieren durfte, ein Profil besitzt, dessen Anziehung auf die beiden männlichen Hauptfiguren man als Zuschauer nachvollziehen kann.
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Angesichts der immensen Pointen-Schlagzahl ist das ohnehin kein Wunder. Die vier Drehbuchautoren um Ben Stiller und Justin Theroux («Tropic Thunder») lassen keinen Stein auf dem anderen, schrecken vor nichts und Niemandem zurück und jede noch so kleine Gruppe ethnischer Herkunft oder sexueller Ausrichtung bekommt liebevoll ihr Fett weg. Das stellt manch eine erwartbare Storywendung in den Schatten und dürfte darüber hinaus jenen Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen, die sich vorab über die Figur des androgynen Models All echauffierten und den Autoren vorwarfen, sich hier auf Kosten einer gesamten sexuellen Orientierung lustig zu machen. Das ist schlicht nicht richtig, da es den Kern des Humorverständnisses von «Zoolander No. 2» unberücksichtigt lässt. Hier geht es Niemandem darum, über Klischees zu lachen, sondern sie zu demaskieren, zu unterwandern, sich nicht davor zu scheuen, mit ihnen zu lachen.
Es steckt also überraschend viel Hintersinn in «Zoolander No. 2». Neue Figuren, neue Ideen, neue Umstände: Ganz wie die Mode selbst hat sich auch Ben Stiller in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder neu erfunden. Nach feinen Charakterstudien wie die Romanverfilmung um Walter Mitty darf er nun nach einer humoristischen Generalüberholung wieder einmal voll auf die – pardon – Kacke hauen und macht das in «Zoolander No. 2» hauptsächlich oberhalb der Gürtellinie. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Komödie besonders brav wäre. Ihr freches Augenzwinkern erhält sie sich durch ihre genaue Beobachtungsgabe der Modebranche. Der Film lässt schlussendlich nur einen Schluss zu: Es ist viel zu selten, dass diese oberflächliche Werbemaschinerie ihr Fett weg bekommt!
«Zoolander No. 2» ist auf DVD und Blu-Ray erschienen sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Google Play, Microsoft, Rakuten TV, Videoload, Sony und Chili abrufbar.
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