Cast & Crew
Vor der Kamera:Lisa Wagner als Winnie Heller
Lavinia Wilson als Isabel Voigt
Peter Benedict als Burkhard Hinnrichs
Lena Stolze als Dr. Jacobi
Maria Hartmann als Gisela Heller
Karsten Mielke als Dirk Köster
Anne Weinknecht als Laura Dobisch
Hinter der Kamera:
Produktion: Ziegler Film GmbH & Co. KG
Drehbuch: Mathias Klaschka
Regie: Christiane Balthasar
Kamera: Hannes Hubach
Winnie Heller (Lisa Wagner) ist vielleicht Deutschlands einzige Fernsehkommissarin, die ungerührt forsch und selbstbewusst auftritt und dieses Charaktermerkmal nicht mit forcierter Sexualisierung oder umwundener Sanftheit im außerberuflichen Lebensbereich konterkarieren muss. Winnie Heller ist Einzelkämpferin, damit nicht immer vollends glücklich, aber mit sich im Reinen. Sie lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen, ist aufsässig in jeglicher Hierarchie, hat einen wachen Verstand und stahlharte ethische Werte, die sie rigoros verteidigt. Kurz: Sie ist eine von Fernsehdeutschlands ganz wenigen ernsthaft starken Frauenfiguren. Dass sie (mittelbar) gerade diese Stärke in die Klapse geführt hat, passt da nicht ins Bild, wenn es angesichts dieses Kontexts nicht gar sauer aufstößt.
Trotz gerade absolviertem Psychiatrieaufenthalt lässt der nächste Fall nicht lange auf sich warten. Ein Triebtäter hat sich beim Gefangenentransport befreien können, seinen Wächter erschossen und die Flucht ergriffen. Die dafür benötigte Waffe hatte ihm zuvor ein Helfershelfer bereitgelegt. Dass der getötete Justizbedienstete zugleich der Ehemann der Anstaltsleiterin war, lässt Heller und ihre neue Kollegin Voigt (Lavinia Wilson) richtigerweise hellhörig werden, die durchwegs exzellenten Sozialprognosen der Gefängnispsychologin dagegen nur mit dem Kopf schütteln: kein öffentlich-rechtlicher Krimi ohne ein wenig theatralisches Entsetzen.
Spannender ist, wie eines der Opfer des Triebtäters mit dem Umstand umgeht, dass sein Vergewaltiger und Beinahe-Mörder wieder auf freiem Fuß ist: Die Tat hat die Frau verändert, „ich bin jemand anders geworden“, lautet der vielsagende Kernsatz, der auch Winnie Heller beschreibt.
Das Drehbuch setzt seiner Hauptfigur behutsam weitere Nadelstiche: Ihre Mutter wird hackestramm von den Kollegen aufgegriffen; sie hatte sich im Urlaub mit ihrem Lebenspartner überworfen und malträtiert nun ihre Tochter mit Details aus ihrem geriatrischen Sexualleben, ihrer selbstsüchtigen Umsorgung und ihrer Unfähigkeit, alleine zu sein. Und dass Winnie Heller den Todesfall ihres Vaters so völlig kommentar- und tränenlos wegsteckt, wertet dieser Film ebenfalls als überdeutliches Zeichen, dass mit der Frau etwas nicht stimmt.
Der dramaturgische Fehler, den „Herzversagen“ dabei macht, besteht im Pathologisieren dieser seelischen Unwägbarkeiten, was vor allem im Vergleich zu den, nun ja, durchgeknallteren Frauenfiguren sonderbar anmutet: nämlich einer weggetretenen Gärtnereibesitzerin, die dem unscheinbar-gruseligen Triebtäter eine bis zur Selbstverleugnung gehende romantische Ergebenheit entgegenbringt, und seiner anderen Partnerin, die seine ganzen ekelhaften Verbrechen bestreitet. Doch nicht nur im Vergleich zu diesen Charakteren, sondern auch zu den meisten ihrer Kommissarkollegen aus anderen deutschen Serien wirkt Kommissarin Heller trotz des einen oder anderen Aussetzers bei völlig klarem Verstand. Nur warum wird sie dann als die Geistesgestörte vom Dienst geführt?
Das ZDF zeigt «Kommissarin Heller – Herzversagen» am Samstag, den 16. Februar um 20.15 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
14.02.2019 10:32 Uhr 1
17.02.2019 10:27 Uhr 2
Mir hat er jedenfalls sehr gefallen- gut einige Passagen waren meiner Meinung etwas überzogen!