Die Kritiker

Deutsch-deutsche Tätersuche: «Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod»

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Der Zweiteiler «Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod» erzählt in einer Mischung aus Krimidrama und Thriller von deutsch-deutscher Geschichte.

Cast und Crew

  • Regie: Hans Steinbichler
  • Drehbuch: Christoph Silber, Thorsten Wettcke
  • Darsteller: Silke Bodenbender, Ronald Zehrfeld, Jörg Schüttauf, Godehard Giese, David Schütter, Zsá Zsá Inci Bürkle, Lisa Tomaschewsky, Jördis Triebel, Llewellyn Reichmann, Adam Venhaus, Uwe Preuss, Thomas Bading, Stefan Merki
  • Kamera: Christian Marohl
  • Schnitt: Wolgang Weigl
  • Musik: Mathias Rehfeldt
Was wäre, wenn: Der Zweiteiler «Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod» ist ein Stück plausibler Spekulation. Noch vor dem Mauerfall wuchsen in den späten Achtzigerjahren die BRD und die DDR zumindest auf manchen Arbeitsebenen zusammen. So kam es zu polizeilicher Zusammenarbeit. Und selbst wenn keine grenzüberschreitende Mordermittlung überliefert ist, malt sich dieser Krimithriller aus, wie das hätte aussehen können. Wenn man so will, ist «Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod» ein innerdeutsches (beziehungsweises deutsch-deutsches) «Die Brücke» oder «Der Pass»: Eine Mordserie an jungen Frauen ruft zwei Polizisten aus der DDR auf den Plan, die Unterstützung durch eine Profilerin aus West-Deutschland erhalten.

Eingangs können die DDR-Polizisten nichts mit der BRD-Profilerin und ihren Methoden anfangen. Doch da die scheinbar betuliche Dorf- und Waldgegend im Harz weiterhin von Frauenmorden erschüttert wird, muss man auf beiden Seiten über den eigenen Schatten springen, um für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Gleichzeitig jedoch fördern die Ermittlungen familiäre und politische Konflikte in den Zeiten der Perestroika zutage, wodurch es zu neuen, immer größeren Auseinandersetzungen kommt …

Regisseur Hans Steinbichler («Das Tagebuch der Anne Frank») kommentiert das Konzept seines Zweiteilers: "Sowohl die beiden deutschen Staaten als auch die Protagonisten, der Kommissar und die Polizistin, versuchen hier das faktisch nicht Gewollte und daher eben auch Unmögliche: sich zu verständigen und den jeweils anderen zu verstehen und anzunehmen." Er führt weiter aus: "Wir wissen, dass es Polizeiarbeit zwischen dem Westen und dem Osten gab. In dieser Form, wie wir es erzählen, wäre es wohl auch möglich gewesen, aber wir haben keine Kenntnis, ob es jemals so passiert ist."

Steinbichlers eigene Beobachtungen aus der Zeit des getrennten Deutschlands beeinflusst auch die Figurenzeichnung im Film: "Die DDR erschien mir als eine große Gemeinschaft. Den Westen, aus dem ich stamme, und seine Bewohner hingegen sah ich als Einzelkämpfer. Das war und ist meine durchaus romantische und unpolitische Sicht auf das Verhältnis der beiden deutschen Staaten." Weiter führt er aus: "In diesem Licht und mit dieser Erinnerung habe ich zusammen mit Silke Bodenbender, die im Bonn der alten Bundesrepublik geboren wurde, und Ronald Zehrfeld, der aus Ost-Berlin kommt, auch in der "Walpurgisnacht" versucht, die Stimmung des Films zu zeichnen."

Zehrfeld und Bodenbender geben ihre so gegensätzlichen Figuren mit großer schauspielerischer Intensität, ohne auf große Gesten zurückzugreifen. Sie brühen in den Emotionen ihrer Figuren, machen ihnen lange Zeit nur durch Blicke und sich verziehende Mundwinkel Platz. Auch Jörg Schüttauf punktet mit reduziertem Spiel. An Leben gewinnt die «Walpurgisnacht» wiederum durch das Trio Lisa Tomaschewsky als Teilnehmerin an einer Misswahl, die sich in Zehrfelds Polizisten Albers verguckt, David Schütter als verschwitzter Fotograf und Zsá Zsá Inci Bürkle, deren Rolle der Steffi von der doppelzüngigen Dorfgemeinschaft als Hure verschrien wird.

Diese Drei wiegen das Ermittlertrio auf, indem sie ihren nuancierten, spitz geschriebenen Figuren mit größerer mimischer Bandbreite Leben einhauchen dürfen. Audivisuell verleiht Steinbichler dem Thriller indes eine grieselig-matschig-grimme Ästhetik mit prägnanter Filmmusik inklusive elektronischer Versatzstücke und einem harten Finale.

«Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod» ist am 18. und 20. Februar 2019 im ZDF zu sehen, jeweils ab 20.15 Uhr.

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