Die Kritiker

«Schöne heile Welt»

von

Die Produktion von SWR in Koproduktion mit arte zeigt mit sozialkritischen Tönen gute Ansätze, überzeugt aber in der Ausarbeitung weniger.

Cast und Crew

  • Regie und Drehbuch: Gernot Krää
  • Kamera: Jürgen Carle
  • Schnitt: Barbara Brückner
  • Musik: Stephan Römer
  • Darsteller: Richy Müller, N’Tarila Kouka, Claudia Mongumu, Jeanne Depréz, David Liske, Ferdinand Grözinger, Max Ruhbaum, Oliver Jacobs, Gisela Straehle
Bis zur Szene, in der Willi Kronast (gespielt von Richy Müller) zum ersten Mal seit Jahren auf seinen Sohn Erich (gespielt von David Lsike) trifft, schafft der Autor und Regisseur Gernot Krää die schmale Gratwanderung Mitleid mit dem unsympathischen Nörgler und Alltagsrassisten Willi zu erzeugen. «Schöne heile Welt» erzählt die Geschichte eines von der Gesellschaft abgehängten, arbeitslosen Mittfünfziger, der nicht zuletzt selbst verschuldetet einigen Groll aufs Leben und damit auch auf sich selbst hegt.

Richy Müller flößt dem lakonischen Grantler viel Leben ein. Die Figur des Willi, der im Laufe des Films einem jungen Flüchtling aus Afrika ein Ziehvater wird, ist allerdings stark auf Stereotype gebaut. Diese charakterliche Oberflächlichkeit hätte man besser etwas nuancierter verpackt. So präsentiert sie sich meist in ironischen Witzchen, die aber seit 20 Jahren bereits ihr Ablaufdatum überschritten haben.

Der Zuschauer muss immer im Hinterkopf behalten, dass es sich hier nicht um die Realität handelt. „Es handelt sich ja doch mehr um ein Märchen als um die Realität,“ befindet Richy Müller. Somit steht Willi auch eher als Symbolfigur für viele Schieflagen in einer kapitalistischen und globalisierten Welt. Sein Pendant ist der junge Franz, der ebenfalls an den Rand der Gesellschaft gespült wurde, dafür allerdings wesentlich weniger Schuld trägt. Willi sieht die Schuld jedoch nie bei sich.

Auffällig ist, wie wenig Dialoge im Film auftreten. Der Junge Fianarantsoa, den Willi kurzerhand in Franz umtauft, spricht kein Deutsch, ebenso wenig wie dessen Darsteller N’Tarila Kouka. Dass Absichten und Gefühle dennoch gut vermittelt werden, liegt zu einen an der schauspielerischen Leistung, zum anderen aber auch an der gut gewählten Hintergrundmusik. Gernot Krää lobt seinen Komponisten Stephan Römer zurecht: „Nachdem der Film ja mehr über Bilder und Stimmungen als über Dialog erzählt wird, spielt die Musik in der Tat eine wichtige Rolle. Ich wollte afrikanische Klänge, aber nichts Folkloristisches. Stephan Römer hat uns dann diese wunderschöne jazzige, unaufdringliche Filmmusik komponiert.“ Schade nur, dass man damit am Höhepunkt des Films etwas bricht. Statt weiterhin unaufdringlich zu bleiben, kommen die Stereotypen zurück. Franz muss beim Eislaufwettbewerb zu den Trommeln des Safri-Duos tanzen.

Der Ansatz von Gernot Krää, der Gesellschaft ein Stück weit den Spiegel vorzuhalten und offen Kritik zu äußern, ist zwar durchaus löblich, wird allerdings mit einer oberflächlichen Inszenierung etwas unterwandert. Das schauspielerische Talent der Darsteller lässt die Figuren zwar anschaulich zu Leben erwecken, aber wirklich tiefgreifende Erkenntnisse schaffen sie auch nicht.

Das Erste zeigt den Spielfilm «Schöne heile Welt» am Mittwoch, den 20. Februar, um 20:15 Uhr.

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