Filmfacts: «Tucker & Dale vs. Evil»
- Regie: Eli Craig
- Produktion: Morgan Jurgenson, Albert Klychak, Rosanne Milliken, Deepak Nayar
- Drehbuch: Eli Craig, Morgan Jurgenson
- Darsteller: Tyler Labine, Alan Tudyk, Katrina Bowden, Jesse Moss, Philip Granger, Brandon Jay McLaren, Christie Laing
- Musik: Mike Shields
- Kamera: Mike Shields
- Schnitt: Bridget Durnford
- Veröffentlichungsjahr: 2011
- Laufzeit: 89 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
An der Hütte angekommen ereignen sich schon bald weitere Missverständnisse und Kuriositäten, welche die Angst der Collegekids vor den Heimwerkern nur noch mehr schüren. Als die beiden die sympathische Studentin Allison (Katrina Bowden) nach einem Unfall aus dem See in ihr Boot ziehen und den Jugendlichen lautstark Bescheid geben ihre Freundin zu „haben“, nimmt das Schicksal schließlich seinen Lauf. Nun sicher, dass es sich bei Tucker und Dale um Psychopathen handelt, die ihre Freundin entführt haben, obwohl diese Allison in ihrer Hütte lediglich aufpäppeln, machen sich die verbliebenen acht auf die Jagd nach den beiden Ahnungslosen. Ihr Ziel: Allison befreien und den gefährlichen Psychopathen das Handwerk legen. Doch auch Tucker und Dale haben sich mittlerweile ihr ganz eigenes Bild von der Bande gemacht: warum zur Hölle haben sich diese Jugendlichen ausgerechnet ihren Wald ausgesucht, um gemeinsam Selbstmord zu begehen?
Schaut man sich noch heute das erste aller Teaser-Plakat von «Tucker & Dale vs. Evil» an, so kommt schnell die Vermutung auf, dass der Film erneut pompöses, aber bereits da gewesenes Splatter-Kino bietet. Wenig Handlung, viel Gemetzel – bekannter Stoff eben. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Ohne den Splatter des Films herabsetzen zu wollen – was einem hier an Blut und Gedärmen geboten wird ist schon ziemlich harte Kost – so hat «Tucker and Dale vs. Evil» seine ganz eigenen Ideen, mit den Genremechanismen zu spielen, sie auf den Kopf zu stellen und alle erdenlichen Horrorfilmklischees ad absurdum zu führen.
Auf die Hauptdarsteller trifft dieser Umstand allerdings nicht zu. Es werden die üblichen Backwood-Horror-Standard-Charaktere ausgepackt. Tyler Labine («Zack and Miri make a Porno») und Alan Tudyk («Beim ersten Mal»), wurden die Rollen der – eigentlich (!) – psychopathischen Hinterwäldler wie auf den Leib geschrieben. Äußerlich schon wenig sympathisch und ansprechend, können sie in diesem Fall allerdings ein weiches Herz aufweisen. Besonders Labine spielt die Rolle des dicklichen Dale mit viel Herzblut und Charme, ohne dabei albern oder unreif zu wirken. Selbiges gilt für Tudyk. Zwar versteckt sich Tuckers emotionaler Kern ab und an hinter rustikalem Selbstbewusstsein, dennoch ist auch er weit davon entfernt, Jugendliche abzumurksen. Einzig die sinnlose Angst der Collegekids lässt den Zuschauer erst darüber nachdenken, ob die beiden als Axtmörder etwas taugen würden.
Die Jugendlichen bedienen dagegen rigoros sämtliche Klischees. Da gibt es die schöne Blonde, die Dümmliche, das Püppchen, die Heulsuse, den Macho. Und alle zusammen ergeben das stereotype Bild einer Gruppe Collegestudenten ab. Dass diese jedoch entgegen der üblichen Kost nicht feige vor dem Unheil davon laufen, sondern den Konflikt regelrecht suchen, indem sie sich wilde Theorien zusammenspinnen (vermutlich basierend auf sämtlichen Horrorfilmen) und gemeinsam gegen das Böse kämpfen wollen, anstatt sich niedermeucheln zu lassen, ist neu. Und nicht nur das, sondern man fragt sich auch, warum man nicht schon viel früher auf die Idee kam, sämtlichen Vorgänger-Collegekids die Portion Überlebenswillen einzuhauchen, die den Exemplaren dieses Films zugestanden wurde.
Alles in allem wäre damit der Punkt „Darsteller und Figuren“ mit einem großen Plus abgehakt.Die Story verdient dagegen gleich noch das eine oder andere Plus mehr. Wie oft schaut man sich einen Horrorfilm an und denkt sich, die und die Handlung schon x-mal gesehen zu haben. Bei «Tucker & Dale vs. Evil» erlaubt es sich dieser Gedankengang, nicht mal ansatzweise zu entstehen. Einen Splatterfilm ohne einen Mörder mit (oder ohne) Motiv zu drehen, sondern die kuriosesten Situationen als Entstehung von blutigen Szenen zu machen, sodass sich im Laufe der Zeit eine tödliche Spirale entwickelt, war zum damaligen Zeitpunkt regelrecht bahnbrechend. Die Macher sehen in Gänze von bewusst herbeigeführten Gewaltszenen ab und bauen stattdessen auf den Zufall. Zudem verzichtet man auf den Aufbau einer Figur zum Antagonisten, da niemand etwas Böses im Schilde führt. Harmlose Umstände werden in ihrem Zusammenhang zugleich komisch, als auch gefährlich und ginge es im Großen und Ganzen nicht um Leben und Tod, so könnte man es den nach und nach dahinraffenden Teenagern so richtig gönnen, dass sie in ihrer kopflosen Panik früher oder später den Tod finden.
Ganz anders Tucker und Dale, die sich im Laufe der Handlung immer weiter in die Herzen der Zuschauer spielen. So wünscht man sich, dass sich die vielen Missverständnisse doch irgendwann aufklären, stattdessen rücken die beiden Sympathlinge immer weiter in die Ecke der Psychopathen, ohne dass sie jemals etwas Böses gewollt hätten. So entsteht auf der einen Seite das Mitfiebern mit den beiden Hinterwäldlern und die Hoffnung darauf, dass sie nicht weiter aus Versehen für diverse Tode verantwortlich gemacht werden, auf der anderen Seite ist die Entstehung und Ursache dieser Todesfälle viel zu komisch, als dass man sie verhindern möchte. Was bleibt, ist ein zwiegespaltener Zuschauer, der sich gleichzeitig amüsiert, als auch ekelt. Denn die Splatterszenen, die zwar nicht den Großteil der Laufzeit einnehmen, aber auch nicht gerade rar gesät sind, haben es in sich. Die Kamera geht gern näher ran, das Blut strömt und spritzt nur so, aber auch abgetrennte Unterkörper haben durchaus ihren Unterhaltungswert (siehe: Teaserplakat). Somit ist schnell klar, dass das Blut und der Horror in dieser Komödie weniger im Mittelpunkt stehen, als vielmehr der Humor.
«Tucker & Dale vs. Evil» ist auf DVD und Blu-ray erschienen und via Amazon, Maxdome, iTunes, Google Play, Sky Go, Videobuster, Microsoft, Rakuten TV, Videoload und Sony abrufbar.
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