Hingeschaut

«Das Ding des Jahres»: Kleine Verbesserungen, solide Wirkung

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Die zweite Staffel der Raab-Showidee «Das Ding des Jahres» hat kleine Konzeptanpassungen hinter sich – und das hat sich bereits bezahlt gemacht.

Neue Staffel, neuer Sendeplatz, Detailverbesserungen am Konzept: «Das Ding des Jahres» ist zurück, und das in besserer Form als noch in der Premierenstaffel. Statt einmalig am Freitag und daraufhin am Samstag zu laufen, wo die ProSieben-Kernzielgruppe eher spektakuläres Entertainment verlangt, um an den Fernseher gelockt zu werden, läuft «Das Ding des Jahres» nun am Dienstagabend. Als kurzweilige Show, um während der Schul-, Studien- und Arbeitswoche einen Fernsehabend zu versüßen – und auf dem von «Die Höhle der Löwen» erlernten Slot für Gründer- und Ideenshows. Die Quoten zeigen, dass diese Umüberlegung funktioniert: Die ersten beiden Ausgaben der neuen Staffel liefen bei Jung und Alt besser als vom Samstagsslot gewohnt.

In der Zielgruppe standen bislang erfreuliche 13,0 und 13,1 Prozent Marktanteil auf dem Zettel, womit «Das Ding des Jahres» in Jahr zwei alles bislang dagewesene in dieser Showhistorie schlägt – bis auf die Auftaktfolge, die gewiss auch von der Neugierde profitierte, was denn Raabs erste Showidee nach seinem #Raabschied so kann. Insgesamt wurden dieses Jahr bisher sehr gute 5,3 Prozent (was 2018 einmal eingefahren und einmal überboten wurde) und 5,5 Prozent erreicht.

Aber es ist wahrscheinlich nicht allein der neue Sendeplatz, der «Das Ding des Jahres» gut tut. Auch in der Umsetzung wurden Verbesserungen geboten. Die machen «Das Ding des Jahres» zwar noch immer nicht zum TV-Pflichttermin schlechthin, aber sie heben die neuen Ausgaben über das Niveau der Vorjahresstaffel.

Zügigkeit, wenn schon kein Anspruch wartet


«Die Höhle der Löwen» wartet bei VOX mit ausführlichen Pitches auf, teilweise wird die Grenze von 40 Minuten überboten, wenn Gründerinnen und Gründer ihren potentiellen Investoren nicht nur ihr Produkt, sondern auch ihr Geschäfts- und Vermarktungsmodell vorstellen und anfangen, über die Höhe von Finanzspritzen und die Menge an zu veräußernden Firmenanteilen zu verhandeln. Diese Länge ist gerechtfertigt: In «Die Höhle der Löwen» geht es um große Summen, Geschäftsexistenzen sowie mitunter um konkurrierende Investoren. Nicht jeder «Die Höhle der Löwen»-Pitch hat eine hohe Informationsdichte, aber wenn die Redaktion beschließt, einem Pitch viel Laufzeit einzuräumen, dann hat dies üblicherweise auch einen nachvollziehbaren Grund.

«Das Ding des Jahres» ließ sich in Staffel eins ebenfalls Zeit, die Produkte vorzustellen, die sich die klugen Köpfe so ausgedacht haben, die es daraufhin ins Fernsehen zog. Ein kreativer Entschluss, der nicht fruchtete: «Das Ding des Jahres» ist "fluffiger", seichter als «Die Höhle der Löwen». Es gibt keine Konkurrenz zwischen den Juroren, es geht nicht bei jedem einzelnen Deal um hohe Finanzspritzen und um griffigen Businesstalk – es geht die ganze Staffel über um einen Vertriebs- und Werbedeal. Die Fallhöhe ist niedriger, es gibt weniger relevante Fragen, die die Erfinderinnen und Erfinder zu beantworten haben – und somit ist ein Pitch früher ausgelutscht als bei den Löwen.

Die zweite Staffel «Das Ding des Jahres» strafft die Pitches. Manche von ihnen sind weiterhin etwas gestreckt, gemeinhin findet die «Das Ding des Jahres»-Redaktion nun aber ein Tempo, das dem gebotenen Gehalt angemessen ist. Mal klettert die ganze Jury in ein Autozelt, freut sich ein wenig, gibt ihr Urteil ab und fertig. Mal redet sich der Erfinder einer absurden Businesstasche inklusive Angeber-Geldbörse in Rage und wird von Joko verwirrt angegrinst - «Das Ding des Jahres» vergrößert den Unterhaltungsfaktor in Staffel zwei, indem die Pitches auf ihre Essenz, die "Was ist das denn für 'ne Idee?"-Reaktion, reduziert werden.

Die Duelle ergeben nun Sinn


In Staffel eins musste das Saalpublikum unter anderem zwischen einem Cocktailmischautomaten und einem Kinderfußgrößenmessgerät entscheiden, zwischen einem PKW-Anhänger und einer Tasche, die auch eine Weste oder ein Rock sein kann, sowie zwischen einem Teebeutellöffel und einer Regenschutzscheibe für Motorradfahrräder. Das ist kurios bis sinnbefreit, und auch fürs TV-Publikum sind diese Duelle zwischen Äpfel und Birnen nur mäßig spannend, da die Vergleichbarkeit gering ist und somit die Spannung, was sich durchsetzen wird, ebenfalls mäßig ausfällt.

Staffel zwei setzt in den Duellen auf vergleichbare Produkte: Zwei Haushaltshelfer, zwei Ideen für Outdoormobilität, und so weiter. Das vergrößert den Mitknobelfaktor "Was erledigt seinen Job wirklich besser?" und macht so den Ausgang der Votingphase interessanter. Am Ende der Folge bleibt natürlich weiter der Gemischtwarenladenfaktor, da es keine Themenfolgen gibt. Aber es ist schonmal eine Verbesserung.

Und was gibt’s noch zu verbessern?


Ein bisschen mehr Tempo braucht «Das Ding des Jahres» weiterhin, und es steht noch immer die Frage im Raum, ob das Format nicht an Spannung und Biss zulegen würde, hätte die Jury keine rein kosmetische Funktion. Trotzdem zeigen die kleinen Konzeptanpassungen bereits, wie aus einem etwas ernüchternden ein kurzweiligeres «Ding des Jahres» werden kann.

«Das Ding des Jahres» ist weiterhin immer dienstags um 20.15 Uhr bei ProSieben zu sehen.

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