Hingeschaut

«Temptation Island»: Ein bisschen stolz

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Ganze 18 Jahre hat es gedauert, bis RTL «Temptation Island» neu aufgelegt hat. Oliver Geissen wurde durch Angela Finger-Erben ersetzt und auch sonst erinnert die 2019-Version wenig an die Show aus 2001. Quotenmeter.de hat sich die erste Folge angeschaut.

Das Prinzip von «Temptation Island» ist schnell erklärt: Vier Paare werden nach dem Geschlecht getrennt, ziehen in eine schicke Villa und werden von jeweils elf Singles in RTLs Hoffnung, dass möglichst viel passieren wird, begattet. Der Partner und die Partnerin sehen daraufhin in Videos, was der oder die Angebetete am vergangenen Tag trieb. RTL betreibt natürlich Schützenhilfe, damit bloß viel sendetaugliches Material entsteht – aber dazu später mehr.

Nach dem Intro – schöne Grüße übrigens von «Desperate Housewives», den roten Apfel und die Schlange darf man in Köln nun sehr gern eintuppern – reichen Angela Finger-Erben zwei Sätze, ehe es etwas abrupt und übergangslos direkt in die Kandidatenvorstellung geht. Ein Paar, das fünf Jahre zusammen ist und ein ganz frisch Liiertes, das sich erst sechs Monate erträgt. Wenn man gerade bei Letzteren die Zeit der Castingphase vor Augen hat, könnte man vermuten, man habe die Teilnahme bei «Temptation Island» bereits beim romantischen ersten Date geplant. Es muss wohl – wie bei allen Paaren – die wahre Liebe sein.

RTL versucht alles, um die Hürden für ein von der Kamera begleitetes Fremdgehen so einfach wie möglich zu gestalten. Es gibt Alkohol in rauen Mengen, sogar auf ein alkoholzentriertes Date geht es beim „Cocktails-Mmixen“. Hier entstehen so tolle Dialoge wie „Trinkst du?“ – „Nur, wenn ich weggehe… Aber ich geh‘ eigentlich immer weg. Ich arbeite in einem Club.“ Dass in den Schlafzimmern aller Kandidaten Schüsseln mit Kondomen stehen, tut sein Übriges.

Die Vorstellung der Singles hat ein besonderes Schmankerl mitgebracht: Die Singles verteilen Blumenketten an die Verpaarten – je mehr, desto heißer. Ein Zitat blieb hängen und sagt viel mehr über «Temptation Island» aus, als es jeder Pressetext könnte. Lena, 22, über ihren Freund Robin: „Am Anfang hat er keine Ketten bekommen und ich dachte oh Gott, das ist jetzt ja nicht so ´ne Motivation für ihn. Und als er dann die Ketten gekriegt hat, war ich schon ein bisschen stolz.“ Hier freut sich also eine Freundin darüber, dass größtmöglich viele Singles ihren Freund heiß finden. Und ist ein bisschen stolz. Und erleichtert, dass er bei viele Damen ankam. Wofür dies allerdings eine Motivation sein soll, ist die große Frage – im Bewusstsein, dass es in der Show um nichts anderes als das Fremdgehen geht, ist diese Aussage äußerst spannend.

Das Casting der Paare wirft generell einige Fragen auf. Bis auf Christina und Salvatore sind die sechs restlichen Köpfe recht farblos, nahezu langweilig. Und kaum gut genug für das Format. Wobei man hier definitiv betonen muss, dass nicht „gut genug“ ein Äquivalent für „zu normal“ ist. Allesamt sind sie sympathisch, aber sagen wir es, wie es ist: In solch einem Format will niemand nette, ruhige Menschen sehen. Christina und Salvatore teilen die Sympathie, haben allerdings das gewisse Etwas. Salvatore war bereits vor «Temptation Island» kein Kind von Traurigkeit und das weiß auch seine Freundin. Und gerade das ist für so eine Show genau das Kanonenfutter, das gebraucht wird. Schade, dass das Casting hier zu vorsichtig war.

Zu den Singles: Wir als voyeuristische Zuschauer kennen den «Bachelor» und die «Bachelorette», «Love Island» und «Take Me Out» und haben einen hohen Anspruch an die Kandidatinnen und Kandidaten. Aus den benannten Shows wurde auch eine Auslese auf die Insel gekarrt. Sie sollen uns unterhalten, die Show aufmischen und der Grund sein, wieso wir jede Woche wieder einschalten. Hier hat man bei «Temptation Island», so suggeriert es zumindest die Pilotfolge, wie auch bei den Paaren nicht genug Mut besessen. Womöglich wird es im Laufe der Zeit besser und die Damen und Herren kommen mehr aus sich heraus. Es wäre der Show zu wünschen, denn handwerklich ist an «Temptation Island» absolut nichts auszusetzen.

Und da wären wir beim Setting und der Musik. Die Villen, das Lagerfeuer – die Drehorte sind ausnahmslos mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden und vermitteln das Inselgefühl deutlich. Noch exorbitant besser ist die musikalische Untermalung der Szenen. Kaum war eine Realityshow besser musikalisch begleitet als diese, wenn man mal das Stammesoberhaupt dieser Formate aus Australien ausklammert. Und hier wären wir dann auch beim einzigen Highlight der Singles: Giulie, die Jurastudentin. Trifft man sie auf der Straße, würde man als Letztes vermuten, dass sie später mal Anwältin ist und man wünscht sich, dass sie für die Gegenseite arbeitet. Als sie nur mit einem Slip bekleidet in den Pool springt, wird Hugels „What The Fuck?“ eingespielt. Bei Giulies Auftreten wird sofort klar, dass sie viel Dschungelcamp-Potential für 2020 mitbringt – und als dann der Titelsong vom Camp 2019 läuft, weiß man, wo die Reise hingehen soll.

Äußerst behäbig und mit Fuß vom Gas startete der Pilot, erst mit der langen Laufzeit von zwei Stunden wurde es unterhaltsamer – allerdings ist für eine Sendung, in der es ums Fremdgehen geht, in zwei Stunden nichts passiert. Es mag daran liegen, dass man in der ersten Folge den Fokus eher auf die Kandidaten legen wollte. Es war allerdings zu seicht. Da half auf Angela Finger-Erbens fast schon unerträgliches Pochen auf Eifersucht bei den Lagerfeuer-Gesprächen nichts.

Sind wir ehrlich: Wir wollen dabei sein, wie die Paare gegenseitig die Grenzen überschreiten, womöglich fremdgehen und es abends in den Videobotschaften sehen. Deswegen gucken wir das. Dafür wird die Sendung produziert. Und wenn das in den kommenden Folgen tatsächlich noch passieren sollte, wären wir ein bisschen stolz.

«Temptation Island» steht mit der kompletten ersten Staffel ab sofort bei TVNow bereit. RTL zeigt am Mittwochabend, 6. März, 20.15 Uhr, die erste Folge. Die weiteren Episoden laufen dann sonntags; irgendwann zwischen 22.15 Uhr und 23 Uhr.

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Burpie
07.03.2019 06:27 Uhr 1
"– im Bewusstsein, dass es in der Show um nichts anderes als das Fremdgehen geht, ist diese Aussage äußerst spannend. "



"Sind wir ehrlich: Wir wollen dabei sein, wie die Paare gegenseitig die Grenzen überschreiten, womöglich fremdgehen und es abends in den Videobotschaften sehen. Deswegen gucken wir das. Dafür wird die Sendung produziert. Und wenn das in den kommenden Folgen tatsächlich noch passieren sollte, wären wir ein bisschen stolz."



Nein, Nein und nochmals Nein. Die Sendung und ihre Protagonisten unterbieten jedes RTL2-Niveau ohne jede Anstrengung. Und da die Kandidaten von der Resterampe der Resterampen kommen, ist bei TI überhaupt nichts zu erwarten. Die Eröffnungsfolge haben wir geschaut und beschlossen, nächsten Mittwoch um die Zeit, gibt es was aus der Konserve oder es wird ein Buch gelesen.

Begründung -> https://www.welt.de/icon/article189861825/Temptation-Island-auf-RTL-Die-Sendung-laeuft-eine-Minute-schon-hebt-die-erste-Frau-ihr-Shirt.html

und nicht dieses sinnfreie QM-Geschwurbel ...
Burpie
07.03.2019 06:27 Uhr 2
"– im Bewusstsein, dass es in der Show um nichts anderes als das Fremdgehen geht, ist diese Aussage äußerst spannend. "



"Sind wir ehrlich: Wir wollen dabei sein, wie die Paare gegenseitig die Grenzen überschreiten, womöglich fremdgehen und es abends in den Videobotschaften sehen. Deswegen gucken wir das. Dafür wird die Sendung produziert. Und wenn das in den kommenden Folgen tatsächlich noch passieren sollte, wären wir ein bisschen stolz."



Nein, Nein und nochmals Nein. Die Sendung und ihre Protagonisten unterbieten jedes RTL2-Niveau ohne jede Anstrengung. Und da die Kandidaten von der Resterampe der Resterampen kommen, ist bei TI überhaupt nichts zu erwarten. Die Eröffnungsfolge haben wir geschaut und beschlossen, nächsten Mittwoch um die Zeit, gibt es was aus der Konserve oder es wird ein Buch gelesen.

Begründung -> https://www.welt.de/icon/article189861825/Temptation-Island-auf-RTL-Die-Sendung-laeuft-eine-Minute-schon-hebt-die-erste-Frau-ihr-Shirt.html

und nicht dieses sinnfreie QM-Geschwurbel ...

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