«Tonio & Julia: Schuldgefühle»
Vor der Kamera:Oona Devi Liebich ist Julia Schindel
Maximilian Grill ist Tonio Niederegger
Dietrich Adam ist Xaver Schindel
Charlotte Schwab ist Monika Schindel
Klaus Pohl ist Franz Niederegger
Géraldine Raths ist Maja Fricke
Hinter der Kamera:
Regie: Stefan Bühling
Drehbuch: Gabriele Kreis
Kamera: Ralf Mendle
Schnitt: Jens Müller
Musik: Micki Meuser
Doch gerade diese Prämisse ist auch das einzige, das man als wahrhaft aufregend an «Tonia & Julia: Schuldgefühle» bezeichnen kann. Zugegeben, die Neckereien und Streitigkeiten zwischen den Darstellern von Tonio und Julia, Oona Devi Liebich und Maximilian Grill, sind glaubwürdig und entbehren nicht eines gewissen Charmes. Doch abseits des ehemaligen Verhältnisses zwischen den Beiden ist «Schuldgefühle» recht spannungsarm.
Der Familienkonflikt wirkt nur wenig glaubhaft und die Charakterkonstellationen machen einen sehr gekünstelten Eindruck, so als ob man auf Biegen und Brechen eine Auseinandersetzung heraufbeschwören wollte. Noch dazu ist so mancher Dialog kontraproduktiv, denn Sätze wie „Warum lässt ihr Gott so etwas zu?“ sind nicht nur klischeehaft, sondern auch fernab von jeder realistischen Konversationen zwischen erwachsenen Menschen.
Was wiederum positiv auffällt, ist die malerische bayrische Idylle, die die Kamera von Ralf Mendele gekonnt zu inszenieren weiß. Kamerafahrten über Wälder und Dörfer sind farbenfroh und zeigen das Bundesland von seiner schönsten Seite. Ähnlich verhält es sich mit der Kirche, wenn auch aus anderen Gründen.
Denn Pfarrer Tonio gibt sich als moderner und verständnisvoller Pfarrer, der sich durch Toleranz und Nachsicht auszeichnet. Böse Zungen konnten natürlich nun behaupten, dass die Präsentation der Kirche in «Tonio & Julia: Schuldgefühle» verklärt ist und nichts mit der wirklichen Institution außerhalb des Films zu tun hat. Noch dazu wird im weiteren Verlauf des Films ein eng umschlungenes Männerpaar gezeigt und das im erzkatholischen und konservativen Bayern. Ob man es nun als Beispiel für eine gelungene Inklusion nimmt oder als Versuch versteht, dass diese auf der Bildfläche gelebte Toleranz auf die Kirche abfärben soll, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen.
Da man dem Pfarrer Tonio ohnehin schon die Therapeutin Julia als quasi Nachbarin und nicht vollends vergangenes love interest gegenübergestellt hat, ist der religiöse Mann nicht der perfekte kantenlose Charakter. Doch warum an dieser Stelle aufhören? Hätte man den beiden Hauptcharakteren noch weitere Ecken und Kanten gegeben, hatte der verhaltene und zahme Ton des Films eine interessantere und spannendere Ausrichtung genommen.
Letztendlich ist «Tonia & Julia: Schuldgefühle» ein sehr zurückhaltender Fernsehfilm, der sich an den richtigen Stellen durchaus mehr hätte herausnehmen könnte. So bleibt der aktuelle Film nur eine hübsche Präsentation des idyllischen Bayern mit der wohlwollenden Kirche, die die Konflikte mit einem menschlichen Pfarrer löst. Immerhin ist das Zwischenspiel aus dem Kirchlichen und der Therapeutin unterhaltsam und wird im kommenden Film hoffentlich noch weiter ausgebaut.
Das ZDF zeigt «Tonio & Julia: Schuldgefühle» am 7.3 um 20.15 Uhr.
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