Die Kritiker

«Die Freundin meiner Mutter»

von

Wenn sich lesbische Mutter und heterosexueller Sohn in dieselbe Frau verknallen, wirkt das zuerst ein bisschen konstruiert. Aber der neue ARD-Film macht daraus eine so charmante Komödie, dass das gar nicht stört.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Max Riemelt als Jan
Katja Flint als Viktoria
Antje Traue als Rosalie
Jasna Fritzi Bauer als Hannah
Ernst Stötzner als Dieter
Jerry Hoffmann als Heiko
Levke Salander als Madeleine

Hinter der Kamera:
Produktion: H&V Entertainment GmbH
Drehbuch: Kirsten Peters, Martin Rehbock und Philip Voges
Regie: Mark Monheim
Kamera: Jana Lämmerer
Produzent: Philip Voges
Als Sohn einer lesbischen Mutter hat man’s nicht leicht. Das musste Jan schon im zarten Alter von zwölf Jahren feststellen, als er sich hoffnungslos in das Proust-lesende französische Au-Pair-Mädchen Madeleine (Levka Salander) verguckt hat – nur um sie dann mit seiner Mutter im Bett zu erwischen. Wenigstens war seinem schriftstellernden Vater (Ernst Stötzner) da schon alles egal: „Die Ehe tötet jede sexuelle Energie ab“, wurde zu seinem Leitmotiv.

Zwanzig Jahre später dasselbe Lied: Aus Jan (Max Riemelt) ist inzwischen ein Proust-besessener Buchhändler geworden und als eines Tages Rosalie (Antje Traue) in seinen schnuckeligen, passenderweise Compray getauften Laden platzt und ein wenig schüchtern, aber intellektuell selbstbewusst aus der „Suche nach der verlorenen Zeit“ zitiert, ist er hin und weg. Blöd, dass er sie bald bei einem Umtrunk wiedertrifft, wo sie ihm erneut vorgestellt wird. Von seiner Mutter (Katja Flint). Als ihre neue Lebensgefährtin. Ohje.

Wir erkennen: Die progressive Lebensrealität schafft ganz neue Probleme. Und um sie vollends zu einem ödipalen Albtraum zu steigern, wünschen sich Mutter und neue Freundin ein gemeinsames Kind. Dafür braucht man aus biologischen Gründen aber blöderweise Samenzellen. Wenn Jan so nett wäre und seine beisteuern könnte, bliebe die Sache immerhin in der Familie. Zumindest auf metaphorischer (und vielleicht sogar tatsächlicher) Ebene könnte er dabei sogar mit seiner Traumfrau schlafen. Win-win?

Die Stimme der Vernunft heißt in dieser Konstellation Hannah (Jasna Fritzi Bauer) und tritt als Jans Mitbewohnerin und beste Freundin – allerdings mit schlecht versteckten romantischen Ambitionen – auf. Den Gang der Ereignisse kann sie nicht verhindern, und nur die abstrusesten Vorstellungen (Jans frisch gewonnenes Sperma soll zuerst mittels einer Bratenspritze der Partnerin seiner Mutter appliziert werden) überstehen die Planungsphase nicht.

Trotz aller Kuriositäten sind die hier gezeigten Vorgänge und Gedanken jedoch im Kern irgendwie vorstellbar. Erinnert man sich an manche «Domian»-Nacht, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass schon seltsamere innerfamiliäre Projekte zur Umsetzung gekommen sind. Sie als gänzlich unvorstellbar abzutun, wäre angesichts der oft ziemlich bizarren Realität ein ungerechter Vorwurf gegenüber diesem Film – insbesondere weil auch die im Handlungsverlauf immer abstruser werdenden Perversionen in seinem Figuren- und Haltungskontext funktionieren.

Auch wenn «Die Freundin meiner Mutter» sich komödiantisch manchmal etwas zu sehr bemüht, ist der Film doch auf eine spannende, aktuelle Grundsituation gestoßen – „Meine Mutter spannt mir ständig die Freundinnen aus“ – mit der er sich clever, hintergründig und dabei angenehm beiläufig beschäftigt. Dabei gefallen Antje Traue und Katja Flint als ganz normales und zugleich extrem durchgeknalltes Paar besonders gut.

Das Erste zeigt «Die Freundin meiner Mutter» am Mittwoch, den 13. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/107828
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