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Statt also den Kopf in den Sand zu stecken, gilt es, die Initiative zu ergreifen und Strategien zu entwickeln, wie das Kino wieder an Popularität gewinnt. In einer mehrteiligen Artikelreihe tauscht sich Quotenmeter.de mit Kinobetreibern sowie mit Filmverleihern aus und möchte Impulse anregen, wie sich das nächste Kinohoch erreichen lässt. Dieses Mal sprechen wir mit Roger Crotti, Country Manager bei The Walt Disney Company GSA.
Wie steht The Walt Disney Company GSA zur Frage "Sollte der Erfolg eines Filmes in Besucherzahlen oder in Umsatz gerechnet werden?"
Beide Abrechnungsmodelle haben ihre Berechtigung und es kommt nur auf die Sichtweise an. Prinzipiell haben alle Beteiligten Interesse an einem möglichst hohen Umsatz, wobei ein Verleiher nur an den verkauften Kinotickets partizipiert. Ein Kinobetreiber berücksichtigt hierbei natürlich noch andere Faktoren, wie den Verkauf von Getränken und Snacks oder auch Werbebuchungen vor dem Hauptfilm und hat deshalb ein berechtigtes Interesse an einer möglichst hohen Zahl von Besuchern. International zählt das Einspielergebnis als objektive Vergleichsgröße und ist deshalb auch die Zahl mit der Disney in erster Linie rechnet.
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Die Deutschen verbringen ihre Freizeit lieber draußen und nutzen das schöne Wetter aus, in Frankreich dagegen spielt dies eine viel geringere Rolle, da es aufgrund der südlicheren Lage sowieso mehr Sonnentage gibt und diese Zeit dann auch gerne bei guter Unterhaltung im Kino verbracht wird.
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Roger Crotti
Prinzipiell war man in Frankreich schon immer etwas kinoaffiner als in Deutschland und die Situation ist nicht unmittelbar vergleichbar. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die Rückschlüsse zulassen. In Frankreich hat das Kino einen höheren Stellenwert und wird deshalb von vornherein von einer größeren Gruppe als Freizeitbeschäftigung priorisiert. Dazu kommt auch das zur Verfügung stehende Entertainmentbudget.
In Deutschland, einem vermögenden Land, steht den Einwohnern eher ein höheres Entertainmentbudget zur Verfügung, das aber auch sehr oft in Alternativen zu Kinos investiert wird, wie zum Beispiel Konzertbesuche oder auch Reisen. Mit einem höheren Budget steigen auch die Freizeitalternativen und es wird nicht unbedingt in Kinobesuchen angelegt. In Frankreich steht den Einwohnern dagegen eher weniger Budget zur Verfügung und der Kinobesuch ist dann eine "sichere" und bezahlbare Unterhaltungsalternative, die bevorzugt wird.
Einen ähnlichen Effekt kann man auch in Großbritannien beobachten. Ein weiterer Punkt, speziell im Jahr 2018, war das lang anhaltende, schöne Wetter. Die Deutschen verbringen ihre Freizeit lieber draußen und nutzen das schöne Wetter aus, in Frankreich dagegen spielt dies eine viel geringere Rolle, da es aufgrund der südlicheren Lage sowieso mehr Sonnentage gibt und diese Zeit dann auch gerne bei guter Unterhaltung im Kino verbracht wird.
Vor diesem Hintergrund: Was können Verleiher und Kinos Ihrer Ansicht nach machen, um die Publikumszahlen in Deutschland dennoch wieder zu steigern?
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Anzahl der Filme in den Kinos und manchmal ist hier weniger mehr. Durch die Digitalisierung ist es prinzipiell viel einfacher geworden, jeden Film auch in die Kinos zu bringen. Mit beispielsweise annähernd 600 Kinofilmen im letzten Jahr entwickelt sich dabei aber eher eine Unübersichtlichkeit und man verunsichert gleichzeitig die Kinobesucher. Die Strategie, sich auf weniger, aber dafür erfolgsversprechende, große Blockbuster zu konzentrieren, verfolgt Disney schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich.
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Ein Kinobesuch kostet Zeit und Geld und muss für die Besucher zu einem wirklichen Erlebnis in einem schönen Umfeld werden. Dazu kommt: Je populärer ein Film, desto mehr Werbung und Trailer werden vorgeschaltet. Ein Vorprogramm kann bis zu 40 Minuten dauern, was ein Großteil der Zuschauer als eher störend empfindet.
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Roger Crotti
Ein weiterer Gedanke, wie man wieder mehr Menschen in die Kinos lockt, wäre die Wiederbelebung eines bundesweiten Kinofestes, wie es 2002 und 2003 stattfand und in Frankreich jährlich geschieht …
Hier gehen die Meinungen auseinander, ob dies ein Ansatzpunkt ist, der auch wirklich nachhaltig Wirkung zeigt. Prinzipiell ist ein bundesweites Kinofest unter Mitwirkung von Verleihern und Kinobetreibern, aber auch mit Schauspielern, Regisseuren und großen Partnern ein guter Gedanke, aber zuvor sollten alle Hausaufgaben gemacht worden sein, damit der positive Effekt erhalten bleibt.
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Das Vorprogramm dauert oft viel zu lang und aufgrund der Digitalisierung und der damit verbundenen geringen Kosten ist die enthaltene Werbung oftmals beliebig oder einfach schlecht gemacht. Ein Ansatzpunkt für große Partner wäre als Hauptsponsor die gesamte Werbezeit zu kaufen und nur einen Spot zu zeigen, bevor der Hauptfilm beginnt.
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Roger Crotti
Um das Kinoerlebnis zu steigern, müssen Verleiher und Kinobetreiber Hand in Hand arbeiten und eine gemeinsame Strategie entwickeln. Die Maßnahmen Einzelner reichen dafür nicht aus. Wenn die Kollegen auch zu dem Schluss kämen, dass beispielsweise jedes Jahr zu viele Filme in die Kinos kommen, muss auch entsprechend gehandelt werden. Gleiches gilt für die Werbung vor einem Hauptfilm. Das Vorprogramm dauert oft viel zu lang und aufgrund der Digitalisierung und der damit verbundenen geringen Kosten ist die enthaltene Werbung oftmals beliebig oder einfach schlecht gemacht. Ein Ansatzpunkt für große Partner wäre als Hauptsponsor die gesamte Werbezeit zu kaufen und nur einen Spot zu zeigen, bevor der Hauptfilm beginnt.
Ein Punkt, über den sich Kinobetreibende alle zwei Jahre ärgern und der ehrlich gesagt auch mich immer wieder aufregt: Verleiher trauen sich nicht, während großer Sportereignisse für ein attraktives Filmaufgebot zu sorgen. Dann sind Zahlen wie 2018 selbsterfüllende Prophezeiungen – wenn kaum was läuft, wer soll dann bitte ins Kino … Was erwidern Sie der Zwickmühle "Kinoprogramm während Sportevents wie der Fußball-WM"?
Früher starteten zu großen Sportereignissen wie zum Beispiel einer Fußballweltmeisterschaft eher frauenaffine Filme im Kino, um eine Alternative zu bieten. Inzwischen ist es aber eine Selbstverständlichkeit, dass auch viele Frauen die Spiele der Nationalmannschaft verfolgen, so dass diese Strategie nicht mehr greift. Aufgrund der Vielzahl an Kinostarts jedes Jahr, kommt es inzwischen auch dazu, dass große Filme während Sportereignissen starten. Aber prinzipiell muss man sich tatsächlich gut überlegen, wie lohnend ein Start während eines Großereignisses ist. Aber es kommen auch immer viele nicht planbare Variablen ins Spiel, wie zum Beispiel das frühzeitige Ausscheiden der eigenen Mannschaft oder auch das Wetter.
Vielen Dank für den anregenden Austausch!
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