Wer bisher noch nicht glaubte, dass RTL II spätestens seit diesem Jahr ein gewaltiges Problem am frühen Vorabend hat, der wird jetzt nicht mehr darüber hinweg blicken können. Nach vorzeitigen Absetzungen der quotentechnisch schwach gelaufenen Formate «Chartbreaker» und «Ibiza Diary» stampft der Privatsender nun auch die Fitness-Soap «Workout» vorzeitig ein. Die Programmplaner von RTL II kamen vor einiger Zeit auf die abenteuerliche Idee, die Constantin-Entertainment-Produktion eventuell mit der Ausstrahlung von Doppelfolgen um 16 und 17.10 Uhr zum Erfolg zu führen. Somit war vorausgesetzt, dass Fans des Vorjahreserfolges jeden Tag rund 125 Minuten Zeit mitbringen müssen; und eine Stunde früher einschalten als im Vorjahr.
Im Vorjahr, da war der 15-teilige «Workout»-Testlauf mit in der Spitze bis zu acht Prozent Marktanteil bei den Umworbenen ein Überraschungshit. Schnell bestellte RTL II eine doppelt so lange zweite Staffel, die zunächst auch im gewohnten Rhythmus um 17.10 Uhr laufen sollte. Der programmlichen Trubulenzen wegen aber fiel letztlich die risikobehaftete Entscheidung der Doppelausstrahlung. Die wird nach zwei Wochen und somit 20 Folgen zu Ende sein. Zehn Ausgaben wandern vorerst ungesehen ins Archiv, wer den Gesamt-Wettbewerb gewinnt, sehen RTL II-Zuschauer im linearen Programm zunächst nicht. Allerdings gibt es die verbleibenden Folgen nun exklusiv bei TV Now. Stattdessen zeigt der Münchner Privatsender RTL II einen anderen Vorabend-Hit eine Woche früher als geplant; die Schul-Serie «Krass Schule».
Möglich, dass die Entscheidung auch unter Druck entstand. Erst am Mittwoch gab Sat.1 bekannt, ab dem 25. März, dem eigentlichen Starttag der Schul-Serie bei RTL II, ebenfalls eine Schulserie um 17 Uhr zeigen zu wollen (siehe eigene Meldung). Durch das Vorziehen des Staffelstarts belegt RTL II diesen Slot nun wieder vorab.
Aber es droht möglicherweise Ungemach: «Workout» holte 2018 in der klassischen Zielgruppe im Schnitt 5,4 Prozent Marktanteil – insgesamt lag die ermittelte Reichweite bei 0,29 Millionen. In diesem Jahr nun kam die Fitness-Soap im besten Fall auf 0,21 Millionen Zuschauer, im schlechtesten Fall auf 0,06 Millionen. Der Mittelwert aller bis dato 16 gezeigter Episoden liegt bei 0,13 Millionen. Wichtiger war das Abschneiden bei den klassisch Umworbenen. Hier generierten die Sportler auf Fuerteventura in der Spitze vier Prozent, im Schnitt aber nur 2,2 Prozent. Heißt: Sowohl Spitzenwerte als auch Schnitt haben sich halbiert oder gar mehr als halbiert.
Wie erwähnt: «Workout» reiht sich ein in eine ganze Latte von Flops – das ähnlich aufgebaute «Chartbreaker» flog nach sieben Folgen aus dem Programm. 0,2 Millionen Menschen sahen die Talpa-Produktion insgesamt, bei den Umworbenen wurden drei Prozent im Schnitt gemessen. «Ibiza Diary», komplett vorab schon bei TV Now verfügbar, lief mit 3,6 Prozent im Vergleich noch am Besten. 0,22 Millionen Menschen schauten zu. Einzig die täglichen «Hartz und herzlich»-Wiederholungen sorgten zuletzt kurzzeitig für Entspannung vor der Soap-Schiene bei RTL II.
Jetzt also sind es die jungen Lehrer, die richten sollen, was zuletzt nicht klappte. Erneut kein ungefährlicher Plan – denn die Serie mit Pia Tillmann und anderen ist fast der letzte Rettungsanker. Vergangenen Sommer lief die Testphase der Serie mit über 6,4 Prozent überraschend stark, vergangenen Herbst dann kratzte die Serie ganz vereinzelt sogar an der 10-Prozent-Marke. Es gab allerdings auch – ähnlich vereinzelt – Tage, an denen die 4-Prozent-Marke verfehlt wurde.
Als mögliche Lösung könnte nun eine ganz andere Produktion wieder auftauchen. Nachwievor hängt «Leben.Lieben.Leipzig» in der Luft. Nach dreiwöchigem Testlauf im zurückliegenden November ist die dritte Städtesoap offiziell weder verlängert noch abgesetzt. Im Schnitt schauten 0,32 Millionen Menschen die 15 Ausgaben der Daily Soap, bei den Umworbenen lag der Mittelwert bei 4,9 Prozent.
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