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Dass diesen Aktionen zum Trotz nun nicht die Fortführungen von ehemaligen Netflix-Serien aus dem Boden schießen wie Pilze, hat laut 'Deadline Hollywood' einen vertraglichen Grund: Wie der Branchendienst berichtet, gibt es einen Standardvertrag zwischen Netflix und Produktionsstudios, die für den VOD-Anbieter Serien produzieren. Demnach dürfen Netflix-Serien, nachdem sie abgesetzt wurden, für die Dauer von zwei bis drei Jahren bei keinerlei Konkurrenz fortgeführt werden. Damit hebt sich Netflix vom klassischen TV-Modell ab, wo Senderwechsel zwar nicht alltäglich waren, jedoch üblicherweise nicht verhindert wurden – so wechselte «Scrubs» für zwei weitere Staffeln nahtlos von NBC zu ABC und «Brooklyn Nine-Nine» wurde nach seiner FOX-Absetzung innerhalb weniger Stunden von NBC gerettet.
Diese besondere Klausel in Netflix-Verträgen ist der Grund, weshalb beispielsweise die beliebten Marvel-Serien von Netflix nicht prompt bei Disneys Network ABC oder auf dem von Disney mitgetragenen US-Streamingdienst Hulu fortgeführt wurden oder weshalb das von den CBS TV Studios sowie Funny or Die verwirklichte, hoch gelobte Mockumentary-Format «American Vandal» weder bei CBS All Access noch auf der Funny-or-Die-Webseite ohne nennenswerte Wartezeit zurückgekehrt ist.
Laut Quellen, auf die sich 'Deadline Hollywood' beruft, können diese Sperrphasen in den Verträgen zwischen Netflix und seinen Produktionspartnern in Einzelfällen sogar fünf Jahre umfassen. Darüber hinaus ist es Standard, dass Netflix in seinen Verträgen festhält, dass die als Netflix-Exklusivinhalte produzierten Folgen seiner Formate auch in jedem Fall auf dem Dienst bleiben – wenn beispielsweise Hulu nach der Sperrphase «Daredevil» fortsetzen sollte, würden die alten Staffeln weiter bei Netflix verharren. Nachverhandlungen sind selbstredend immer theoretisch denkbar.
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Fans der kürzlich abgesägten Netflix-Sitcom «One Day at a Time» dürfen allerdings aufatmen: Sony Pictures Television hat laut 'Deadline Hollywood' einen weniger restriktiven Vertrag mit Netflix ausgehandelt. Zwar soll auch er umfassen, dass es ein paar Jahre dauert, bis die Serie auf einem anderen Streamingdienst laufen oder für ihn weiterproduziert werden darf, allerdings sei die Sperre im Falle des klassischen, linearen Fernsehens nur wenige Monate lang. Eine vierte Staffel könnte also bald bei einem Network-Sender unterkommen, sollte sich einer für das Format erwärmen.
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