Filmfacts: «Iron Sky: The Coming Race»
- Start: 21. März 2019
- Genre: Komödie/Sci-Fi/Abenteuer
- Laufzeit: 93 Min.
- FSK: 12
- Kamera: Mika Orasmaa
- Musik: Tuomas Kantelinen
- Laibach
- Buch und Regie: Timo Vuorensola
- Darsteller: Julia Dietze, Lara Rossi, , Tom Green, Udo Kier, Vladimir Burlakov
- OT: Iron Sky: The Coming Race (FIN/DE/BEL 2019)
Auch in dieser Hinsicht war Timo Vuorensola seiner Konkurrenz voraus. Knapp eine halbe Million Zuschauer schauten sich „Iron Sky“ damals in den deutschen Kinos an, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet war, dass der Film nur zustande kam, weil er zum Großteil von den Fans selbst via Crowdfunding finanziert wurde. Nach demselben Prinzip entstand nun auch die Fortsetzung «Iron Sky: The Coming Race», die bereits kurz nach dem Start ihres Vorgängers angekündigt wurde und anschließend knapp sieben Jahre in der Produktionshölle verbrachte. Dass bereits im Jahr 2015 die erste Klappe dazu fiel, ist dem fertigen Projekt anzumerken. Die Story, der Humor, einfach alles hängt dem aktuellen Zeitgeist hinterher.
Der Mond bricht auseinander
20 Jahre nachdem die Nazis vom Mond aus einen Nuklearkrieg begannen, ist die Erde unbewohnbar geworden. Seitdem formieren sich die Überlebenden zu einer großen Kolonie auf der ehemaligen Mondbasis der Braunhemden. Doch der Planet droht auseinanderzubrechen. Die einzig verbleibende Möglichkeit für Wissenschaftlerin Obi Washington (Lara Rossi): Flucht ins Erdinnere. Auf ihrer Mission zu einer dort verborgenen Stadt trifft die Tochter von Renate Richter (Julia Dietze) und James Washington aber keineswegs auf standhafte Verbündete. Stattdessen begegnet sie einer prähumanen Dinosaurierwelt und früheren Weltherrschern, die sich unter ihrer menschlichen Maske nur versteckt gehalten haben. Seit Jahrhunderten kontrollieren die „Vril“ die irdischen Staatsregierungen mit dem Ziel, die Vorherrschaft ihrer reptilen Rasse über die Menschen zu erringen. Ein Wettrennen um die Zukunft beginnt. Obi Wahingtons größter Konkurrent: Adolf Hilter auf einem T-Rex!
Im Vergleich zum ersten Teil hat sich das Produktionsbudget für «Iron Sky: The Coming Race» verdoppelt; Dafür wurde erneut auf das Modell der Schwarmfinanzierung zurückgegriffen. Rund 17 Millionen US-Dollar standen dem Team zur Verfügung, von denen schon zwangsläufig ein Großteil in die Effekte fließen musste. «Iron Sky 2» wirkt aufgrund seiner vielen verschiedenen Settings deutlich größer. Sogar eine halb futuristisch, halb steinzeitlich anmutende Dinosaurierwelt gibt es, für deren Design vielfach auf Tricktechnik aus dem Computer zurückgegriffen wurde. Dass diese aber auch direkt besser aussehen als noch in Teil eins ist dagegen ein Trugschluss. Wir haben miese Effekte zwar nicht umsonst als eines der Hauptmerkmale eines jeden Trashfilms genannt; wohl wissend, dass Liebhaber dieser Filmgattung ja eben genau deshalb reinschauen. Doch an was es «Iron Sky: The Coming Race» mangelt, ist die Offensichtlichkeit des Schlechten. Die Effekte wirken hier nicht einfach deshalb hundsmiserabel, weil die Macher wissen, dass ihr Publikum das erwartet. In vielen Momenten sollen die Verwendung von Greenscreen und CGI-Effekten ganz unironisch bei der Gestaltung von Setpieces unterstützen, wo man mit handwerklichen Mitteln nicht weiterkommt.
Kurzum: Die Macher meinen es todernst damit, dass etwa die wie aus einem Neunzigerjahre-Arcade-Game wirkenden Dinos furchteinflößend echt aussehen sollen, oder dass das Publikum den Schauspielern abzunehmen hat, gerade in Streitwagen vor einer einstürzenden Felswand zu flüchten, obwohl die Effekte zur Verschleierung des Greenscreens noch nicht einmal fertig gerendert scheinen. «Iron Sky: The Coming Race» setzt nicht auf die „Wir machen es bewusst mies, damit sich die Leute darüber beömmeln“-Karte, sondern vertraut ernsthaft auf seine grottigen CG-Tricks. Zumindest an dieser Front hat der erste Teil von «Iron Sky» tausendmal besser funktioniert – einfach weil die Macher auf deutlich weniger, dafür auf weitestgehend hochwertige Effekte gesetzt haben.
Mehr Geld, noch miesere Effekte
Das alles wäre ja nur halb so schlimm (und würde vielleicht ja sogar immer noch in den Trash-Kontext passen), wenn das Grundgerüst stabil wäre. An dieser Stelle sind die beiden «Iron Sky»-Filme noch gar nicht so unterschiedlich: Beide nutzen ein schon von vornherein völlig hanebüchenes Erzählkonzept, um es in jeder freien Minute um weitere absurde Theorien und Motive zu ergänzen. Im ersten Teil war die Schlagzahl der Gags bemerkenswert hoch. Einfach weil Timo Vuorensola seine Charaktere, vor allem aber die Geschichte selbst, auch einfach mal freidrehen ließ. Insbesondere die zwar nicht immer ganz treffend-kommentierend, aber zumindest ambitioniert platzierten Satirespitzen zu aktuellen weltpolitischen Entwicklungen verhalfen «Iron Sky» in Teilen zu einer erzählerischen Ebene, die über den simplen Blödelspaß hinausging. Vuorensola und sein Team versuchen, diese Formel auch auf den zweiten Teil anzuwenden.
Dabei wird ihnen allerdings zum Verhängnis, dass die von ihnen angepackten Themen längst nicht mehr up to date sind. Ein nicht unwichtiger Nebenhandlungsstrang soll beispielsweise die Macht des Apple-Konzerns demontieren, indem Steve Jobs – genauso wie alle möglichen anderen VIPs der Welt(-Geschichte) – kurzerhand zu einem Reptiloiden gemacht wird. Die Verschwörungstheorien rund um heimlich unter uns lebende Echsenmenschen oder die Hohlerde-Legenden haben aktuell zwar sogar sowas wie Hochkonjunktur, doch die bemühten Gags versucht Vuorensola dagegen, woanders herauszupressen. Dabei hat er weder zu Sarah Palin, Wladimir Putin oder eben auch Steve Jobs noch irgendwas Neues, geschweige denn Lustiges zu sagen.
Sieht man von den Rückkehrern Julia Dietze («5 Frauen») und Udo Kier («Downsizing») einmal ab, zeigt sich das Ensemble von der in den generischen Bahnen verlaufenden Story mindestens genauso unbeeindruckt, wie es vermutlich auch auf das Publikum zutreffen wird. Und wer sich einmal die Inhaltsangabe zu «Iron Sky: The Coming Race» durchliest, der wird es vermutlich kaum für möglich halten, dass sich so eine verrückte Geschichte tatsächlich austauschbar inszenieren lässt. Doch sieht man einmal von Setting und Prämisse ab, ist der zweite Teil der «Iron Sky»-Reihe, die in naher Zukunft übrigens noch um weitere Teile ergänzt werden soll, vollkommen stimmungs- sowie überraschungslos. Dramaturgie und Ablauf der Story setzen sich aus den Versatzstücken gängiger Abenteuerfilme zusammen; nur kommt bei den wenig leidenschaftlichen Performances sämtlicher Akteure einfach nicht das Feeling rüber, dass sich einstellen müsste, wenn gerade eine Gruppe unbeholfener Entdecker auf eine ihnen fremde Welt trifft.
Timo Vuorensola hebt zwar einige besonders spektakulär gedachten Szenen besonders hervor; etwa besagtes Wagenrennen oder zugegebenermaßen durchaus blutig geratenes Echengemetzel. Doch das sind lediglich einzelne Stationen, die mal kurz erkennen lassen, was mit «Iron Sky: The Coming Race» möglich gewesen wäre, hätten die Verantwortlichen ihr Projekt nicht so entsetzlich ernst genommen. So ist der Film für einen Hirnaus-Trashabend einfach nicht lustig genug, für einen ernst zu nehmenden Kinofilm-Abenteuerfilm ganz einfach zu schlecht und als Mischung aus beidem geht er schon mal gar nicht auf.
Fazit
Man mag es kaum glauben, dass ein Film mit solch hanebüchener Prämisse letztlich nicht absurd genug ist, um als das ausgewiesene Trashspektakel zu funktionieren, für das er eigentlich wie prädestiniert gewesen wäre. Denn dass «Iron Sky: The Coming Race» als ernst zu nehmender Abenteuerfilm nicht funktioniert, versteht sich von selbst.
«Iron Sky: The Coming Race» ist ab dem 21. März 2019 in den deutschen Kinos zu sehen.
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