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Revolutioniert Apple das Zeitungsgeschäft?

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Am Montagabend stellte der IT-Gigant Apple diverse neue Services vor und erlangte für sein neues AppleTV+ die größte Aufmerksamkeit. Der erste Tagesordnungspunkt der Keynote stand aber ganz im Zeichen der Verbreitung von Nachrichten. Neben Apple News wird es ab Mai auch die Erweiterung ‚Apple News+‘ geben.

Der neue Apple-Service ‚Apple News+‘, der am Montagabend auf der ersten Keynote des Jahres des Konzerns offiziell vorgestellt wurde, soll dabei helfen, den Journalismus zu retten. Das Abonnement ist eine Erweiterung der bisherigen Apple News-App und beinhaltet über 300 Magazine und verschiedene Tageszeitungen. Im Vorfeld gab es schon viele Spekulationen in welchem Umfang der Service den Markt betreten wird - zunächst allerdings ausschließlich in den USA, Kanada und später in Großbritannien. Fest steht, dass die ‚New York Times‘ und die ‚Washington Post‘ nicht mit inbegriffen sein werden. Die zwei größten Tageszeitungen Amerikas wollten nicht Teil werden, da Apple 50 Prozent der Einnahmen für sich behalten möchte.

Dass solch ein Angriff auf den Journalismus-Markt kommen werde, ist wenig überraschend, denn bereits im März 2018 kaufte das kalifornische Unternehmen den Service ‚Texture‘, nur um ihn wenige Monate später einzustellen. Der Re-Launch wurde seitdem vorbereitet und wird ab Mai an den Start gehen. Die Auswahl ist enorm, so rechnete Apple-CEO Tim Cook am Montag vor, dass die Abos einen Jahreswert von 8.000 US-Dollar hätten, bei News+ aber schon für 9,99 Dollar im Monat erhältlich sind. Die Aufmachung des Ganzen mit bewegten Titelfotos und intelligenten Artikelvorschlägen wirkt sehr sauber und ausgereift, typisch Apple eben, aber ist das tatsächlich die angekündigte Revolution der Nachrichtenverbreitung?

Denn es gibt bereits seit mehreren Jahren Online-Portale auf dem Markt, die Zeitschriften und Zeitungen bündeln und entweder per Abo oder für ein kleines Entgelt einzeln ausgeben. Bekannt ist vor allem der schwedische Konzern ‚Readly‘, der mit über 3900 Titeln seine Nutzer versorgt. Monatlich werden 9,99 Euro verlangt, dafür konnte man bislang aus diversen Magazinen auswählen. Seit dem 21. März bietet das Unternehmen nun auch testweise Tageszeitungen des Springer-Verlags an.

Mit im Paket sind neben den 3700 Magazintiteln auch die Bild-Zeitung, die B.Z., sowie die täglichen Welt-Ausgaben. Es kann ebenfalls auf die sonntäglich erscheinenden Editionen zugegriffen werden. Das Hinzunehmen kurz vor der großen Apple-Keynote kann durchaus als Reaktion auf den kalifornischen IT-Giganten gesehen werden. Schon im Vorfeld gab es Berichte, dass Apple ein ähnliches Vorhaben plane. Andere Verlage sträuben sich noch gegen die Chance auf Readly vertreten zu sein.

Von der monatlichen Gebühr schüttet Readly 70 Prozent an die Verlagspartner aus. „Der genaue Betrag, der dabei beim einzelnen Verlag hängen bleibt, ist abhängig vom Leseverhalten des Nutzers“, sagte Unternehmenssprecherin Susanne Ardisson. Das bedeutet, je mehr Klickzahlen ein Titel generiert, umso mehr verdient der Verlag. „Readly hilft den Verlagen gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen bieten wir Reichweite und Extra-Umsatz ganz umsonst und ohne Gegenleistung. Zum anderen erhalten Verlage mit der Analytics-Funktion einen echten Mehrwert, indem wir spannende Infos über Nutzergruppen und deren Leseverhalten liefern“, führte Ardisson weiter aus. Das lockt vor allem kleinere Vertriebe an, die sich von Readly bei der Monetarisierung ihrer Inhalte über einen neuen digitalen Kanal unterstützen lassen.

Die großen Anbieter wie Spiegel, Zeit und Magazine von Gruner+Jahr sind derzeit noch nicht im Portal vertreten. Abgesehen von den Springer-Zeitungen bleiben bislang andere Tageszeitungen dem 2013 gegründeten Online-Vertreiber fern. Die FAZ bezeichnete die Journalismus-Flatrate im vergangenen Jahr als „wirtschaftlich nicht attraktiv“. Der Zeit-Verlag fürchtete durch den Content-Zusammenschluss der unterschiedlichen Verlage eine „Verwässerung“ und setzt deshalb lieber auf die eigenen Abo-Modelle. Auch die Süddeutsche Zeitung setzte lieber auf das eigene Bezahl-Muster ‚SZ Plus‘, mit dem man mehr verdiene als mit Anzeige, so Süddeutsche.de-Chefredakteurin Julia Bönisch gegenüber Horizont.

Wie viele Nutzer das schwedische Unternehmen zählt ist nicht bekannt, nach Angaben der Firma seien aber die in Deutschland die bezahlt gelesenen Inhalte im dritten Quartal 2018 um 12 Prozent auf über 7,2 Millionen Magazinausgaben gestiegen. Im vergangenen Quartal wurden nach eigenen Angaben 8,2 Mio. Magazin-Ausgaben via Readly gelesen.

Wo der tägliche Zeitungsleser aber viele Tageszeitungen gebündelt abrufen kann, ist die niederländische Plattform ‚Blendle‘, die seit 2015 in Deutschland verfügbar ist. Dort stehen die Artikel vieler nationaler aber auch internationaler Zeitungen zur Verfügung und können einzeln erworben werden. Die Niederländer bezeichneten sich mit der Herangehensweise als das „iTunes für den Journalismus“. Neben den großen Tageszeitungen sind auch kleinere regionale Zeitungen abrufbar, des Weiteren können wie bei Readly auch Magazine gelesen werden.

Im Gegensatz zur nordeuropäischen Konkurrenz zahlt man jedoch keine monatliche Grundgebühr, sondern zahlt nur für das, was man liest. Längere Leitartikel kosten in der Regel um die ein Euro, wobei die Preise meist zwischen 15 und 90 Cent liegen. Das Geld wird direkt vom persönlichen Blendle-Konto abgebucht, welches unter anderem per PayPal aufgeladen werden kann.

Wann Apple den Schweden und Niederländern hierzulande den Kampf ansagen wird, ist noch nicht bekannt. In Europa wird der neue Service zunächst im Herbst in Großbritannien an den Start gehen. Es bleibt spannend wie sich dieser Wettkampf entwickeln wird, im Moment scheint Readly mit dem Vertrag mit dem Springer-Verlag aber ein großer Coup gelungen zu sein, den Apple erst aufholen muss. Allerdings bietet der Apple-Service wohl die namhafteren Magazine (zumindest in den Startländern), auch wenn die Auswahl bei Readly (auch in Deutschland) deutlich größer ist.

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