Filmfacts «Dumbo»
- Regie: Tim Burton
- Produktion: Justin Springer, Ehren Kruger, Katterli Frauenfelder, Derek Frey
- Drehbuch: Ehren Kruger
- Darsteller: Colin Farrell, Michael Keaton, Danny DeVito, Eva Green, Alan Arkin, Lars Eidinger, Nico Parker, Finley Hobbins
- Musik: Danny Elfman
- Kamera: Ben Davis
- Schnitt: Chris Lebenzon
- Laufzeit: 112 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Der entscheidende Kniff ist bei der Betrachtung dieses Tim-Burton-Remakes, wie praktisch bei allen Neuverfilmungen, nicht mit grimmer Miene und verschränkten Armen im Kinosessel zu sitzen, und bloß dann aufzulockern, wenn die erneute Interpretation derselben Geschichte ihren Vorläufer überflügelt. Nicht jedes Remake muss in sämtlicher Hinsicht und ohne jeglichen Zweifel besser sein als das jeweilige Original, es muss ja auch nicht jede Coverversion eines Liedes mit der Ursprungsfassung den Boden aufwischen. Alles was, auch ohne das Original zu schlagen, hörens- beziehungsweise sehenswert ist, kann schon ein Gewinn sein. Auf Tim Burtons «Dumbo» trifft genau dies zu: Am zeitlosen, prägnanten und fabelhaften Zeichentrickoriginal reicht die Realfilmneuadaption längst nicht heran. Und dennoch ist sie Tim Burtons bester Film seit «Sweeny Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street»; ein stilistisch und tonal nostalgischer Außenseitertraum, der zugleich topaktuelle Showbizkritik ausübt. Aber fangen wir beim Anfang an:
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Als Ringmeister Max Medici an die kargen Geldreserves des Zirkusses geht, um eine werdende Elefantenmutter zu erwerben, wendet sich jedoch das Blatt: Milly und Joe sind hin und weg vom knuffigen Elefantenbaby, das kurz danach zur Welt kommt. Andere halten es aufgrund seiner Riesenohren für eine abartige Laune der Natur – bis das wundersame Talent des kulleräugigen Tieres zur Geltung kommt …
Mit seiner «Dumbo»-Variante kehrt Tim Burton visuell und tonal gewissermaßen zu seinen Anfängen zurück: Ähnlich, wie «Pee-Wees irre Abenteuer», «Beetlejuice» und «Edward mit den Scherenhänden» oder «Mars Attacks!» bewusst künstlich aussahen, verzichtet auch «Dumbo» auf den Versuch, eine täuschend echte Welt aufzubauen. Die detailverliebten Kulissen sehen nach Kulissen aus, der freie Abendhimmel des ländlichen Amerikas wie reinkopiert und die detailreichen Kostüme der Figuren wie frisch aus dem Fundus gezogen. Nur, dass der Modellcharme früherer Burton-Filme hier nicht in gleicher Kraft zieht, da hier und da der digitale Schimmer nicht mit allerletzter Mühe vollendeter Trickeffekte schimmert.
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Das Schauspiel des Ensembles fällt, passend zu diesem Tonfall, grob, aber sympathisch aus: Da Burton mehr Wert auf den dezent schrägen, nostalgisch verklärten Tonfall als auf nuancierte Charakterzeichnungen legt, gibt Colin Farrell den netten, aber impulsiven Familienvater, ähnlich schlicht, aber mit mimischer Wärme an wie Danny DeVito den kauzig-cholerischen, nie aber böswilligen Zirkusdirektor. Die Jungdarsteller Nico Parker und Finley Hobbins sind etwas steif, trotzdem gelingt es ihnen, wie auch dem restlichen Ensemble, dieses exzentrisch-magisch angehauchte Zirkus-Familiendrama mit pointiert platzierten, kleinen Schmunzlern zu versehen. Sei es ein kurzer, verdatterter Blick, ein mit leichtem Sarkasmus angehauchter, beiläufiger Kommentar oder aber die absolute, völlig trockene Reaktion auf sich gerade abspielenden Zirkus-Irrsinn: Die Gags in «Dumbo» sorgen für einen präsenten Unterhaltungsfaktor, ohne je penetrant zu werden.
Und dann ergänzen Kruger und Burton die "Steh zu dir, du kannst es schaffen, schenk Hänseleien kein Gehör!"-Geschichte, plötzlich um ein beiläufig eingewobenes, aber sehr treffendes Showbiz-Satireelement: Der Entertainmentmagnat V. A. Vandevere (Michael Keaton in einer überzogenen Abwandlung seiner «The Founder»-Performance) wird auf den fliegenden Elefanten aufmerksam, und kauft einfach den gesamten Zirkus auf, um ihn (wie andere kleine Truppen zuvor) in sein Unterhaltungsimperium (inklusive Freizeitpark mit griffigen Themenbereichen) einzugliedern. Was Disney-CEO Bob Iger, der Mann, der Pixar, Marvel, Lucasfilm und 20th Century Fox aufgekauft hat, von dieser zwielichtigen Figur hält, ist bislang nicht verbucht.
Es lässt sich gewiss so oder so lesen: Sollte man nun den Disney-Konzern für doppelzüngig halten und «Dumbo» als heuchlerischen Film ausbuhen? Oder wollen wir lieber den Optimismus eines Erdnüsse mampfenden Kindes beibehalten, das erstaunt etwas erblickt, das eigentlich nicht sein kann? Tim Burton lässt einen ausdrucksstark animierten (wenngleich nie mit «Christopher Robin»- oder «Paddington»-Glaubwürdigkeit ins Realfilmmaterial integrierten) Elefanten fliegen und beißt nebenher die Hand, die ihn immer wieder mal füttert und offenbar an einer relativ langen Leine hält. Zudem: «Dumbo» kann ja nichts für die Fox-Entlassungen, wieso also den Botschafter ausbuhen, weil er im selben Zirkuszelt sitzt wie der Auslöser einer verwandten Botschaft?
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«Dumbo» ist ab dem 28. März 2019 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 3D und 2D.
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