Kein Scherz: Google+ sagt Goodbye!

Nach fast acht Jahren mottet der Suchmaschinengigant Google seinen mehr oder minder beliebten sozialen Dienst „Google+“ ein. Zwar konnte das Netzwerk nie mit dem Rivalen Facebook konkurrieren, aber durch die Schnittstellen mit anderen Diensten der Alphabet-Tochter lag die Zahl der registrierten Nutzer bei über drei Milliarden. Der Großteil der User waren allerdings eher Karteileichen. Im April 2015 verbuchte die Seite von Google über 111 Millionen aktive Nutzer.

Dabei war die Geschichte von Google+ gar nicht so schlecht: Das Netzwerk zählte nach drei Monaten schon 40 Millionen Anwender und wurde somit der am schnellsten wachsende Dienst aller Zeiten. Rund zwei Jahre nach dem Start waren 190 Millionen aktive Nutzer bei Google+ unterwegs. Doch schon ein Jahr später wehte bei Google ein anderer Wind, denn der Projektleiter Vic Gundotra verließ den Konzern und die etwa 1000 Entwickler wurden zu anderen Projekten geholt. Die Integration von Google+ mit weiteren Google-Diensten abseits von YouTube und Google Mail wurde nicht weitergeführt.

Die Botschaft war klar: Google+ hat es nicht geschafft, dem Platzhirsch Facebook gefährlich zu werden. In den vergangenen Jahren siechte Google+ vor sich hin und die Medienwirtschaft wartete auf das Ende des Dienstes. Damit beerdigt Google am 2. April 2019 bereits das dritte soziale Netzwerk, denn Orkut (eingestellt am 30. September 2014) und Wave (eingestellt am 30. April 2012) waren einige zeitweise erfolgreiche Vorläufer.

Das größte Problem von Google+ war die umständliche Handhabung der Kommunikation. Neue Nutzer mussten ihre Kontakte in ihre Kreise einführen, bei jedem anderen sozialen Dienst addet man lediglich die Personen. Beim Platzhirsch Facebook funktioniert dies genauso wie bei seinen vertikalen Alternativen wie Whatsapp und Instagram. Unternehmensportale wie LinkIn und Xing haben das Rad ebenfalls nicht neu erfunden, sondern nutzen die im Internet gängige Praxis.

Die Vorteile der Google+-Kreise wurden nicht wie gewünscht angenommen, sondern waren für die Anwender ein Hindernis. Genauso wie die Tatsache, dass man Beiträge nicht mit „Gefällt mir“ versehen konnte, sondern seine Zustimmung mit „+1“ markierte. Laut offiziellen Informationen wurden nur knapp ein Fünftel der Ideen für Google+ umgesetzt, allerdings legte man bereits nach rund drei Jahren die Ideen der neuen Features auf Eis.

Google+ war ein erfolgloser Versuch, ein bekanntes Konzept ohne Mehrwert zu kopieren. Zwar gab es eine Hülle von Funktionen, diese waren aber allesamt Kopien und funktionierten oftmals nur im Zusammenspiel mit anderen Google-Diensten. Vielleicht kam Google+ zur falschen Zeit – vielleicht benötigt die westliche Welt aber auch nur ein soziales Mainstream-Netz.

Ein Coup gelang Google dennoch: Der Dienst „sorgte“ sich um die Daten seiner User und beschloss, dass das Netzwerk eingestellt wird. Eine „schöne und beruhigende Nachricht“, nachdem im Jahr 2018 gleich zwei Mal die Google+-Nutzerkonten von Datendiebstahl bedroht waren. Schlaf gut, Google+! Und grüße StudiVZ & Co.!