Die Kritiker

«Rufmord»

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Mit «Rufmord» zeigt das ZDF einen äußerst prekären Fernsehfilm rund um das Thema deutsches Schulsystem, Datenschutz und Privatsphäre. Die Quotenmeter Kritik zeigt, warum der Mainzer Sender damit einen qualitativen Volltreffer gelandet hat.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Rosalie Thomass ist Luisa Jobst
Johann von Bülow ist Georg Bär
Lilly Forgárch ist Martina Lechner
Shenja Lacher ist Finn
Verena Altenberger ist Frau Baumann

Hinter der Kamera:
Regie: Viviaane Andereggen
Drehbuch: Claudia Kaufmann/ Britta Stöckle
Schnitt: Constantin von Seid
Kamera: Martin Langer
Musik: Annette Focks
Luisa Jobst ist eine junge und attraktive Grundschullehrerin, die in ihrem Klassenraum mit modernen Unterrichtsmethoden arbeitet. Handys sind in ihrem Klassenzimmer erlaubt und auch sonst pflegt sie einen lockeren Umgang mit den Schülern. Mit ihrem Freund, dem Schreiner Finn, ist sie glücklich zusammen, doch dann ändert sich ihr Leben schlagartig. Auf der Homepage ihrer Schule tauchen Nacktbilder und weitere Anzeigen von ihr auf, was wütende Lehrer und Diskussionen im Kollegium nach sich ziehen. Doch wer steckt hinter der Schmutzkampagne? Ist es der Vater Georg Bär, dessem Sohn Frau Jobst keine Gymnasialempfehlung geben möchte? Oder aber spielt die Ex-Freundin von Finn eine Rolle, die er nach mehreren Jahren Beziehung für Luisa verlassen hat? Das Netz aus Beschuldigungen und Diskriminierungen gegenüber der jungen Lehrerin verdichten sich weiter, bis es ein blutiges Ausmaß annimmt.

In knapp neunzig Minuten spricht «Rufmord» eine breite Zahl an Themen an, fokussiert aber alles auf die Lehrerin Luisa Jobst, überragend gespielt von Rosalie Thomass, deren Gesicht man auch schon im «Tatort» zu sehen bekam. Die kompetente Lehrerin, die ihre Schüler unterstützen und fördern möchte, verkörpert sie ebenso glaubwürdig wie die verzweifelte Frau, die versucht sich gegen das Cybermobbing zu währen.

Während Seminare und Workshops in Schulklassen zum Thema Mobbing keine Seltenheit sind, verlagert der Fernsehfilm das Thema in die Welt der vermeidlich Erwachsenen und Verantwortungsvollen. Nicht nur, dass der Film das deutsche Schulsystem leise kritisiert, auch die Einbindung der Technik in den Unterricht sowie Rechte am eigenen Bild werden thematisiert.

Doch vorrangig ist «Rufmord» ein Drama über die tiefsten menschlichen Abgründe und eine Hexenjagd auf eine unschuldige junge Frau. Menschen verschließen die Augen, verdrängen die Wahrheit und nehmen in Kauf, dass das Leben der Lehrerin zerstört wird. Im Aufbau der Handlung und einzelner Szenen kann man zuweilen auch Parallelen zum dänischen Spielfilm «Die Jagd» ziehen.

Neben Rosalie Thomass machen auch die weiteren Schauspieler einen starken Eindruck und verstärken das Bild der verlogenen und egoistischen Gesellschaft umso mehr. Doch «Rufmord» bleibt kein reguläres Drama, sondern dreht sein eigenes Genre im letzten Drittel herum, sodass der Zuschauer sich plötzlich in einem Krimi wiederfindet. Warum und weshalb man plötzlich Zeuge von Ermittlungen wird, soll an dieser Stelle nicht vorweg genommen werden.

«Rufmord» ist humorbefreit, ernst und weit entfernt von einem Guten-Laune-Fernsehfilm. Mit zunehmender Handlung wird das Drama düsterer und unangenehmer und das Netz aus Lügen und Verleumdungen zieht sich enger zusammen, bis zur schmerzhaften Auflösung.

Fazit: Das ZDF zeigt mit «Rufmord» die Stärken, die ein gut geschriebener und passend gespielter Fernsehfilm haben kann. Nein, es ist keine angenehme Unterhaltung, doch zugleich ist sie auch notwendig um aufzuzeigen, dass Erwachsene ebenso grausam sein können wie es Kindern oft nachgesagt wird. «Rufmord» ist kein Aprilscherz, sondern einer der besten Fernsehfilme seit Langem.

Das ZDF zeigt «Rufmord» am 1. April um 20.15 Uhr.

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