Filmfacts: «Shazam!»
- Start: 4. April 2019
- Genre: Action/Comedy
- Laufzeit: 98 Min.
- FSK: 16
- Kamera: Maxime Alexandre
- Musik: Benjamin Wallfisch
- Buch: Henry Gayden
- Regie: David F. Sandberg
- Darsteller: Zachary Levi, Michelle Borth, Djimon Hounsou, Mark Strong, Jack Dylan Grazer, Asher Angel, Marta Milans
- OT: Shazam! (USA 2019)
Ausgerechnet dem bislang vorwiegend auf Horrorkost spezialisierte Regisseur David F. Sandberg («Lights Out») ist mit «Shazam!» dieses kleine Kunststück gelungen. Die Verfilmung des früher übrigens Captain Marvel titulierten (kein Scherz!) Helden wider Willen ist so ganz anders als seine vorwiegend auf Bombast und Epik setzenden Kollegen und gerade dadurch so erfrischend.
Entdecke den Superheld in dir!
Wenn Billy Batson (Asher Angel), ein cleveres 14 Jahre altes Pflegekind, das Wort SHAZAM! ruft, verwandelt er sich in den erwachsenen Superhelden Shazam (Zachary Levi) – das Vermächtnis eines uralten Zauberers. Shazam – ein Junge in einem muskulösen, göttlichen Körper – macht, was jeder Teenager mit Superkräften machen würde: Er kostet seine Erwachsenenversion aus und hat Spaß! Kann er fliegen? Hat er den Röntgenblick? Kann er Blitze aus seinen Händen schießen lassen? Kann er den Sozialkunde-Test schwänzen? Mit der glückseligen Sorglosigkeit eines Kindes macht sich Shazam daran, seine Fähigkeiten auszutesten. Aber um gegen die von Dr. Thaddeus Sivana (Mark Strong) gesteuerten todbringenden Kräfte des Bösen kämpfen zu können, muss er seine Kräfte schnellstens meistern.
Der erste Gedanke, der uns nach der Sichtung von «Shazam!» kam, war der Vergleich zu Marvels «Spider-Man»-Reboot. Dieser brachte vor rund zwei Jahren eine neue Genrefärbung ins MCU und ergänzte Heist-Movies, Politthriller und Co. um sympathische High-School- beziehungsweise Coming-of-Age-Comedy. Allzu lange halten sich die beiden Hauptfiguren Billy Batson und sein bester Freund Freddy Freeman («Es»-Star Jack Dylan Grazer) zwar gar nicht in besagter High-School auf. Doch Drehbuchautor Henry Gayden («Earth to Echo») wendet in seinem Skript mindestens so viel Zeit für das (Pflege-)Familienleben des kleinen Billy sowie die Freundschaft der beiden Jungs auf, wie für den Kampf zwischen Gut und Böse und überhaupt alles, was sich mit der Superheldenthematik befasst. Darüber hinaus wendet er sich sämtlichen Erzählparts mit ähnlichem Aufwand zu.
Zu keinem Zeitpunkt ordnet sich das Eine dem Anderen unter. «Shazam!» ist zu gleichen Anteilen eine rührende Geschichte über Familienwerte, heitere Buddy-Comedy mit sämtlichen emotionalen Höhen und Tiefen, eine Auseinandersetzung mit plötzlichem Heldendasein („Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!“ und so…) und natürlich ein klassischer Superheldenactioner, in dem sich Shazam schon sehr bald gegen einen gefährlichen Gegner zur Wehr setzen muss. Es spricht für sich, dass ausgerechnet der letztgenannte Teil – und damit das Herzstück eines jeden Superheldenfilms – den schwächsten darstellt.
Ein bisschen Bombast, viel mehr Spaß
Wie eben auch schon «Spider-Man: Homecoming» hätte «Shazam!» nicht zwingend den Kampf zwischen Protagonist und Widersacher benötigt. Trotz Mark Strongs («Kingsman: The Golden Circle») solider Verkörperung eines von Allmachtsfantasien gepeinigten Wahnsinnigen ist seine Motivation allzu austauschbar. Das liegt auch daran, dass er von den wirklich bösen Wesen – nämlich sich zu gruseligen Monstern manifestierten Todsünden – lediglich als Gefäß missbraucht wird. Seine durchaus als brutal angedeuteten (aber immer erst im Off ausgeführten) Kills geschehen also nie aus eigenem Antrieb. Das macht die Figur des Dr. Thaddeus Sivana nicht ansatzweise so bedrohlich, wie sie sein könnte. Darüber hinaus ist «Shazam!» ein Film jener Sorte, in dem eine dramatische Fallhöhe quasi nicht existiert. Von Anfang an deuten Tonfall und Geschichte darauf hin, dass hier am Ende all jene überleben werden, mit denen wir in etwaigen Fortsetzungen gern Zeit verbringen würden; und vielleicht früher schon gern Zeit verbracht hätten, denn wenn sich hier gen Ende eine Art «Justice League» aus absolut sympathischen, extrem motivierten Teenagern zur Heldengruppe formiert, fragt man sich schon, weshalb man nicht aus dieser einfach auch die titelgebende «Justice League» gemacht hat.
Denn trotz all dieser Schwächen hat «Shazam!» genau an diesem Punkt seine großen Stärken: Die Interaktion zwischen den Figuren ist einfach hervorragend! Henry Gayden nimmt sich in der Anfangsphase nicht nur viel Zeit, um sich dem Thema Pflegefamilien (siehe auch: «Plötzlich Familie») zu widmen, sondern nimmt dieses Thema auch als Grundlage für die authentische Entstehung diverser Freundschaften. Das ist wichtig, schließlich bestreiten Billy alias Shazam und Freddy einen Großteil des Films allein.
Ab dem Moment, in dem Billy dank eines an «Harry Potter» erinnernden Zauberrituals zu seinen Superkräften gelangt, entwickelt «Shazam!» zwischen all seiner Warmherzigkeit auch eine große Portion Witz. Es wird zwar bisweilen durchaus albern, gleichzeitig entwickelt sich die Komik nur bedingt aus gezielt auf den Gag geschriebenen Pointen, sondern vorwiegend aus der Situation heraus. Wenn Billy in Form seines Alter Egos Shazam hier eher durch Zufall eine Superpower nach der anderen entdeckt (und als Teenie am ehesten davon angetan ist, in ausgewachsener Superheldenmontur endlich Bier kaufen zu können) sowie von seinem popkulturaffinen Freund dazu animiert wird, noch weitere Skills auszuprobieren, spricht die sich langsam hochschaukelnde Dynamik für sich. Ganz gleich, ob man noch nie einen Superheldenfilm gesehen hat, oder die Filme des Marvel Cinematic Universe und DC Extended Universe in- und auswendig kennt: In diesen Minuten wird «Shazam!» jeden mitreißen.
David F. Sandberg inszeniert diese Szenen voller Experimentierfreude, die Zachary Levi («Thor: Tag der Entscheidung») um perfektes Comedytiming und viel, viel Leidenschaft für seine unbeholfen-begeisterungsfähige Rolle ergänzt. Diese Dynamik kann „Shazam!“ bis zum Schluss weitgehend aufrechterhalten, wenngleich sich das in Sachen Bombast und CGI-Gewitter deutlich kleiner ausfallende Filmfinale bisweilen ein wenig in die Länge zieht. Doch auch hier bleibt bis zum Schluss immer die Familie das Element, das alles zusammenhält. Und so weiß man zwar wieder einmal längst, dass all das hier vermutlich gut ausgehen wird. Aber es war einem auch schon lange nicht mehr so wichtig.
Fazit
Ohne eine Schurkenfigur wäre «Shazam!» vermutlich noch besser geworden. Doch auch mit ihr macht diese DC-Comicverfilmung großen Spaß, da David F. Sandberg mehr daran gelegen ist, eine intime Geschichte von Erwachsenwerden und Freundschaft zu erzählen, als nur eine austauschbare Weltenrettung zu inszenieren.
«Shazam!» ist ab dem 4. April bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
03.04.2019 18:30 Uhr 1
Ich hab den Trailer von Shazam gesehen und fand ihn ziemlich gut.