Was bisher geschah
Serieninfos
- Serienschöpfer und Showrunner: Roberto Aguirre-Sacasa
- Darsteller: Kiernan Shipka, Ross Lynch, Lucy Davis, Chance Perdomo, Michelle Gomez, Jaz Sinclair, Tati Gabrielle, Adeline Rudolph, Richard Coyle, Miranda Otto
- Musik: Adam Taylor
- Ausführende Produzenten: Lee Toland Krieger, Jon Goldwater, Sarah Schechter, Roberto Aguirre-Sacasa, Greg Berlanti
- Produzenten: Craig Forrest, Ryan Lindenberg, Matthew Barry
- Netflix-Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Was nun geschieht
Dadurch, dass Sabrina nun ("vorerst", wie sie betont) Vollzeit zur Akademie der Unsichtbaren Künste geht, verschiebt sich im zweiten Part der Serie der Fokus – auf vielerlei Weise. Sabrinas menschlichen Freunde und das Treiben an der High School Greendales für Normalsterbliche nehmen weniger Raum ein, umso mehr erkunden die neuen Episoden die Gepflogenheiten, Subkulturen und Liebesdramen an der Akademie der Unsichtbaren Künste. Aber die wohl wichtigste Änderung: Der narrative Raum, der bislang mit Sabrinas direkten Widerstand gegen den Dunklen Lord und den machtgierigen sowie launischen Magier-Patriarchaten Pater Blackwood (genüsslich finster: Richard Coyle) gefüllt wurde, wird nun mit einem herausfordernderen Einsatz gegen alles, das Sabrina anzweifelt, bestritten.
Soll heißen: Was bislang eine "Ich will eurem Club nicht beitreten, nicht so!"-Geschichte war, der ein deutlicher sozialkritischer Beigeschmack mitbrachte, wird nun zur durchexerzierten, teuflisch-unterhaltsamen Okkultismusversion eines "Eine junge Frau gegen das Patriarchat und seine Auswüchse"-Dramas. Der soziale Kommentar in «Chilling Adventures of Sabrina» ist dabei nicht immer subtil, etwa, wenn sich Sabrinas dunkelmagische Sorgen bei ihren sterblichen Freunden in profaner Form doppeln, doch durchweg treffend, beißend und scharf beobachtet. Und es ist zeitgemäß sowie wichtig. Das wird vor allem im Subplot rund um Susie von der Greendale High deutlich, die sich fortan als Theo identifiziert. Lachlan Watson, selbst genderqueer und non-binär, spielt die Rolle mit Wärme sowie Engagement und macht Theo zu so etwas wie der Seele des Formats.
Sabrina gegen den Rest der Welt?
Durch das verzahntere Feindbild geht «Chilling Adventures of Sabrina» in Teil zwei etwas von der Abgeschlossenheit und somit auch von der erzählerischen Griffigkeit der einzelnen Episoden verloren. Dafür ist Teil zwei (zumindest in den fünf Episoden, die der Presse vorab zur Verfügung gestellt wurden) dramatischer und spannender geraten. Die aufmunternden kleinen Gags sind rarer gesät und die auflockernden Zwischentriumphe Sabrinas sind seltener, ohne dass sich das Format in eine jegliches emotionales Involvement abstrafende Dauerdunkelheit steigern würde.
Der dramatischere Erzähltonfall wird dadurch ergänzt, dass sich die Dinge fast nie so leicht überblicken lassen, wie es zunächst den Anschein hat. Immer wieder ergeben sich unerwartete Miniallianzen für Sabrina, mehrmals sind die vermeintlich offensichtlichen Strippenzieher hinter einer Intrige gegen die Titelheldin unschuldig, und dafür wird sie mehrfach von Verbündeten enttäuscht. Das sorgt für eine größere Suspense und stärkt den Gesellschaftskommentar, den die Serie äußert. Da überbetont der sonst Sabrinas Ansichten unterstützende Hexer Nicholas Scratch (amüsiert dauerkokettierend: Gavin Leatherwood) mal in einer Ansprache, wie süß und niedlich sie doch sei, ein anderes Mal stärken ihr sonst gehässige Hexenschwestern den Rücken im Kampf gegen Blackwoods patriarchal-herrische Tendenzen. Kurzum: Selbst, wenn das ideologische Feindbild deutlich ist (nämlich regressive Weltanschauungen),lässt es sich bei Personen und Einzelfällen nicht immer so deutlich zwischen hui und pfui abzugrenzen.
Absolut sehenswert
Visuell bleibt «Chilling Adventures of Sabrina» ein Genuss: Die Kulissen sind voller atmosphärischer Details, die Lichtsetzung unterstreicht die morbide, manchmal dunkelromantische Stimmung formidabel und macht diese Serie in einer Flut steril gefilteter TV-Formate zu einem markanten Highlight und die Kameraführung übt einen hypnotischen Bann aus. Auch der Score punktet, entwickelt er die Leitmotive aus dem ersten Schub an Episoden doch stimmig weiter. Die Songauswahl hingegen bleibt so offensichtlich und "Mit der Faust aufs Auge" wie zuvor, verliert aber das kesse Augenzwinkern in der thematischen Deutlichkeit, mit der Archivhits auf die Szenen gelegt werden.
Alles in allem macht dies, sowie das Spiel von Miranda Otto als Sabrinas strenge Tante Zelda, und Michelle Gomez als manipulative Mary Wardwell, den zweiten Schub an «Chilling Adventures of Sabrina»-Folgen zu einer herausragenden Weiterführung des bisher Dagewesenen. Otto und Gomez dürfen ihren Rollen etwas mehr Unberechenbarkeit und Wandelbarkeit verleihen, und kitzeln so mimisch noch mehr aus Shipka heraus. «Chilling Adventures of Sabrina» ist eine aufgeweckte, moderne, hoch atmosphärische Serie mit einer klaren Aussage und packenden Storys – und eines der absoluten Highlights auf Netflix. Weitergucken, wenn ihr schon angefangen habt. Endlich einsteigen, wenn ihr «Chilling Adventures of Sabrina» bisher vor euch hergeschoben habt!
Die neuen Folgen «Chilling Adventures of Sabrina» sind ab dem 5. April 2019 via Netflix abrufbar.
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