Politsatire vs. Seichte Unterhaltung in der Primetime
Die Nummer eins am Late-Night-Himmel ist nun schon seit einiger Zeit Stephen Colbert mit seiner «Late Show» auf CBS. Der ehemalige «Daily Show»-Korrespondent, der später den endgültigen Durchbruch mit dem «Colbert Report» bei Comedy Central schaffte, zeichnet sich auch weiterhin durch messerscharfe Politsatire aus. Colbert baut seine Sendung von Montag bis Freitag rund um seinen Intro-Monolog auf, in dem er meist US-Präsident Trump und dessen Administration aufs Korn nimmt. Auch der zweite Programmpunkt drehte sich zumeist um das Thema Politik, bereits legendär sind seine ‚Hungry for Power Games‘ im Rahmen der Vorwahlen um das Präsidentenamt 2016, in denen er eine Persiflage der «Tribute von Panem»-Charakter Effie Trinket und Caesar Flickerman zum Besten gab.
Mittlerweile scheint der Trend aber ein wenig weg vom einseitigen Trump-Bashing und hin zu anderen, vermischten Themen zu gehen. Immer häufiger sitzt Colbert nach der ersten Werbeunterbrechung an seinem Pult und kündigt mit lautem Ruf die Rubrik ‚Meanwhile‘ an, in der er eben jene kuriosen Meldungen zusammenfasst und lustig verpackt. Diese Masche scheint anzukommen, denn der Letterman-Nachfolger erzielt nicht nur regelmäßige die größte Reichweite am Abend, sondern kommt inzwischen genauso gut auch beim jungen Publikum an, welches eigentlich immer Jimmy Fallon dominiert hatte.
Jimmy Fallons «Tonight Show» musste in den vergangenen Jahren seinen Status als unangefochtene Nummer eins im Geschäft nach und nach abgeben. Der Anfang vom Ende wird immer wieder in der berühmten Haarwuschel-Affäre beim damals noch Präsidentschafts-Kandidaten Trump gesehen, für die er viel Kritik einstecken musste. Fallon zeigte sich auch in folgedessen recht unpolitisch, was ihm wohl den Platz an der Sonne kostete, denn der Trend zu Anfang der Trump-Ära ging ganz klar in Richtung des politischen Witzes, auf den Fallon häufiger verzichtet, statt ihn wie Colbert breitzutreten.
Der gebürtige New Yorker setzt dagegen in jeder Sendung auf Spiele und Spaß und versucht seinem Publikum ein gutes Gefühl zum Abschluss des Tages zu geben. Unvergessen bleiben die zahlreichen Lip-Sync-Battles mit Showgrößen wie Ellen DeGeneres, Emma Stone oder Tom Cruise oder seine regelmäßigen Rubriken ‚Thank You Notes’ und das Hashtag-Spiel. Ganz auf Politik muss jedoch auch der Zuschauer nicht verzichten, denn in diesem Jahr findet auch das Thema Trump häufiger Einzug in seine Stand-Up-Monologe, jedoch bleibt dies in einem seichten und oberflächlichen Rahmen.
Ähnlich verhält es sich beim dritten großen Namen im Bunde der Primetime, Jimmy Kimmel. «Jimmy Kimmel Live!» gibt sich auch eher leichterer Unterhaltung hin, so lässt Kimmel weiterhin jedes Jahr die Halloween-Süßigkeiten kleiner Kinder stehlen oder kürt jährlich den Bauchplatsch-Champion. Besonders beliebt sind zudem seine regelmäßigen Analysen der Reality-TV-Formate des eigenen Senders ABC. Seit zwei Jahren zeigt sich Kimmel zudem auch von seiner emotionalen und privaten Seite, denn sein Sohn wurde mit einem Herzfehler geboren, was den Moderator zweimal zu einer Pause veranlasste, um sich nach den beiden Operationen um ihn zu kümmern.
Diese Emotionalität hat sich Kimmel im weiteren Verlauf allerdings behalten und bringt sie immer wieder bei politischen Themen ein. So forderte er bereits nach der Bekanntgabe der Geburt seines Sohnes, dass Obamacare keinesfalls von den Republikanern gestürzt werden dürfe. Auch im Anschluss an das Massaker in Las Vegas traf Jimmy Kimmel in seinem Monolog äußerst emotionale Töne und legte sich mit der amerikanischen Waffen-Lobby an. Im Sommer des vergangenen Jahres ging er dann sogar auf direkten Konfrontationskurs mit dem texanischen Politiker Ted Cruz, das in einem Basketball-Duell mündete und mehr als 80.000 Dollar an Spenden einbrachte.
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