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So hat es sich angefühlt, die zweite Hälfte der fünften «Arrested Development»-Staffel zu gucken. Es war eine lange, zähe, herzzerreißende, den Verstand zermürbende Qual, während der sich die Erinnerungen an frühere, schönere Zeiten wie eine zusätzliche, langsam zuziehende Schlinge um den Hals gelegt haben. Diese spritzige, Konventionen brechende Sitcom mit perfekt konstruierten Running Gags und Spätzünderpointen, Affenzahntempo und liebenswert-bescheuerten Figuren – nur noch ein trauriger, glaubenerschütterner Schatten ihrer selbst. «Arrested Development» schleppt sich in seinen neusten (womöglich, hoffentlich) finalen acht Episoden mühselig, geistlos, ziellos vor sich her. Die Figuren? Nur noch leere Hülsen ihrer rasiermesserscharf geschriebenen, mit Energie und Spritzigkeit gespielten Persona, in die ich mich während der unvergesslichen ersten drei Staffeln verliebt habe und mit denen ich in Staffel vier noch immer Vergnügen hatte.
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«Arrested Development» versinkt in einem Treibsand aus ausgelutschten Handlungssträngen, während Serienschöpfer Mitch Hurwitz im Schneckentempo Gags vorbereitet, denen es an der Unberechenbarkeit früherer Staffeln mangelt. Dadurch sind sie oftmals vorhersehbar, weswegen es an Folter grenzt, detailliert zu verfolgen, wie jeder einzelne ihrer Mechanismen gemächlich festjustiert wird, ehe sie stotternd auf uns zu schleichen. Die Darsteller sehen fast allesamt so aus, als wollten sie gar nicht da sein (was angesichts der Geschichten vom Set der fünften Staffel kein bloßer Eindruck, sondern Tatsache zu sein scheint). Das war schon bei den ersten Episoden dieser Season der Fall. Aber Staffel fünf macht auf handwerklicher Ebene alles noch schlimmer.
Hurwitz verstrickt sich nämlich nicht nur immer tiefer in seine ausgefransten Storyideen aus dem Jahr 2013, als die Netflix-Ära von «Arrested Development» begann, er hat offenbar auch jegliche Muse für technische Qualitätskontrolle verloren. Staffel fünf, durchgängig von Troy Miller («Dumm und dümmerer») inszeniert, begann mit banaler Regiearbeit und einigen Tonpatzern. Die zweite Hälfte von Staffel fünf ist dagegen nahezu stümperhaft.
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Es ist ein einziges Trauerspiel. Ein Trauerspiel, das wenigstens ein Gutes an sich hat: Staffel fünf endet nicht mit einem Cliffhanger, neu aufgeworfenen Fragen oder angedeuteten, kommenden Handlungsfäden, sondern relativ endgültig. Sollte keine sechste Staffel folgen, wäre das völlig angebracht. Die Geschichte der Bluths ist kreativ ausgeschöpft und inhaltlich abgeschlossen. Und nun lasst uns alles, was nach Staffel drei passiert ist, aus dem Gedächtnis verbannen.
«Arrested Development» lässt sich via Netflix streamen – sowohl die starken wie auch die peinlich miesen Staffeln.
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