Facts zu «Ein besonderes Leben»
- Darsteller: Ryan O'Connell, Jessica Hecht, Punam Patel, Marla Mindelle, Augustus Prew, Patrick Fabian
- Ausführende Produzenten: Jim Parsons («The Big Bang Theory»), Anna Dokoza, Eric Norsoph, Ryan O'Connell, Todd Spiewak
Das Format basiert nämlich auf O‘Connells 2015 herausgekommene Autobiografie «I’m Special: And Other Lies We Tell Ourselves» und obwohl natürlich eine gewisse Fiktionalisierung nicht ausbleibt: «Ein besonderes Leben» wirkt dadurch noch natürlicher und hat so noch eine zweite schöne Botschaft an seine Zuschauer und die Medienwelt. Seht her, man mag es kaum glauben: Auch in der Realität können Leute, die anders sind, große Dinge meistern – wie beispielsweise eben eine Netflix-Serie oder ein erfülltes Leben.
Ryan führt ein langweiliges und zurückgezogenes Leben, beschreibt sich selbst als Loser und wohnt mit seiner Mutter in einer beschaulichen Wohnung. Eines Tages beschließt er, sein Leben umzukrempeln – und es endlich so zu leben, wie er es gerne möchte. Dazu gehört auch, dass er seine Homosexualität auslebt und im Idealfall einen festen Partner findet. In der Kombi mit der Behinderung hat man das in noch keiner Serie gesehen. Netflix bricht hier also ganz bewusst wieder die Norm. Etwas, das man sich im klassischen Network-Fernsehen wohl nicht getraut hätte – obwohl es eigentlich ja keinen Grund dafür gibt.
Als Ryan sein Praktikum bei dem Online-Klatschmedium Eggwoke anfängt, verschweigt er den Kollegen zuerst, dass er an CP leidet – und schiebt stattdessen alle seine Schwierigkeiten im Alltag auf einen tags zuvor passierten Autounfall, bei dem allerdings in Wahrheit nichts Tragisches passiert ist. Schritt für Schritt – oder besser gesagt: Kapitel für Kapitel – sehen wir, wie Ryan ein Stück weit mehr Selbstvertrauen gewinnt und seinem Ziel näherkommt. Auch für Ryans Mutter, mit der er anfangs noch zusammenwohnt, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Über all die Jahre hat sie vergessen, ein eigenes Leben zu führen. Als eines Tages der neue Nachbar an der Tür klingelt, soll sich das langsam ändern.
«Ein besonderes Leben» kommt trotz seiner Thematik erstaunlich unbeschwert daher. Dafür sorgen vor allem die Szenen im Umfeld der Redaktion; da sieht man dann auch mal darüber hinweg, dass vor allem Ryans Chefredakteurin völlig überzeichnet ist. Gleichzeitig bietet die Serie tragische Momente, die noch nicht mal so sehr bei Ryan selbst, sondern vielmehr bei seiner Mutter durchkommen. «Ein besonderes Leben» schafft hier einen guten Spagat und verzichtet dabei durchgehend auf die große Mitleids-Tour. Denn klar ist auch: Genug Hürden und Probleme gibt es bei Ryans Geschichte und die werden auch schonungslos gezeigt.
Im Übrigen verzichtet man glücklicherweise auch auf ein hundertprozentiges Happy-End – damit hätte man es sich schließlich zu einfach gemacht. Stattdessen geht man einen gesunden Mittelweg, der auch genug Raum für eine zweite Staffel bietet.
Etwas anderes, das «Special» – so heißt die Serie im Original – so special macht: Die Folgen dauern nur rund 15 Minuten, eine hat sogar nur eine Laufzeit von circa 12 Minuten. In Zeiten von Episoden mit Überlänge, die sich gerade bei Netflix gerne mal ziehen wie Kaugummi, eine willkommene Abwechslung. Dass solche Serien-Snacks durchaus gut funktionieren können hat zuletzt ja auch schon (teilweise) die Reihe «Love, Death & Robots» bewiesen. Nur dass bei «Ein besonderes Leben» nun eben horizontal erzählt wird. Man darf gespannt sein, ob noch weitere sehenswerte Mini-Formate dieser Art folgen werden.
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