Sportcheck

Selbstprofilierung vor Seriösität: Hat Deutschland ein Kommentatoren-Problem?

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In einem Interview weist Frank Buschmann auf gefährliche Trends in der deutschen Kommentatorenlandschaft hin. Außerdem: Quoten vom Handball-Topspiel, dem DEL-Finale und der Bundesliga.

Buschmann hinterfragt Kommentatorn


Sporthighlights der kommenden Woche

  • Montag, 15 Uhr: BBL, Frankfurt Skyliners - ratiopharm Ulm (Sport1)
  • Mittwoch, 19.15 Uhr: DEL-Finale Spiel 4, EHC München - Adler Mannheim (Sport1/MagentaSport)
  • Mittwoch, 20.45 Uhr: DFB-Pokal-Halbfinale, Werder Bremen - FC Bayern München (Das Erste/Sky)
  • Mittwoch, 21 Uhr: Premier League, Manchester United - Manchester City (DAZN)
  • Samstag, 15.30 Uhr: Bundesliga, Borussia Dortmund - FC Schalke 04 (Sky)
  • Sonntag, 14 Uhr: Formel 1, Großer Preis von Aserbaidschan
  • Sonntag, 17.30 Uhr: Premier League, Manchester United - FC Chelsea
  • Der Quotenmeter.de-Exotentipp: täglich, Snooker-WM (Eurosport)
Fußball-Kommentatoren sind und bleiben ein Reizthema unter deutschen Fußballfans. Im Grunde immer wenn Live-Spiele im deutschen Fernsehen zu sehen sind, laufen die Sozialen Netzwerke mit Beiträgen von Zuschauern heiß, die die Kommentatoren der Spiele (eher seltener) für besonders gewitzte Ausdrucksweisen abfeiern oder sie (umso häufiger) wegen der gleichen Sprüche harsch kritisieren. Bei Skys Bundesliga-Konferenzen trifft es vor allem zwei Kommentatoren: Jörg Dahlmann und Frank Buschmann, die vermeintlich für eine besonders unterhaltende Spielbegleitung mit Einsatz von Emotionen stehen. (Man möchte sagen „ausgerechnet“) Buschmann meldete sich nun in einem Interview mit der Plattform „FUMS“ zu Wort, um aktuelle Entwicklungen in der Kommentatorenbranche anzuprangern.

Der 54-Jährige wurde gerade erst mit dem Deutschen Sportjournalistenpreis ausgezeichnet. Seine Kritik an der deutschen Kommentatorenzunft war im Gespräch mit den Betreibern von „FUMS“ deshalb so interessant, weil die Sportsatire-Seite seit Jahren sogenannte „Arbeitsnachweise“ nach Spielen veröffentlicht, im Zuge derer die Seite die kuriosesten Kommentatorensprüche aus einem bestimmten Spiel in einer Grafik veröffentlicht. Für genau derlei Arbeitsnachweise sollen viele Kommentatoren Buschmanns Einschätzung und Vernehmen nach sogar im Vorfeld der Partien besonders deftige und kreative Sprüche wie Gag-Schreiber anfertigen, um diese dann später in den Grafiken wiederfinden zu können und dafür von den Followern gefeiert zu werden. Bei anderen Kollegen soll es sogar so weit gehen, dass sich die Sportjournalisten bei „FUMS“ bewerben, um auch einmal einen Arbeitsnachweis zu erhalten.

Besonders der jungen Generation an Kommentatoren unterstellt Buschmann beim Vortrag flotter Sprüche am Kommentatorenpult Berechnung und mahnt vor einer gefährlichen Entwicklung. Damit rennt Buschmann bei Beobachtern und Fans von Fußball-Übertragungen offene Türen ein. Tatsächlich geht der Trend bei Live-Übertragungen hin zu einer scheinbaren Selbstprofilierung der Kommentatoren, die sich wie Autoren vorab Sprüche zurechtlegen, um sich selbst in den Sozialen Medien besser vermarkten zu können und bekannter zu werden. Die Markenbildung hat bei deutschen Fußball-Kommentatoren schon seit Jahren Einzug gehalten.

Warum ist dieser Trend kritisch zu sehen? Weil der Kommentatorenjob dazu gedacht ist, Spiele zu begleiten und gegebenenfalls zu analysieren und nicht die eigene Person vor das Spielgeschehen zu stellen. Zu viele Zuschauer bekundeten bereits über die Jahre in den Sozialen Medien genervt abgeschaltet oder auf den Stadionton gewechselt zu haben, weil die Sportjournalisten nicht mehr seriös, sondern nur noch aus unterhalterischer Perspektive zu Werke gehen - besonders bei privaten Anbietern.

Hinterfragt werden dürfen aber auch beide Parteien des Buschmann-Interviews, die selbst Teil des Problems sind. Buschmann wird von vielen Beobachtern genau dieser übertriebene Kommentar vorgeworfen, der sich selbst zu stark in den Vordergrund rückt. Zugleich kennzeichnet Buschmann den Sportjournalisten in Deutschland, der durch seine frühe Präsenz in den Sozialen Medien und der Vermarktung eigener Bücher wohl am stärksten für die Markenbildung im Bereich deutscher Sportkommentatoren steht, auch wenn er selbst davon ungern spricht.

FUMS“ auf der anderen Seite fördert mit dem Kult um Sportkommentatoren und deren Sprüchen den Wunsch nach Selbstprofilierung, die durch ein paar vorab erdachte Kalauer damit einfacher zu erreichen ist denn je. Spätestens seit die Plattform unter dem #FRITZLOVE Sportjournalist Fritz von Thurn und Taxis kurz vor dessen Ruhestand zum Internet-Phänomen verhalf, gieren viele Sportjournalisten nach ähnlicher Anerkennung. So entfernen sich Sport-Kommentar und das Sport-Ereignis, das er begleiten soll, immer mehr und werden zu zwei zunehmend unabhängigen Events, die dem eigentlichen Sinn des Kommentatoren entbehren. Seriöser und qualitativer Sportjournalismus muss immer den Sport in den Vordergrund stellen.

Bundesliga bei DAZN bleibt Thema


Seit einiger Zeit hält sich DAZN im Erwerb um Bundesliga-Rechte im Gespräch und spätestens seit auch die Champions League beim Sport-Streamer läuft, betrachten Sportfans den Dienst als ernstzunehmende Alternative für Sky. Ein neues Interview zwischen „Sport Bild“ und DAZN-Chef Thomas de Buhr befeuerte erneut die Gerüchte. Darin ließ das Sportmagazin Leser die Fragen stellen und die Frage, ob DAZN sich um die Bundesliga-Recht ab 2021 bemühe, ließ nicht lange auf sich warten. Thomas de Buhr bekundete erneut großes Interesse an Livespielen der Bundesliga und beteuerte, dass man sich genau mit den DFL-Rechtepaketen befassen werde. Stimmen, dass DAZN bei den teuren Bundesliga-Rechten rein finanziell gar nicht mitbieten könne, stellte sich de Buhr damit entgegen.

Boxhighlights & neue Doku bei DAZN


Im Frühjahr kommen DAZN-Abonnenten wieder auf ihre Kosten. Der Dienst hat für die Nacht vom 5. auf den 6. Mai einerseits die Übertragung des Kampfes zwischen Canelo Alvarez und Daniel Jacobs in Las Vegas angekündigt, andererseits auch das Aufeinandertreffen zwischen Gennady „GGG“ Golovkin und Steve Rolls in New York in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni. Anlässlich des erstgenannten Kampfes, bei dem es sich um einen WM-Vereinigungs-Fight am mexikanischen Feiertag „Cinco de Mayo“ handelt, hat DAZN zudem eine Content-Partnerschaft mit der Athleten-Marke „Uninterrupted“ präsentiert. Von dieser stammt die Dokumentationsreihe „40 Days“, die die Vorbereitung auf den Kampf zwischen Alvarez und Jacobs beleuchtet.

Die Frage der Woche


«Wontorra – der Fußball-Talk» wurde am 13. August 2017 erstmals bei Sky Sport News HD als Konkurrenz zum «Doppelpass» bei Sport1 ausgestrahlt. Seit Kurzem steht fest: Nach dieser Bundesliga-Saison endet der Talk. Sky nannte ein zu geringes Zuschauerinteresse als einen der Gründe für die Absetzung des Formats.
Was ist Eure Meinung zum Ende von «Wontorra»?
Gut, der «Doppelpass» reicht als Fußball-Talk zum Sonntagsbrunch.
35,2%
Schade, die Alternative zum «Doppelpass» habe ich begrüßt.
64,8%


Bundesliga-Endspurt bleibt sehr gefragt


Schöne Zahlen holte am Wochenende wieder Sky mit seiner Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag. Dort empfing der FC Bayern München in der wohl attraktivsten der fünf Partien den formstarken SV Werder Bremen. Das 1:0 der Münchner im Meisterschaftsrennen verhalf der Konferenz zu insgesamt 1,27 Millionen Zuschauern, darunter 0,5 Millionen junge Menschen. Großartige 12,7 Prozent sprangen insgesamt heraus. Mit 17,4 Prozent verzeichnete am Samstag nur Das Erste bessere Marktanteile bei jungen Menschen als die Sky-Konferenz.

Handball-Topspiel geht im Ersten völlig unter


Dass Handball im Ersten kaum gefragt ist, weiß die ARD seit einiger Zeit. Immer wieder laufen beim öffentlich-rechtlichen Sender aber attraktive Paarungen aus der Handball-Bundesliga, die sonst nur im Pay-TV bei Sky zu sehen ist. An Wochenendnachmittagen schalten sonst höchstens etwa eine Million Zuschauer ein, nie sind die Spiele in der jüngeren Vergangenheit aber auch nur in die Nähe der quotentechnischen Zweistelligkeit gekommen. Einen neuen Tiefpunkt erreichte am Sonntag das eigentliche Topspiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt. Ab 16.24 Uhr sahen gerade einmal 620.000 Zuschauer zu, was insgesamt ganz schwachen 5,5 Prozent entsprach. Mickrige 60.000 14- bis 49-Jährige sorgten in ihrer Altersgruppe für indiskutable 2,0 Prozent.

DEL-Finalspiele laufen ausbaufähig


Das große Interesse hat die Finalserie in der Deutschen-Eishockey-Liga noch nicht erreicht. Seit Donnerstag duellieren sich die Adler Mannheim und der EHC Red Bull München um die Krone im deutschen Eishockey. Mit einem 3:0-Erfolg in München gelang es den Adlern am Samstagabend die Serie auf 1:1 zu stellen. Ab 20 Uhr verfolgten jedoch nur 250.000 Zuschauer das Spiel bei Sport1. Das zweite Spiel der Finalserie, die auch bei MagentaSport zu sehen ist, holte insgesamt ordentliche 1,0 Prozent und bei jungen Zuschauern akzeptable 1,4 Prozent. 100.000 14- bis 49-Jährige waren mit von der Partie. Doch da geht sicher noch mehr.

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