Cast & Crew
- Darsteller: Ines Quermann, Mimi Fiedler, Oliver Franck, Nassim Avat, Sila Şahin-Radlinger, Marc Dumitru, Valerie Huber
- Produktion: UFA Serial Drama
- Produzent: Markus Brunnemann
- Ausführende Produzentin: Annette Herre
- Junior Producer: Karoline Kunz
- Headautorin: Sarah Höflich
- Regie: Chris Heininger (Folgen 1-4), Gudrun Scheerer (Folgen 5-7), Tina Kriwitz (Folgen 8-10)
Ella war früher mal ihre allerbeste Freundin – bis sie ihr den Mann ausspannte. Der zentrale Konflikt der beiden weiblichen Hauptfiguren und Kolleginnen ist ein wesentlicher Aspekt der Serie. Ein anderer sind die zahlreichen Patienten im KKW mit ihren mehr oder weniger großen Weh-Wehchen.
- TV Now / Christoph Assmann
Zwischen den Fronten: Bad Doc Kühnert, Nora und Doktor Sandner. Während es Sandner vor allem um die Patienten geht, steht bei Kühnert der Geldbeutel und das Ego im Vordergrund.
Das deutsche Fernsehen erlebt dieser Tage zweifelsfrei einen Krankenhaus-Boom. «In aller Freundschaft» holt am Dienstagabend stabil über fünf Millionen Zuschauer, mit dem «Die jungen Ärzte»-Ableger bewies der öffentlich-rechtliche Sender Das Erste zudem, dass seichte Arzt-Geschichten auch bei jungen Zuschauern auf fruchtbaren Boden stoßen. Mit «In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern» kam jüngst noch ein weiteres Spin-Off hinzu. Wie gut sich Krankenhäuser als Nährboden für tägliches Drama eignet, haben nicht zuletzt auch Daily Soaps für sich entdeckt. Während RTL II mit einer (auf 15 Folgen begrenzten) Dailynovela im Krankenhaus-Umfeld experimentierte, sind Krankenhaus-Stationen in «GZSZ» und «Alles was zählt» seit Jahren genutzte Sets.
Mit den neuen «Nachtschwestern», eine Serie, die unschwer erkennbar ebenfalls von Soap-Spezialist UFA Serial Drama kommt, weht somit ein bisschen 90er-Flair in die deutschen Stuben. Damals half Schwester Stefanie (auch Stephanie oder Fanny) in der Regel donnerstags, während «Dr. Stefan Frank» bei RTL montags zur Sprechstunde lud. Seitdem hat sich freilich viel geändert – was sich bei den «Nachtschwestern» besonders deutlich bemerkbar macht. Neben der Haupthandlung um die Feindschaft zwischen Nora und Ella werden vier bis fünf weitere Stränge mehr oder weniger ausführlich erzählt. Da ist das schief gegangene Sex-Spielchen, das weniger ausführlich erzählt wird, da ist der am Kopf verletzte Vater eines kleinen Jungen, dessen Behandlung im KKW mehr Sendezeit bekommt. Sie alle eint eines: Es sind seichte, gerne auch vorhersehbare Geschichten, die nicht zwingend zu erhöhtem Puls führen. «In aller Freundschaft» lässt grüßen.
- TV Now / Christoph Assmann
Nachts ist Eile geboten: Ein schwerer Verkehrsunfall sorgt für einen unplanmäßigen Start der neuen "Nachtschwester".
Im Kern unterscheidet sich die Serie vom ARD-Vorbild vor allem im Erzähltempo. Einzelne Szenen sind wesentlich kürzer und schneller erzählt – dadurch also mehr auf den Punkt. Zusammengehalten werden die einzelnen Geschichten der Patienten der Woche vor allem durch die konträr aufgestellten Nora und Elli – zusätzliche Würze bekommt die Serie noch durch eine wahrlich krasse Enthüllung direkt am Ende der ersten Folge. Während dieser Plot in der Tat vielversprechend ausgearbeitet ist, fehlt es der Serie an zahlreichen anderen Ecken und Enden an Drive.
Für Maximale Aufmerksamkeit auf dem Sendeplatz immer nach «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» haben die Macher zwei Figuren mit aus der Daily bekannten Darstellern besetzt. So spielt Oliver Franck, in «GZSZ» im Vorjahr als gewalttätiger Anwalt zu sehen, jetzt den lieben Unfallchirugren Dr. Sebastian Sander, der viele Jahre hinweg für Ärzte ohne Grenzen in Somalia und dem Kongo unterwegs war, seit einer schweren Infektion aber wieder in Deutschland arbeitet. Von Ella ist er derweil prompt begeistert… Während Sanders Figur – allerdings noch nicht in der ersten Folge – durchaus Potential besitzt, blieb für Sila Şahin-Radlinger nur eine Nebenrolle übrig. Als Samira organisiert sie in der Station Anmeldungen, geht ans Telefon und spricht mit der Leitstelle. Nach RTL-Beschreibung ist die Figur zudem immer für Gossip-Talk zu haben; zumindest am Anfang scheint der Charakter nicht mehr als Beiwerk zu sein. Aber das kann sich ja ändern – auch bei Weeklys.
Ein bisschen an «Verliebt in Berlin» erinnert haben sich die Macher schließlich noch bei Schwesternschülerin Kiki, die eigentlich „bildhübsch“ ist, leider zur Zeit aber eine Zahnspange trägt. Und schusselig ist. Und irgendwie schüchtern. Gerne wäre Kiki ein bisschen tougher – und spielt daher in der Freizeit nun auch Fußball. Freilich gibt es dann noch einen Krankenpfleger, der im Rollenprofil als Schwerenöter umschrieben ist (und auf den Kiki steht) sowie den „Arschloch-Arzt“ (O-Ton!), der auch nicht davor zurückschreckt, vor Patienten im Zimmer rumzustänkern.
Mit dem Realismus ist es also auch bei den «Nachtschwestern» nicht allzu weit her. Jegliche Form von Glaubwüridigkeit haben manche Figuren mit dem Überstreifen des weißen oder blauen Kittels an der Garderobe hängen lassen. Das muss bei Medical-Dailys aber kein Grund eines generellen Scheiterns sein, wenn die Gesamt-Konstellation passt. Das lässt sich bei «Nachtschwestern» im Anfangsstudium noch nicht abschätzen.
- TV Now / Christoph Assmann
Zwei ungleiche Ärzte: Dr. Sandner und Dr. Kühnert haben ungleiche Auffassungen von ihrem Beruf. In der Mitte: Marc Terenzi, der Musiker spielt in der zweiten Folge eine Gastrolle in der neuen RTL-Weekly.
Optisch herrscht derweil ein bisschen Verwirrung: Während die öffentlich-rechtliche Sachsen-Klinik mit ihren hippen Farben in grün sowie deren Ableger in Erfurt und Halle mit blau und rot immer ein bisschen den Eindruck erwecken, in einer ober-chicen Privatklinik einzuchecken, hat sich «Nachtschwestern» in Sachen Wandfarbe und Kostüm in der Tat mehr der schnöden Realität hingegeben. Weiß dominiert, einzig wirklich auffallender Farbtupfer ist der große Empfangstisch, der mit einem seichten gelb verkleidet ist.
So hinterlässt das neue Primetime-Format mit zwei starken weiblichen Hauptfiguren und zwei aus «GZSZ» bestens bekannten weiteren Darstellern zum Auftakt einen sehr soliden Eindruck. Schnell erzählt und mit gutem roten Faden könnte das was werden. Um sich dauerhaft zu etablieren, wird es aber wohl noch einer ausführlicheren Erzählung der zu Beginn nur am Rande aufgetauchten Figuren kommen. Und sollte die Serie ein Erfolg werden, was dem ambitionierten Team durchaus zu wünschen wäre, wäre es ja eigentlich eine Überlegung seitens RTL vom üblichen Prozedere der klassischen Staffelbestellung abzurücken und aus dem Krankenhaus-Drama eine echte Weekly zu machen. Allzu viel starke Alternativen hat RTL am Dienstag um 20.15 Uhr ohnehin nicht.
«Nachtschwestern» startet am Dienstag, 30. Mai nach dem Primetime-Special von «GZSZ» um 21.15 Uhr und läuft ab Mai dann neun Mal dienstags um 20.15 Uhr.
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