Döpfner bezeichnete den Springer-Verlag als "ein bürgerliches, liberales Haus", das liberaler sei als "viele unserer Wettbewerber - und weil wir anders sind als der deutsche Meinungs-Mainstream, vielen ein Dorn im Auge." Der 42-Jährige weiter: "Unsere Zeitungen berichten viel über Politik, aber wir haben keine parteipolitische Agenda." Axel Springer sei heute ein "kapitalmarktorientiertes, auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtetes Unternehmen", so Döpfner. "Parteipolitische Missionsarbeit" könne man sich gar nicht leisten, da es sonst Schwierigkeiten mit den Investoren gäbe.
"Massenthemen müssen aufgegriffen werden"
Können Springer-Zeitschriften wie "Hörzu" oder "TV Digital" künftig überhaupt vorurteilsfrei über Formate des Mitbewerbers RTL berichten? Diese Frage beschäftigte zuletzt viele Medienbeobachter. Döpfner versucht die Kritiker im "Spiegel"-Interview unterdessen zu beruhigen: Glauben Sie wirklich, dass wir jetzt unsere Programmschemata ändern und ProSieben künftig vier Spalten bekommt und RTL nur noch eine halbe? Wissen Sie, was passieren würde? Die Abonnenten würden uns die Zeitschrift um die Ohren schlagen", meint der Medienmanager. Zudem müsse eine Zeitung wie die "Bild" die "großen Massenthemen aufgreifen, die die Menschen interessieren". Sonst, weiß Döpfner, "laufen die Leser weg."
Mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sprach Döpfner zuletzt am Tag der Pressekonferenz gesprochen. Die Übernahme von ProSiebenSat.1 sei demnach "kein Thema für die Politik."
Was den Erfolg eines Fernsehprogramms ausmacht, fasst Döpfner schnell zusammen: "Dass es Erfolg hat." Wichtig sei es, dass das Programm die Menschen ernst nehme." Und er fügt scherzhaft hinzu: "Fernsehen nach Döpfner-Geschmack, das wäre ein sicherer Weg zum Misserfolg."