Mehr zu «Game of Thrones»
Diese achte, finale «Game of Thrones»-Staffel mit sechs Episoden von knapp 380 Minuten Laufzeit – sie hielt nicht, was sie versprach und ernüchterte Fans so sehr, dass bis vor Ausstrahlung des Serienfinals am 19. Mai über eine Million Menschen eine Petition unterschrieben, dass den Autoren die kreative Kontrolle entzogen werden und die Staffel neu geschrieben und produziert werden soll. Was war geschehen?
Die Vorwürfe gegenüber Staffel acht
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Dieser Staffelauftakt und auch die Folge danach verliefen erstaunlich blutarm, doch gerade die zweite der sechs Episoden sollte bloß die Ruhe vor dem Sturm darstellen. Sie diente als Spannungsaufbau für die große Schlacht von Winterfell, der größten Schlacht in der Fernseh- und Filmgeschichte, wie es schon Wochen vor Staffelstart in allen Medien hieß. Besonders emotional stark involvierte Fans entschädigte „Ein Ritter der Sieben Königslande“ für die erneute Action-Armut und wenig narrative Entwicklung. Stattdessen setzte Episode zwei ihren Fokus auf kryptische Rückblicke, intime Momente und die angsterfüllte Erwartung einer anstehenden epischen Schlacht. Andere Zuschauer, die weniger investierten, monierten dort bereits eine langatmige Füller-Episode.
Die „Schlacht von Winterfell“ als erster Wendepunkt
Kritikerspiegel der Finalstaffel
- "Winterfell": 92/100
- "Ein Ritter der Sieben Königslande": 88/100
- "Die lange Nacht": 75/100
- "Der letzte der Starks": 58/100
- "Die Glocken": 47/100
- "Der eiserne Thron": 57/100
Rotten Tomatoes
Dass diese Erkenntnis erst eine Woche später so richtig einsetzte, war der Tatsache geschuldet, dass viele Beobachter davon ausgingen, die Serie würde womöglich in der Episode nach der großen Schlacht Aufklärungsarbeit betreiben. Doch stattdessen widmeten sich die überraschend zahlreich verbliebenen Charaktere nun wieder dem serientitelgebenden Kampf um den Thron, der vor der Alles-oder-nichts-Schlacht in Winterfell doch noch so sekundär wirkte. Viele Fans waren ratlos, warum sich die Serienschöpfer David Benioff und D.B. Weiss so vor einer Auflösung der Weißen-Wanderer-Geschichte sträubten, obwohl mit ihr die Serie doch unmittelbar begann und der Handlungsstrang das Format über acht Staffeln unheilvoll begleitete.
Handlungsstränge, die im Nichts enden
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Der größte Ärger entlud sich nach der vorletzten Episode der Serie („Die Glocken“), insbesondere weil dort nun ungemein viele Charaktere ihr Ende fanden, deren Heldentod in Episode drei weniger Frust bereitet hätte als das lieblos herbeigeschriebene Ableben inmitten einer brennenden und kollabierenden Stadt. Daenerys Targaryens ungezügelter Wahnsinn, der durch Drachenfeuer die Westeros-Hauptstadt Königsmund im Kreuzzug gegen Cersei Lannister komplett verwüstete, sorgte bereits für ungläubiges Kopfschütteln gegenüber der Figur, mit der Zuschauer im Grunde seit Staffel eins mitfieberten und die nun selbst unschuldige Frauen und Kinder bei lebendigem Leib röstete. Doch abgesehen davon, dass einer ihrer Drachen noch nahezu beiläufig und kinderleicht in der Folge davor getötet worden war und das verbliebene Ungetüm nun schier unbezwingbar schien, war es noch eine der konsequenteren Figurenentwicklungen eines Charakters, der im Laufe der Staffeln mit immer mehr Hybris und Kaltherzigkeit vorging. Und es war eigentlich typisch «Game of Thrones», das schon seit Staffel eins darstellt, wie sehr Macht einen Menschen korrumpieren kann.
Es waren stattdessen die Figuren, deren Geschichte keine Auslösung fand, die Fans in Rage versetzten. Nach Ablauf der fünften Episode mussten sich Fans den Fragen stellen, welchen Nutzen die Figur des Euron Graufreud hatte und welche Bewandnis die Läuterung von Jaime Lannister, was die Sagen um die ach so mächtige Goldene Kompanie sollten, warum der Auftrag, dass Bronn Cersei Lannisters Geschwister töten soll relevant war, warum der Lannister-Königin eine Schwangerschaft in den Leib geschrieben wurde, ob der Racheakt von Sandor Clegane gegen seinen Bruder tatsächlich dessen einziger Antrieb über alle Staffeln war und wieso man die Prophezeiung, dass Cersei von einem ihrer Brüder getötet werden würde, nicht einfach zutreffen ließ. In der Realität enden Leben und Geschichten eben manchmal abrupt. Doch bei dramatischen Stoffen darf dies nicht der Fall sein.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie sich das Serienfinale schlug und mit welchem Fazit «Game of Thrones» endete.
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