Auch das Serienfinale spaltet Fans

Nicht zuletzt die Symbolik des dahinschmelzenden Eisernen Throns durch Drachenfeuer ließ Zuschauer zur Erkenntnis kommen, dass diese Serie von der Wandlung einer mörderischen, dysfunktionalen und von Dynastien beherrschten, hin zu einer kollektivistischeren Gesellschaft handelt, die ihre blutrünstigen Ränkespiele allmählich hinter sich lässt. Zumindest wollte die Serie das dem Zuschauer nun als roten Faden verkaufen, denn was die Eiszombies, all die unerfüllten Prophezeiungen oder Brans mystische Fähigkeiten nun damit zu tun hatten, blieb weiter im Dunkeln.
Apropos Bran. Mit „Bran, dem Gebrochenen“ erhielt das Königreich einen Herrscher, den viele Fans vorab nicht antizipiert hatten. Das stieß einigen Zuschauern sauer auf, insbesondere als sein Thronanspruch damit begründet wurde, dass er die spektakulärste Geschichte aller verbliebenen Charaktere hinter sich hätte, obwohl er in Staffel acht im Grunde nur herumsaß. Tatsächlich ist Bran schon seit einiger Zeit einer der unbefriedigendsten Charaktere der Serie und wirkt eher wie ein narratives Mittel zum Zweck, weil er durch seine übernatürlichen Fähigkeiten leicht Informationen präsentieren kann, die sonst schwierig für den Zuschauer zu beschaffen wären – etwa, wo die White Walker sich aufhalten, alles Mögliche zur «Game of Thrones»-Vorgeschichte oder jegliche Geheimnisse bestimmter Figuren. Diese Informationen hat er aber immer nur bereitgestellt, wenn es für die Handlung gerade opportun erschien.
Masterplan oder inkohärentes Durcheinander?

Wäre die Serie sich treu geblieben und hätte seine Fantasy-Elemente weiterhin nur als Vehikel für eine eigentlich sehr menschliche Sage im Stile Shakespeares verwendet, wären viele Fans wohl deutlich zufriedener mit dem Finale gewesen. Doch stattdessen sorgte ein Drache für den symbolischsten Akt des Finals und eine Art Zauberer wurde auf den Thron gesetzt. Was genau soll uns das nun über unsere wirkliche Welt sagen? Das Ende der Folge sorgte dann für eine Art Fan-Service-Gipfel. Als der neue Rat des Königs das erste Mal tagte, sahen Zuschauer, wie einige der größten Fan-Lieblinge nun die Geschicke der sieben Königslande leiten sollen, darunter Samwell Tarly, Davos, Brienne und vor allem Bronn, für den Fans im Vorfeld der Staffel ein besonders gutes Ende forderten und dies nun auch bekamen. Ein letzter Versuch, die Fans nach einer verkorksten achten Staffel zu befrieden?
Das wahre Problem von «Game of Thrones» ist nicht Staffel acht, sondern es sind alle Staffeln davor, die die Illusion eines narrativen Masterplans erzeugten, der nun dem Augenschein nach nie vorlag, auch wenn die Autoren dies glauben machen wollen. Letztlich sponnen die Schreiber derart viele verworrene Fäden zu einem unüberschaubaren Netz, dass sie die Enden vieler davon gar nicht mehr fanden und sich stattdessen komplett verhedderten. Die ungemein vielen Möglichkeiten und Ideen dieser reichen Welt schienen die Macher nur selbst ins Chaos zu treiben. Deshalb wählten sie in Staffel acht wohl auch lieber das Spektakel als die Geschichte.
Die Mammutaufgabe den geliebten Serienfiguren das Ende zu geben, dass sie verdienten, schlug damit fehl. Zeitgründe spielten eine große Rolle, ansonsten sorgten viele Entscheidungen aber schlicht für große Ratlosigkeit. Sieben Staffeln lang trug «Game of Thrones» den Titel der besten Serie aller Zeiten. Nun wird sie womöglich als Paradebeispiel für eine Serie in die Geschichte eingehen, die auf den Zielgeraden ihr Vermächtnis spektakulär gegen die Wand fuhr.
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