So berichten die TV-Sender am Wahlsonntag
- Im Ersten berichtet das Wahl-Team, zwischen 17.30 und 20 Uhr fast durchgehend - mit einer kleinen Unterbrechung durch die «Lindenstraße» gegen 18.50 Uhr. Die «Tagesschau» ab 20 Uhr wird verlängert und geht bis 20.20 Uhr auf Sendung. Somit startet der «Tatort» an diesem Abend fünf Minuten später als gewohnt. Um 21.50 Uhr folgt ein «Tagesthemen Extra» mit Ingo Zamperoni, das in zehn Minuten alles Wichtige darlegen soll. «Anne Will» talkt ab 22 Uhr und gibt ab 23 Uhr den Staffelstab wieder ins «Tagesthemen»-Studio. Ab 23.25 Uhr rundet ein 60-minütiges Special «Europa hat gewählt» den großen Wahlabend ab.
- Das ZDF startet sein Wahlspecial um 17.35 Uhr. Bettina Schausten führt durch die Sendung, Matthias Fornoff präsentiert die aktuellen Hochrechnungen. Die «heute»-Nachrichten um 19 Uhr werden an diesem Abend auf 28 Minuten Sendezeit ausgeweitet. Ab 21.45 Uhr befasst sich das «heute-journal» ebenfalls mit den Abstimmungsergebnissen, ab 22.15 Uhr folgt noch ein weiteres ZDF-Special aus Berlin. Dann meldet sich Bettina Schausten noch einmal rund 50 Minuten lang mit weiteren Ergebnissen und Stimmen.
Als eine der ersten großen Sendungen zur Europawahl zeigte Das Erste am 7. Mai die «Wahlarena», die zur besten Sendezeit allerdings nicht über enttäuschende 2,03 Millionen Zuschauer ab drei Jahren hinauskam. In der Folge verharrte die Quote bei schwachen 6,9 Prozent bei allen. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen fiel das Interesse an der Sendung mit den europäischen Spitzenkandidaten der großen Parteien angesichts von 4,9 Prozent eher enttäuschend aus. Noch schlechter lief es im direkten Gegenprogramm allerdings für die Reportage «Wir Deutschen und Europa» im ZDF, die nur 1,54 Millionen Menschen interessierte. Mit 5,3 Prozent holte die Sendung die schwächste Quote seit einigen Jahren unter dem «ZDFzeit»-Label.
Das Erste ging am vorvergangenen Montag mit «Feindbild Brüssel - Was wollen Europas Rechtspopulisten» auf Quotenfang, kam damit aber nicht über 1,52 Millionen Zuschauer und 5,2 Prozent hinaus. «Gipfeltreffen Europa» entpuppte sich Anfang dieser Woche immerhin als etwas gefragter. Die Diskussionsrunde im Ersten mit den Parteichefs aller großen deutschen Parteien schalteten ab 21 Uhr durchschnittlich 2,19 Millionen Zuschauer ein, der Marktanteil bei allen belief sich auf acht Prozent.
Sehr ernüchternde Marktanteile holte dafür ein weiteres TV-Duell mit Frans Timmermans und Manfred Weber, das in der vergangenen Woche im ORF und ZDF lief. Mit 1,68 Millionen Gesamtzuschauern machte «Das #tvduell zur Europawahl» am vorletzten Donnerstag eine unterirdische Performance, der damit einhergehende Marktanteil belief sich auf ernüchternde 5,8 Prozent. Ein am gleichen Abend gezeigter «Schlagabtausch» mit Vertretern von FDP, Grüne, AfD und Linke konnte ab 22.15 Uhr immerhin leicht zulegen. Doch auch diese Sondersendung des ZDFs machte mit 8,7 Prozent Marktanteil bei 1,69 Millionen Zuschauern keine allzu rühmliche Figur, beim jungen Publikum blieb die Quote sogar bei 3,8 Prozent stecken.
Eine gute Leistung zeigte «Anne Will» am vergangenen Sonntag, die sich unter anderem mit Manfred Weber und Katarina Barley schwerpunktmäßig über die sogenannte Ibiza-Affäre unterhielt. 3,49 Millionen Zuschauern ab drei Jahren und 13,5 Prozent der Zuschauer interessierte das, damit bot sich den Spitzenkandidaten hier also die bislang größte televisionäre Bühne im Vorfeld der Europawahl. Schon am Dienstag stürzte ein weiterer Themenabend zur Europawahl im ZDF deutlich unter den Senderschnitt. Die Diskussionsrunde mit Zuschauerfragen zum Thema «Wie geht’s Europa» interessierte lediglich 2,37 Millionen Zuschauer, «Wie geht’s Europa - Die Dokumentation» brachte es sogar nur auf 1,66 Millionen Interessenten.
Fazit: Europa wählt, doch kaum einen interessiert’s. Überzeugende Quoten konnten die öffentlich-rechtlichen Sender mit Sondersendungen zum Thema Europawahl in den letzten Tagen nicht einfahren. Abseits der regulären Talkshows hielt sich das Interesse in sehr engen Grenzen. Auch wenn das für die Wahlbeteiligung am Sonntag selbst noch nichts heißen muss: Ein hoffnungsvolles Signal sieht leider anders aus...
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