Die Kino-Kritiker

Viel digitaler Rauch: «Godzilla II: King of the Monsters»

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Großes Aufbäumen, aber was folgt danach? Der Monsterfilm «Godzilla II: King of the Monsters» ist mehr am Gebrüll als am Getrampel interessiert ...

Filmfacts «Godzilla II: King of the Monsters»

  • Regie: Michael Dougherty
  • Produktion: Thomas Tull, Jon Jashni, Brian Rogers, Mary Parent, Alex Garcia
  • Drehbuch: Michael Dougherty, Zach Shields
  • Story: Max Borenstein, Michael Dougherty, Zach Shields
  • Darsteller: Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Bradley Whitford, Sally Hawkins, Charles Dance, Thomas Middleditch, Aisha Hinds, O'Shea Jackson Jr., David Strathairn, Ken Watanabe, Zhang Ziyi
  • Musik: Bear McCreary
  • Kamera: Lawrence Sher
  • Schnitt: Roger Barton, Richard Pearson, Bob Ducsay
  • Laufzeit: 132 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Viele Studiobosse wollen einen zusammenhängenden Filmkosmos in Bewegung setzen, doch nur wenige dieser Versuche gehen auf. So stampfte Universal Pictures nach nur einem einzigen Teil sein 'Dark Universe' bereits wieder ein. Ein anderes, ebenfalls auf Monstern basierendes, Filmuniversum nimmt dagegen langsam, aber zuverlässig Gestalt an: Das 'MonsterVerse' getaufte Franchise der Produktionsschmiede Legendary. Während es das Marvel Cinematic Universe auf 22 Filme in elf Jahren gebracht hat, kommt mit «Godzilla II: King of the Monsters» nun erst der dritte MonsterVerse-Part innerhalb von fünf Jahren auf die große Leinwand. Los ging alles mit Gareth Edwards' hoch atmosphärischem Monsterfilm «Godzilla», der bei einem Budget von 160 Millionen Dollar weltweit über 529 Millionen Dollar an den Kinokassen generierte. 2017 ließ Jordan Vogt-Roberts darauf «Kong: Skull Island» folgen, eine actionreiche Neuinterpretation des Riesengorillas King Kong. Mit 566,7 Millionen Dollar lief der Film etwas besser, das Budget fiel mit 185 Millionen jedoch auch etwas größer aus.

Ehe sich die gigantische Echse Godzilla und der überdimensionierte Menschenaffe im März 2020 in «Godzilla vs. Kong» verkloppen, gibt es nun also ein Wiedersehen mit dem Schuppenvieh, das seit Jahrzehnten zu den Kultfiguren des japanischen Kinos zählt und nach einem fehlgeschlagenen Anlauf im Jahr 1998 jetzt auch eine populäre US-Inkarnation aufweist. Und während manche Fans des Monsterkinos Edward' «Godzilla» vorwerfen, sich zu viel Zeit zu lassen, bis man wirklich was vom Titeltier zu sehen und zu hören bekommt, wirft Michael Doughertys Sequel diesen Kaijū-Freunden noch während der eröffnenden Titeleinblendung einen Knochen zu – in Form eines langen, langen, langen Godzilla-Schreis.

Und so beginnt der zirka 130 Minuten andauernde Versuch eines Spagats zwischen den so gegensätzlich funktionierenden Vorgängerfilmen von «Godzilla II: King of the Monsters». Autor/Regisseur Dougherty und der ebenfalls am Drehbuch beteiligte Zach Shields mühen sich ab, um «Godzilla II: King of the Monsters» zu einem Teil an Edwards' nach dem «Der weiße Hai»-Struktur arbeitenden «Godzilla» anzulehnen, und zu einem Teil an den videospielesken "Monster, Monster, Monster und Monsteraction überall!"-Film «Kong: Skull Island». Und dieser Spagat gelingt in diesem 200-Millionen-Dollar-Projekt nur sehr ungelenk:

So verharrt «Godzilla II: King of the Monsters» erzählerisch, ähnlich wie Edwards' «Godzilla», lange bei den menschlichen Figuren. Doch während Bryan Cranston in «Godzilla» eine magnetische Performance abliefert und Aaron Taylor-Johnson als Soldat, durch dessen Augen wir die monströsen Ereignisse weitestgehend verfolgen, wenigstens eine Handvoll markanter schauspielerischer Momente aufbietet, bleiben die menschlichen Akteure im Sequel durchweg blass. Dass das Skript sie alle (bis auf «Stranger Things»-Star Millie Bobby Brown als profilarme, aber kohärent agierende Teenagerin) zu völligen Wendehälsen verkommen lässt, hindert die Passagen über die Wissenschaftler Dr. Mark Russell (Kyle Chandler), Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) und die MonsterVerse-Rückkehrer Sally Hawkins und Ken Watanabe zusätzlich: Es ist schier unmöglich, mit den Figuren mitzufiebern oder innerlich gegen sie zu wettern, da ihre Entscheidungen wie beim Schreibprozess ausgewürfelt erscheinen.

"Ja, aber wen interessieren schon die Menschen in einem Monsterfilm?", werden nun manche fragen. Ein in der Theorie verständlicher Einwurf, der allerdings im Falle von «Godzilla II: King of the Monsters» durch die schiere Masse an mäandernden Sequenzen über sich beratende, verratende und selbst widersprechende menschliche Rollen niedergeschmettert wird. Auch Edwards' «Godzilla» war nah an den Menschen, schuf daraus allerdings atmosphärisch dicht gefilmte, packend inszenierte Actionpassagen, in denen die ebenfalls zuweilen profilarmen Figuren vor der Zerstörung fliehen. Weitere Spannung wurde dadurch geschürt, dass Edwards' Film sukzessive eine Entwicklung von "Was geschieht hier nur?" gen "Wir sehen die Monsteraction in all ihrer Gloria" unternimmt.

Dougherty dagegen erzählt in «Godzilla II: King of the Monsters» lang und breit von den menschlichen Akteuren, schiebt dem Publikum dann aber sehr wohl Godzilla und weitere Monster aus der illustren Riege an riesigen Geschöpfen der Toho-Studios ins Gesicht, statt sie zu mystifizieren. Wo sich «Kong: Skull Island» jedoch an Zerstörung und Gemetzel ergötzt, schneidet «Godzilla II: King of the Monsters» oftmals um diese Aspekte herum. Ein großer Teil der Actionsequenzen besteht schlicht daraus, dass Dougherty Godzilla und Konsorten brüllend, schreiend, Flammen oder Strahlen speiend und sich aufbäumend zeigt. Doch weder die Verwüstung von ganzen Landstrichen noch die Klopperei Monster gegen Monster bildet einen Schwerpunkt in der Gestaltung dieser Actionszenen.

Das führt zweifelsohne (insbesondere für Fans der Kaijū), zu einzelnen Glanzmomenten, etwa, wenn Dougherty in Zeitlupe zeigt, wie die Megamonstermotte Mothra ihre bunt schimmernden Flügel ausbreitet. Generell sind die Digitaltricks in «Godzilla II: King of the Monsters» stabiler als im wacklig zwischen Pseudorealismus und stilisierter Künstlichkeit schwankenden «Kong: Skull Island». Trotzdem werden die ausgeleuchteten Nahaufnahmen und halbnahen Shots von computeranimierten Funken, Staubwolken und Monsterschuppen auf Dauer monoton. Doughertys Regieführung ist zielgerichtet genug, dass man nur sehr selten den Überblick verliert, was gerade passiert, das ändert aber nichts daran, dass es mehr Wirkkraft hätte, auch mehr vom eigentlichen Geschehen zu sehen – ganz gleich, ob im «Godzilla»-Katastrophenfilmstil oder in Manier der «Kong: Skull Island»-Monsterexploitation.

So hingegen begnügt sich «Godzilla II: King of the Monsters» trotz cleverer musikalischer Einfälle von Komponist Bear McCreary über lange Strecken mit ziellosem, nur durch eine Handvoll Gags aufgelockertem Geschwafel der Menschenfiguren und dem Aufbäumen, Wiederaufbäumen und Weiteraufbäumen der Monster. Im Finalakt gibt es dann endlich etwas geradlinigere Monster-gegen-Monster-Action, partiell sogar aufregend choreografiert, aber selbst da bleibt das Drumherum an Staub, Funken und Strahlen streckenweise im Vordergrund. Kann man machen, nur welchen Nerv soll das ganz genau treffen? Bleibt zu hoffen, dass «Godzilla vs. Kong» mehr Wumms hat …

«Godzilla II: King of the Monsters» ist ab dem 30. Mai 2019 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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