TV-Markt

Der TV-Markt im Mai: ProSieben bleibt einstellig, Sat.1 verliert kräftig

von

Während sich die Mediengruppe RTL im Mai über leichte Zuwächse freuen darf, büßen Sat.1 und kabel eins Marktanteile ein. Die Dominanz der öffentlich-rechtlichen Sender fällt zudem geringer als zuletzt aus.

Die mit Abstand höchsten TV-Reichweiten sicherte sich im Mai Das Erste. Als meistgesehene Sendung stellte sich dabei das DFB-Pokalfinale zwischen Bayern und Leipzig heraus, das vergangenen Samstag starke 9,96 Millionen Bundesbürger vor den Bildschirmen versammelte. Mit 35,1 Prozent beim Gesamtpublikum und 37 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen bescherte die Partie dem Ersten in beiden Zuschauergruppen beachtliche Werte. Den ersten Platz bei den 14- bis 49-Jährigen holte allerdings nicht König Fußball, sondern der «Eurovision Song Contest». Das live gezeigte Finale versammelte richtig gute 3,28 Millionen Jüngere vor den Fernsehern, woraus herausragende 42,2 Prozent beim jungen Publikum resultieren. Insgesamt setzte die Musikshow mit 7,59 Millionen Zuschauern und 34,3 Prozent ebenfalls ein Ausrufezeichen.

Abseits von Pokalfinale und Songcontest überstrahlte der «Tatort» die televisionäre Konkurrenz. Die ARD-Sonntagskrimireihe brachte es in den vergangenen Wochen auf bis zu 9,41 Millionen Zuschauer bei bestenfalls 26,9 Prozent. Beim jüngeren Publikum wurde die Marke von 20 Prozent in vier von vier Fällen geknackt. Kein Wunder also, dass Das Erste gleich acht der Top-10-Plätze im Mai für sich zu verbuchen weiß.

Aber auch das ZDF braucht nicht unzufrieden sein, immerhin brachte es der Film «Mein Freund, das Ekel» an einem Donnerstagabend vor einigen Wochen auf 7,86 Millionen Zuschauer – mehr als jedes andere Format der Mainzer im Mai. Der Marktanteil für den Streifen belief sich auf bärenstarke 25,5 Prozent. Erfolgreichste ZDF-Show des Monats war unterdessen das Primetime-Special von «Bares für Rares», das am vorvergangenen Mittwoch immerhin 6,35 Millionen Bundesbürger zum Einschalten überzeugte.

RTL profitierte im Mai noch einmal von Frankfurts erfolgreichem Abschneiden in der Europa League. Das Halbfinal-Rückspiel, das erst im Elfmeterschießen entschieden wurde, begeisterte in der Schlussphase weit mehr als sieben Millionen Zuschauer, beim jungen Publikum schoss der Marktanteil am späten Abend sogar auf über 40 Prozent. ProSieben durfte vor allem dank «Germany’s Next Topmodel» jubeln, das 2019 so erfolgreich wie seit einigen Jahren nicht mehr unterwegs war. Mit 21,3 Prozent in der Zielgruppe holte vor allem das Finale tolle Quoten.

Die höchsten Quoten im Mai sicherte sich allerdings keiner der großen Acht, sondern ausgerechnet Sky. Das Serienfinale von «Game of Thrones», das der Bezahlsender wie die gesamte letzte Staffel in deutscher Erstausstrahlung ausstrahlte, sicherten sich tief in der Nacht 0,92 Millionen Gesamtzuschauer und unglaubliche 45,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Mehr noch: Bei den Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren stieg der Marktanteil für Sky ab 3 Uhr nachts sogar auf mehr als 80 Prozent.

Alle Zuschauer (Mai 2019)


ALLE ZUSCHAUER (MAI)
11,0
11,2
12,7
12,8
8,8
8,4
3,0
3,2
5,1
4,9
5,8
6,2
4,4
4,3
3,7
3,8
Marktanteile in %  |  Mai 2019 gegenüber April 2019

Dass Das Erste und das ZDF im Mai trotz zahlreicher Highlights nicht ordentlich zulegen konnten, liegt vor allem an zahlreichen quotenschwachen Sendungen im Rahmen der Europawahl. Diverse Formate kamen hier in den vergangenen Tagen nicht über einstellige Marktanteile zur Primetime hinaus. An der Spitze wissen sich Das Erste und das ZDF trotzdem mit Leichtigkeit zu behaupten. Während die Mainzer unverändert die Marktführung für sich beanspruchen und dabei quotenmäßig recht stabil bleiben (12,7%), verliert Das Erste auf elf Prozent (-0,2 Prozentpunkte) und fällt damit auf ein Jahrestief.

Zufrieden sein mit seinem Mai darf RTL, das mit 8,8 Prozent den stärksten Marktanteil seit dem Dschungelmonat Januar einfährt. Verglichen mit dem Vorjahresmonat geht es für den Privatsender sogar um ganze 0,6 Prozentpunkte bergauf. Die Gründe für den Quotenzuwachs sind vielfältig, neben der Europa League hatten die Kölner zuletzt auch zwei sehr erfolgreiche Live-Ausgaben von «Denn sie wissen nicht, was passiert» im Programm. Hinzu kommt, dass «Let’s Dance» derzeit so stark wie seit einigen Jahren nicht mehr läuft und auch «Wer wird Millionär?» zumindest beim Gesamtpublikum weiterhin ein verlässlicher Quotenbringer ist. ProSieben blickt hingegen auf einen relativ unspektakulären Monat zurück, legt aber insgesamt wieder auf 4,4 Prozent zu.

Alles andere als zufrieden dürften die Verantwortlichen von Sat.1 sein, der Bällchensender fällt aufgrund vieler Baustellen im Programm auf enttäuschende 5,8 Prozent. Damit liegt Sat.1 nur knapp über den schwachen 5,6 Prozent aus dem Januar, gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt das Minus sogar bittere 0,8 Prozentpunkte. VOX kann dafür etwas zulegen und erkämpft sich mit 5,1 Prozent das beste Ergebnis seit letztem Herbst. Leicht zurückstecken müssen RTL II und kabel eins, die nun bei drei Prozent (-0,2 Prozentpunkte) bzw. 3,7 Prozent (-0,1 Prozentpunkte) stehen.

14- bis 49-Jährige (Mai 2019)


14- BIS 49-JÄHRIGE (MAI)
6,9
6,7
5,3
5,2
11,8
11,5
5,1
5,4
7,2
7,0
7,8
8,2
9,8
9,6
5,4
5,6
Marktanteile in %  |  Mai 2019 gegenüber April 2019

Der größte Verlierer im Mai ist Sat.1, das von 8,2 Prozent im Vormonat auf 7,8 Prozent zurückfällt - hier hat der Disney Day das schlimmste verhindert und zum Ende des Monats noch einmal für etwas Aufwind gesorgt. Sorgen machen müssen sich die Verantwortlichen trotzdem, weil es an vielen Stellen brennt. Während die Daytime am Samstag einer einzigen Katastrophe gleicht, dümpelt der Vorabend dümpelt weiter nur so vor sich hin. «Genial daneben - Das Quiz» etwa stürzte erst am vergangenen Freitag auf ein bitteres Allzeit-Quotentief von 2,1 Prozent der Umworbenen. Hinzu kommt, dass auch die Serien am Dienstag konsequent unter dem Senderschnitt hängen blieben und der Neustart «Topchef Germany» am Mittwochabend zuletzt sogar auf weniger als fünf Prozent abrutschte.

Mit diesem schwachen Ergebnis schrumpft der Vorsprung des Bällchensenders gegenüber VOX (7,2%) auf gerade einmal 0,6 Prozentpunkte. Der Kölner Privatsender legt seinerseits um zwei Zehntel gegenüber dem Vormonat zu und profitiert dabei vor allem von «Sing meinen Song», das zuletzt mit klar zweistelligen Marktanteilen von sich reden machte. Platz eins beim jungen Publikum verteidigt unterdessen RTL, das mit 11,8 Prozent um 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem April zulegt. ProSieben darf sich ebenfalls über ein zartes Plus von 0,2 Prozentpunkten freuen, mit 9,8 Prozent bleibt der Sender von Daniel Rosemann aber dennoch unter der Marke von zehn Prozent hängen.

Klar besser als im Vormonat schlägt sich im Mai Das Erste, das mit 6,9 Prozent (+0,2 Prozentpunkte) den Wert aus dem Februar dieses Jahres wiederholt. Das ZDF kann da zwar längst nicht mithalten, gewinnt gegenüber dem April aber immerhin um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent hinzu. Damit liegt der öffentlich-rechtliche Kanal fast auf Augenhöhe mit kabel eins, das im Mai 5,4 Prozent einheimst und damit trotz leichter Verluste (-0,2 Prozentpunkte) zufrieden sein dürfte. In Grenzen wird sich die Freude hingegen bei RTL II halten, das nach schönen 5,4 Prozent im Mai nun auf 5,1 Prozent zurückfällt und damit wieder auf dem letzten Platz unter den großen Sendern rangiert.

Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,2
11,5
13,3
13,5
8,5
8,8
3,0
3,0
4,8
4,9
6,0
6,3
4,5
4,4
3,7
3,5
Marktanteile in %  |  Sep. 2018 – Mai 2019 gegenüber Sep. 2017 – Mai 2018

Mit dem Ende des Monat Mais findet zugleich die TV-Saison 2018/ 19 ihren Abschluss; die Sommer-Monate Juni bis August werden traditionell nicht mitgezählt. Die Bilanz nach neun Monaten zeigt ein größtenteils ernüchterndes Bild, gleich fünf der großen acht TV-Sender fahren Verluste ein. Relativ gut kommt dabei noch das ZDF vom Acker, das im Vorjahresvergleich zwar 0,2 Prozentpunkte verliert, mit 13,3 Prozent aber weiterhin sehr erfolgreich dasteht. Dabei dürfte sich im Falle der Mainzer unter anderem der Verlust der Rechte an der Champions League bemerkbar gemacht haben. Härter trifft es Das Erste, RTL und Sat.1, alle drei Sender verlieren jeweils 0,3 Prozentpunkte und landen bei 11,2 Prozent (Das Erste), 8,5 Prozent (RTL) und sechs Prozent (Sat.1). VOX büßt ein Zehntel ein, was für die Senderchefs allerdings verkraftbar sein dürfte.

Zu den Gewinnern der TV-Saison zählen unterdessen ProSieben und kabel eins. Während die sich die rote Sieben 0,1 Prozentpunkte zurück erkämpft und nun bei 4,5 Prozent steht, fährt kabel eins mit 3,7 Prozent sogar das beste Ergebnis seit drei Jahren ein. Gegenüber der Vorsaison entspricht das einem Plus von 0,2 Prozentpunkten. Als Gewinner kann auch noch RTL II bezeichnet werden, dass sich in einem fragmentierenden Markt konstant mit drei Prozent behauptet – auch das ist eine Leistung, die angesichts der Schwächephase des Senders zu Beginn des Jahres nicht selbstverständlich erscheint.

Trotzdem hält die Fragmentierung des TV-Marktes an wie ein Blick auf die aufaddierten Marktanteile der großen Acht belegt. In der Saison 2018/ 19 liegen besagte Vollprogramme mit vereinten Kräften noch bei 54,9 Prozent - ein Minus von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Noch vor vier Jahren vereinten die Big Eight mehr als 60 Prozent des Publikums auf sich, vor exakt zehn Jahren bewegte man sich sogar noch nahe der 70 Prozent. Doch seitdem kennt der Quotentrend nur eine Richtung – und die lautet abwärts.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,6
6,7
5,6
6,3
12,0
11,9
5,2
5,4
7,0
7,1
7,9
8,3
10,0
9,4
5,3
4,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2018 – Mai 2019 gegenüber Sep. 2017 – Mai 2018

Ein etwas hoffnungsvolleres Bild vermitteln die großen TV-Sender bei den 14- bis 49-Jährigen, bei denen die TV-Saison 2018/19 immerhin drei sehr klare Gewinner hervorbringt. Am deutlichsten legt ProSieben zu, gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewinnt der Sender einen 0,6 Prozentpunkte hinzu und steht in der Endabrechnung nun bei 10,0 Prozent. Dass man das Ziel der Zweistelligkeit damit exakt erreicht, zeigt dass die Verantwortlichen in den letzten Monaten oft an den richtigen Stellschrauben gedreht haben.

Überraschungsgewinner der Saison ist unterdessen kabel eins, das ebenfalls um 0,6 Prozentpunkten zulegt und mit 5,3 Prozent ein Drei-Jahres-Hoch markiert. Grund zur Freude hat auch Marktführer RTL, das nach 11,9 Prozent im letzten Jahr die Saison nun mit runden zwölf Prozent beendet. Moderate Verluste verbuchen Das Erste und VOX (jeweils -0,1 Prozentpunkte), RTL II fällt aufgrund der schwachen Performance in der zweiten Hälfte der Saison sogar um 0,2 Prozentpunkte zurück.

Die ganz großen Verlierer der letzten Monate sind allerdings Sat.1 und das ZDF. So fällt der Bällchensender mit 7,9 Prozent unter die psychologisch bedeutsame Marke von acht Prozent zurück, schaffte es in der letzten Saison nur in vier von neun Fällen mit mehr als acht Prozent Monatsmarktanteil abzuschließen. Binnen eines Jahres büßt der Sender aus Unterföhring damit 0,4 Prozentpunkte ein, im Vergleich zu vor drei Jahren beträgt das Minus für den Bällchensender sogar mehr als einen ganzen Prozentpunkt. Noch dramatischer sieht es beim ZDF aus, das es ohne Schützenhilfe der Champions League offenbar kaum noch schafft, junges Publikum zu begeistern. Gegenüber der Vorsaison verlieren die Mainzer jedenfalls ganze 0,7 Prozentpunkte und landen bei miesen 5,6 Prozent.

Unterm Strich fallen die großen Acht Sender in der TV-Saison 2018/ 19 herab auf einen gemeinsamen Marktanteil von 59,6 Prozent. Damit erzielt man zum zweiten Mal überhaupt ein Ergebnis von weniger als 60 Prozent. Die Tatsache, dass es sich um einen neuen Negativrekord handelt, ist angesichts eines Verlusts von gerade einmal 0,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr hingegen verkraftbar. Vor allem die Gewinne von kabel eins und ProSieben haben das Tempo der Fragmentierung hier zumindest vorübergehend verlangsamt.

Kurz-URL: qmde.de/109773
Finde ich...
super
schade
100 %
0 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelPrimetime-Check: Freitag, 31. Mai 2019nächster Artikel'Traurig' und 'grausam': So reagieren die «Rocketman»-Verantwortlichen auf Zensur in Russland
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Mario Thunert

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung