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«The Act» - Eine krankhafte Mutter-Tochter-Beziehung

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Nachdem in jüngster Vergangenheit in deutschen Gefilden Manhunt: Unabomber beim Streaming-Anbieter Netflix, und American Crime Story» beim Pay-TV Sender Sky Atlantic liefen, stellt nun auch Amazon über den Starz-Channel mit «The Act» eine solche True-Crime Serie zur Verfügung. Die Serie basiert auf der wahren Geschichte von Gypsy Rose Blanchard und ihrer Mutter Dee Dee Blanchard, die am Münchhausen-Stellvertretersyndrom litt, d.h. erfundene Krankheiten auf ihre Tochter übertrug.

Beim Hulu-Original «The Act» dürfte es sich um einen der am schnellsten verfilmten Verbrechensfälle in jüngster Zeit handeln. Erst im Jahr 2015 fand die reelle Tat, die zumindest in den USA für großes Medieninteresse sorgte, statt. 2017 wurde bereits der rund 80-minütige Dokumentarfilm «Mommie Dead and Dearest» auf HBO gezeigt, durch den der Fall auch in Deutschland ins Blickfeld der Medien rückte.

Im Verlauf der Serie versucht Gypsy Blancard (Joey King), sich aus der toxischen Beziehung zu ihrer überbehütenden, notorisch lügenden Mutter Dee Dee (Patricia Arquette) zu befreien. So findet sie beispielsweise relativ schnell heraus, dass sie nie unter Krebs litt und auch keine Zuckerallergie hat. Ebenfalls ist sie nicht an den Rollstuhl gefesselt, was in einer Szene am Ende der ersten Folge deutlich wird, als sie mitten in der Nacht aufsteht, um zum Kühlschrank zu laufen. Solche eher unabsichtlichen Schmunzler, wie auch in einer Szene, in der sich Dee Dee auf ein Stück Pizza freut, nur um es dann von der Mutter kleingemixt und als Flüssignahrung zugeführt zu bekommen, fallen allerdings, wenn überhaupt in Kategorie der Schadenfreude, denn für echte Freude oder Humor hat die sehr düstere und depressive Grundstimmung der Serie keinerlei Platz.

Ein größtenteils stringentes Drehbuch, hervorragende Maskenbildner und überzeugendes Schauspiel - Patricia Arquette und Joey King lassen sich hier nichts zu Schulden kommen und laufen teilweise zu Höchstform auf - können leider zu keiner Zeit von den beiden zutiefst unsympathischen Protagonisten und auf Gypsy direkt bezogen auch deren nervigen Eigenarten ablenken. Die gekünstelt-verjüngte Hochtonstimme der Hauptdarstellerin mit freudigem „Yay“-Ausruf bei jeder Gelegenheit sorgen beim Schauen schnell für das Erzeugen von Abneigung, auch wenn diese Eigenarten wohl auf das Verhalten der realen Person, auf der diese Serie basiert, zurückzuführen sind.

Es macht keinen Spaß, «The Act» zu schauen, aber das soll es wahrscheinlich auch nicht. Die Serie wurde offensichtlich mit dem Gedanken konzipiert, beim Zuschauer einen unbehaglichen Dauerzustand zu erschaffen und das schafft sie durchaus überzeugend. Letztendlich handelt es sich bei den acht Folgen um eine über Jahre stattfindende Darstellung von Kindesmissbrauch. Die Frage ist, ob ein solch verstörender Fall in einer teils durchaus in die Länge gezogenen seriellen Erzählung oder nicht besser, wie so viele andere True-Crime Formate auch, in einem dokumentarisch-komprimierten Umfeld aufgehoben ist. Man könnte fast unterstellen, es erfordere einen gewissen Hang zum Fetisch oder Voyeurismus, um freiwillig wieder für jede der acht Folgen in das Heim der zerbrochenen Mutter-Tochter-Beziehung von «The Act» zurückzukehren.

Sicherlich wird es aber auch für diese Art der Erzählung ein bestimmtes Zielpublikum geben, das sich für einen unkonventionellen Fall mit gewöhnungsbedürftigen Figuren im True-Crime-Genre begeistern kann.

Die Serie ist seit dem 20. März in den USA beim Streaming Anbieter Hulu verfügbar. In Deutschland wird sie beim Starz-Channel von Amazon Prime Video ab dem 14. Juni in deutscher Synchronisation abrufbar sein.


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