Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Netflix-Originalfilme, die man gesehen haben muss (Teil III)

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Egal, ob Netflix sich auf einem Filmfestival die weltweiten Auswertungsrechte gesichert hat oder den Film überhaupt erst in Auftrag gegeben hat: Diese Filme sind Netflix-Titel – und zeigen den VOD-Dienst von seiner besten Seite. Wie «The Babysitter».

Filmfacts «The Babysitter»

  • Regie: McG
  • Drehbuch: Brian Duffield
  • Produktion: McG, Mary Viola, Zack Schiller
  • Darsteller: Samara Weaving, Judah Lewis, Hana Mae Lee, Robbie Amell, Leslie Bibb, Bella Thorne
  • Musik: Douglas Pipes
  • Kamera_ Shane Hurlbut
  • Schnitt_ Martin Bernfeld, Peter Gvozdas
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
  • Laufzeit: 85 Minuten
Action-Regisseur McG gilt nicht gerade als Filmemacher mit distinktiver Handschrift: Der Kopf hinter «3 Engel für Charlie», «3 Engel für Charlie – Volle Power», «Terminator: Die Erlösung» und der anstrengenden Agenten-Action-RomCom «Das gibt Ärger» gilt zumeist eher als eine Art Discount-Michael-Bay: Er setzt auf eine kinetische Inszenierung und Hirn-aus-Popcornkino-Logik, erreicht aber nie die unverwechselbare, markante In-die-Fresse-Intensität eines Michael Bay, sei es im Tempo seiner Szenen oder ihrer Musikclip-Ästhetik. Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet er für Netflix, wo nicht wenige Originalfilme eher einen Hintergrundberiselungscharakter aufweisen, eine Horrorkomödie abgeliefert hat, die einen sehr markanten, denkwürdigen Stil mitbringt.

«The Babysitter» handelt von einem Teenager (Judah Lewis), der sich unschuldig, aber neugierig, in seine Babysitterin Bee (Samara Weaving) verschossen hat – aber eines Nachts erhärtet sich in ihm der Verdacht, dass Bee einer dubiosen, wenn nicht sogar gefährlichen Clique angehört …

Der Plot von «The Babysitter» ist dünn, die Figuren sind überzeichnet. Aber mit Methode: Das, womit «The Babysitter» auftrumpfen möchte, sind seine irren tonalen Schwankungen, die süffisante Grundstimmung und der intensive Style dieses Films. McG entwickelt in «The Babysitter» zwar keine eigene inszenatorische Handschrift, aber er mischt sich für diesen nach Beendigung der Dreharbeiten von Netflix aufgekauften Film einen munteren, wahnsinnigen Mix aus Einflüssen zusammen, wie man ihn so nur höchst selten zu sehen bekommt.

McG inszeniert den geborgenen Vorort, in dem sich die Geschichte abspielt, in warmen, sonnendurchfluteten Bildern, die Einrichtung und Häuser sind pastellfarben und die Vorgärten sind so gepflegt als wären sie aus einem kitschigen 50er-Jahre-Orangensaft-Werbespot. Hinzu kommen die grinsenden, ironisch überspitzt agierenden Figuren und man fühlt sich in einen Kenny-Ortega-Disney-Channel-Film (oder «Zombies») versetzt.

Doch diese heile Welt wird durch ebenso überdrehte Gewaltspitzen, die filmische Illusion zerberstende Selbstironie und kicherndes Action-Grusel-Chaos durcheinandergewirbelt. Dieses setzt McG mit der cartoonesk-anarchischen Freude an Zerstörung in Szene, wie sie «Gremlins»-Macher Joe Dante ausmacht. Es ist, als sei McG zu einem Bizarro-Sam-Raimi geworden, was zweifelsohne eine Weiterentwicklung gegenüber dem Status als Billig-Michael-Bay ist.

Mit knackigen 85 Minuten Laufzeit, die dem Stoff keinerlei Leerlauf gestatten, einer herrlich doppel- oder dreifachbödig aufspielenden Samara Weaving und knalligen, oft haptischen, Ekeleffekten ist «The Babysitter» ein feistes Filmvergnügen. Früher wäre so etwas in der Mitternachtsschiene geduldiger Kinos zum Kult hochgezogen worden. Nun wartet es bei Netflix darauf, dass sich Mundpropaganda einstellt. Wir sagen: Bier kalt gestellt, Nachos warm gemacht und an einem Freitagabend mit Freunden auf dem Sofa verschlingen!

«The Babysitter» ist, wer hätte das gedacht, via Netflix abrufbar.

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