Eine deutsche Fernsehpionierin ist tot: Wibke Bruhns. Die am 8. September 1938 in Halberstadt geborene Journalistin, die wegen der diplomatischen Laufbahn ihrer Mutter unter anderem in Stockholm, Kopenhagen und London aufgewachsen ist, präsentierte am 24. Mai 1971, als erste Frau die ZDF-Hauptnachrichtensendung «heute». Schon am 12. Mai war sie erstmals in einer Spätausgabe der Nachrichten auf dem Bildschirm zu sehen. Sie war die erste Frau, die im westdeutschen Fernsehen durch eine Nachrichtensendung führte. Was damals vorerst großes Aufsehen erregte, wurde für das Publikum zur Selbstverständlichkeit: Bruhns moderierte 380 Sendungen, ehe sie 1973 das ZDF verließ.
ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey kommentiert diesen Verlust: "Wibke Bruhns war eine Frau mit Haltung und dem Mut einer Pionierin. Mit ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft hat sie als erste Frau den ZDF-«heute»-Nachrichten ihr Gesicht gegeben und damit Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie viele in der Medienwelt beeindruckt."
Frey sagt weiter: "Mir persönlich hat sie mit ihrem Buch 'Meines Vaters Land' eindringlich den Weg einer deutschen Familie zwischen Widerstand und Anpassung in der Zeit des Nationalsozialismus vermittelt. Ihre Hinweise zur Entwicklung des Fernsehens waren bis zuletzt sehr wertvoll für mich." 1962 kam Wibke Bruhns als Redakteurin zum ZDF, sie war später 'Stern'-Korrespondentin in Jerusalem und Washington D.C., sie moderierte eine Zeit lang das Mittagsmagazin im WDR-Hörfunk, drehte arte-Filme und moderierte 1993 die Nachrichten auf VOX. 1995 führte es sie zum ORB, wo sie Kulturchefin wurde.