Die Kritiker

«Kidnapping Stella»: Aus Gemma Arterton wird Jella Haase

von   |  2 Kommentare

Der Netflix-Thriller «Kidnapping Stella» mit Jella Haase, Clemens Schick und Max von der Groeben dürfte Genrefans bekannt vorkommen.

Hinter den Kulissen

  • Regie und Drehbuch: Thomas Sieben
  • Produktion: Henning Ferber, Stefan Gärtner, Verena Schilling
  • Musik: Michael Kamm
  • Kamera: Sten Mende
  • Schnitt: Robert Rzesacz
Kurz nachdem «Fack Ju Göhte 3» im Oktober 2017 die deutschen Kinos erobert hat, fiel für zwei der Stars dieser Hitkomödie die Klappe für ein neues, gemeinsames Projekt: Max von der Groeben (alias Danger) und Jella Haase (alias Chantal) filmten mit Thomas Siebens «Kidnapping Stella» einen Kammerspielthriller, bei dem außerdem Clemens Schick mitspielt. Schick spielte zuvor schon zusammen mit Haase im Nervenheilanstaltsdrama «4 Könige». Mit drei talentierten deutschen Schauspielstars vor der Kamera scheint der Stoff doch wie vorprogrammiert für einen kleinen, feinen Genreerfolg in den deutschen Kinos, mag man denken. Aber weit gefehlt: Ursprünglich für einen Kinostart am 9. Mai 2019 angekündigt, wurde die Leinwandauswertung dieser unter anderem von SevenOne International mitgetragenen Produktion relativ kurzfristig abgeblasen.

Statt beispielsweise zu ProSieben oder Sat.1 zu wandern, landete «Kidnapping Stella» auf Netflix. Wobei wir es hier erfreulicherweise nicht mit einem «Mogli: Legende des Dschungels»- oder «The Cloverfield Paradox»-Fall zu tun haben, wo ein schrottiger Kinofilm rasch aus der Schusslinie gezogen und bei Netflix geparkt wurde. Ein «Auslöschung»- oder «The Babysitter»-Fall, also eine "Wieso verflixt wurde uns bei diesem Film die Möglichkeit eines Kinoerlebnisses geklaut?"-Situation, ist dies jedoch auch nicht. «Kidnapping Stella» wäre im Kino wohl ein Genre-Geheimtipp geworden, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er bei Netflix schneller sein Publikum findet.


«Kidnapping Stella» handelt von den Ex-Knackis Vic und Tom, die auf offener Straße eine junge Frau namens Stella entführen und in eine abgelegene, heruntergekommene, haarklein für diese Aktion vorbereitete Wohnung verschleppen. Dort fesseln sie Stella an ein Bett und drängen sie dazu, einen Hilferuf in eine Kamera zu sprechen. Doch die Entführer haben Geheimnisse voreinander und obendrein unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man mit der Geisel umzugehen hat.

Was Genrefans jedoch wenige Augenblicke nach Filmbeginn bemerken dürften: «Kidnapping Stella» ist eine sich sehr eng an der Vorlage entlanghangelnde Neuverfilmung von «Spurlos – Die Entführung der Alice Creed». J Blakesons 2009 veröffentlichter, britischer Thriller wird zwar nicht Einstellung für Einstellung kopiert, doch die Story wird quasi unverändert übernommen, fast alle Entgleisungen der vermeintlich perfekt durchdachten Entführung sind in beiden Filmen exakt gleich und selbst das Produktionsdesign und die Kostüme ähneln sich frappierend. Für alle, die «Spurlos – Die Entführung der Alice Creed» bereits kennen, bleibt der Mehrwert, sich nun auch das Remake anzusehen, also ziemlich gering, da es keine eigene Identität entwickelt – die zwei Storyänderungen, die es in diesem Remake gibt, bleiben nämlich nahezu frei von Konsequenzen.

Das soll Jella Haases Performance nicht schmälern: Sie spielt die zwischen aufgewühlten Emotionsattacken und ruhig kalkulierten Selbstrettungsversuchen schwankende Stella gut, genauso wie von der Groeben und Schick als Entführer überzeugen. Und Regisseur Thomas Sieben sowie Komponist Michael Kamm erzeugen mit ihrer nah am Original verweilenden, trotzdem griffigen "Coverversion" dessen, was Blakeson und Komponist Marc Canham in der Vorlage gemacht haben, durchaus eine packende Atmosphäre.

Trotzdem bleibt für Kenner des Originals allein der "Dasselbe, mit anderen Schauspielern"-Reiz – und wie groß der ausfällt, hängt von der individuellen Begeisterung für das agierende Trio ab. Wer das Original aber nicht kennt und sich nach einem wendungsreichen, deutschsprachigen Kammerspielthriller sehnt, kann es zweifelsfrei deutlich schlechter treffen als mit «Kidnapping Stella».

«Kidnapping Stella» ist ab dem 12. Juni 2019 auf Netflix zu sehen.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Nr27
05.07.2019 18:00 Uhr 1
Ach, der kommt jetzt doch nicht ins Kino? Schade, den hätte ich eigentlich ganz gerne gesehen. Netflix hole ich mir dafür aber nicht ...
Neo
22.07.2019 21:40 Uhr 2
Lohnt auch nicht wirklich, wenn du nicht gerade ein glühender Fan von einem der Protagonisten bist. War einfach nur solide.

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