
2004 wurden mit großen Glocken «Hire Or Fire» mit dem großen TV-Macher Jon de Mol beworben – herausgekommen sind 950.000 Zuschauer, katastrophale 2,2 Prozent Marktanteil und die sofortige Absetzung der Show. Um einzuordnen, in welchen Hemisphären man sich gut zweieinhalb Jahre nach der Euro-Einführung bewegte: «Wer wird Millionär» erreichte am selben Abend 8,45 Millionen Zuschauer. Es ist lange her. Heute ist das undenkbar und knapp eine Million Zuschauer wären für ProSieben bei entsprechender Länge und passendem Marktanteil ein Erfolg. Nach Jon de Mol kommt nun Jochen Schweizer – und soll es nach 15 Jahren besser machen. Die Messlatte liegt im direkten Vergleich also im Limbo-Bereich.
Jetzt startet also «Der Traumjob». Mit pompösem Intro, vielen Helikoptern und Jeeps wird die Sendung eröffnet. Nach einer kurzen Information über die zwei weiteren Juroren, die man übrigens während der weiteren Sendung kaum zu Gesicht bekommt, erwartet man nun den Start der eigentlichen Show, denn es geht ja schließlich um den Job eines Geschäftsführers in der Jochen Schweizer-Gruppe. Allerdings hat man sich hier für Canapés statt Hauptmahlzeit entschieden. Die Vorstellung der Kandidaten wird mit Bildern der ersten Challenge gemixt – was leider überhaupt nicht interessant ist. Man weiß ja gar nicht, mit welchen Kandidaten man es überhaupt zu tun hat. Wenn man elf Unbekannte zu Beginn einer Fernsehshow aus einem Heli springen sehen will, hat man bisher jedes Jahr die Premiere des Dschungelcamps geguckt.
- Foto: ProSieben
Jochen Schweizer kommentiert nach der Landung seiner Ocean’s Eleven mit bedeutungsschwangeren Worten wie „Das ist das längste Bewerbungsgespräch der Welt“. Natürlich kommt er nicht umhin zu betonen, dass jeder, auch seine Putzfrau, Bungee jumpen musste. Das kann motivierend wirken. Muss aber nicht. Weiter geht es mit den Einspielern der Kandidaten und man kommt nicht drum herum, einen Vergleich zu «Schlag den Raab» zu ziehen. Karriere, Sport, Familie und dann ein Motivationsspruch. Fehlt nur noch „Ich schlag‘ den Schweizer!“ und das Remake wäre perfekt.

Nun kann man sagen, dass das alles zur grundlegenden Psyche eines Geschäftsführers beiträgt und die emotionale Festigkeit testet. Das mag stimmen, macht aber zu Beginn der Show, in der es um einen Job geht, einen eher desolaten Eindruck. Dann geht es aber endlich mal ans Eingemachte: Die potenziellen Geschäftsführer stellen sich ihren möglichen neuen Mitarbeitern vor. Die Zeit drängt, denn jeder der elf Kandidaten hat nur eine begrenzte Zeit in Sachen Einführung. Da steht man dann schon mal im Hawaii-T-Shirt und kurzer Hose vor versammelter Mannschaft. Und weil wir hier ja bei der Jochen Schweizer-Show sind, geht es bei der Suche nach einem kommenden Geschäftsführer in den Windkanal. Und danach zum Surfen. Wer kennt diese Art von Bewerbungsgespräch nicht? Herzlich Willkommen zur Jochen Schweizer-Show.

Es wird nach Kenia gereist und nun müssen die Kandidaten Rinder vier Kilometer ins Nachbardorf treiben. Man könnte sagen, dass das eine Art Teamprojekt ist. Man könnte nach dem bisherigen Verlauf der Sendung aber auch sagen, dass sie ihrem Titel nicht gerecht wird. In der Masse sind die Challenges bei einer Show, in der es um den Job eines Geschäftsführers geht, einfach überladen unpassend. Natürlich ist die Jochen Schweizer-Gruppe darauf ausgerichtet, mit solchen Events Geld zu verdienen, keine Frage. Dass die Kandidaten die Events allerdings allesamt konsequenzlos erleben statt selbst zu organisieren, erschließt sich hingegen nicht.

ProSieben zeigt sechs Folgen von «Der Traumjob – Bei Jochen Schweizer» ab 9. Juli 2019 immer dienstags ab 20.15 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
10.07.2019 09:02 Uhr 1
10.07.2019 09:22 Uhr 2