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Dazu braucht es Männer wie Roger Ailes: abgebrüht, eiskalt, agitatorisch, dem die toxic masculinity aus jeder Pore quillt und für den die unsittliche Berührung seiner Mitmenschen ein Lebensleitmotiv war. Als er 1996 unter der Ägide von Rupert Murdoch Fox News gründete, lachten die etablierten Kabelkonkurrenten und Broadcast-Wettbewerber. Genauso wie das politische Establishment zwanzig Jahre später, als mit Donald Trump die Fleisch gewordene rechte Fox-News-Agitation für das Präsidentenamt kandidierte. Seit dem 8. November 2016 lacht niemand mehr.
Dementsprechend will auch die Showtime-Aufarbeitung von Ailes’ News-Herrschaft keine heitere Persiflage auf den alltäglichen Irrsinn der Fox’schen Verschwörungstheorien, Hetzkampagnen, Unterstellungen und rassistischen Dog Whistles sein, sondern eine kühle Auf- und Abarbeitung seines Wirkens und des massiven Einflusses, den er in Unkenntnis der breiten Öffentlichkeit auf die amerikanische Politik hatte.
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«The Loudest Voice» gerät also unverhofft zur Selbstparodie, zur Mediensatire statt zum Mediendrama, weil die tatsächlichen Persönlichkeiten und die realen Ereignisse keine andere Darstellungsform zulassen. Roger Ailes ist wie Donald Trump brandgefährlich und hat Amerika das Fürchten gelehrt – und trotzdem bleibt er eine Witzfigur, eine Groteske, ein Wicht.
Dieser Wirkung kann auch Russell Crowes mächtiges, eindrucksvolles Spiel nicht abhelfen. Gleiches gilt für Naomi Watts in der Rolle der «Fox-&-Friends»-Moderatorin Gretchen Carlson und Seth MacFarlane als Ailes‘ zweite Geige.
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