Die Kritiker

«F4lkenb3rg»: RTL II beweist weiter Irrationalität

von   |  2 Kommentare

Kann das ein Erfolg werden? Wenige Wochen nach dem letzten Versuch, das Publikum mit Young Fiction zu überzeugen, startet RTL II «F4lkenb3rg», das nächste Projekt in gleicher Richtung. Wir verraten, worum es geht und wie gut die Serie ist...

Hintergrund

  • Vor der Kamera stehen bei «F4lkenb3rg» unter anderem die Schauspieler Jonathan Weiske, Anne-Marie Waldeck, Robert Maaser, Vivien Wulf und Lennart Marlon Flottemesch.
  • Produziert wurde «F4lkenb3rg» von der Splendid Studios GmbH.
Erst vor einigen Wochen sprach sich RTL II-Senderchef Andreas Bartl bei den Screenforce Days für Irrationalität im Fernsehen aus. Verkleidet als Pilot der Fluglinie „AiRTL Zwei“ rechtfertigte er damit vor dem versammelten Branchenpublikum auch, wieso sein Sender trotz schwacher Quoten im linearen Fernsehen an Young Fiction festhalte. Bereits in Auftrag gegeben haben die Verantwortlichen eine zweite Staffel der Jugendserie «Wir sind jetzt». Die vier Folgen umfassende Produktion soll in ihrer ersten Staffel bei TV Now zwar durchaus gefragt gewesen sein, machte bei RTL II im Mai mit Marktanteilen zwischen 3,4 Prozent und 4,4 Prozent aber eine bestenfalls mäßige Figur.

Einen gänzlich neuen Stoff bringt RTL II am Montagabend ins Fernsehen. «F4lkenb3rg - Mord im Internat?» heißt das nächste Young Fiction Projekt des Senders, das schon seit einigen Tagen bei TV Now zu Verfügung gestellt wird. Es ist die düsterste eigenproduzierte Serie, die bei RTL II in den vergangenen Monaten zu sehen war. Außen hui, innen pfui: Das dürfte die Situation im Elite-Gymnasium Falkenberg ganz gut zusammenfassen. Während der Schulleiter betont, dass hier nur die Besten und Reichsten unterkämen, scheint es unter der Fassade ein dunkles Geheimnis zu geben.

Ausgangslage in der Serie ist der vermeintliche Selbstmord des Schülers Jonas Kramer, an den sein Freund Ben Wieland einfach nicht glauben möchte. Weil ihn nicht zuletzt der Abschiedsbrief stutzig macht, entschließt er sich dazu, mit seinem Sport-Stipendium selbst auf das Elite-Internat Schloss Falkenberg zu wechseln. Dort will er heimlich ermitteln, wer oder was hinter Jonas‘ Tod steckt. Schnell muss Jonas erkennen, dass seine Anwesenheit von einigen nicht wohlwollend aufgenommen wird.

Eine Clique rund um Schüler Sebastian macht kein Geheimnis daraus, dass sie Ben loswerden wollen. „Du hast hier nix zu suchen und erst recht nichts zu finden“, heißt es in Richtung Ben gleich zweimal während der ersten beiden Folgen. Obwohl sich der Neue bei einer Mutprobe durchsetzen kann und damit augenscheinlich Respekt verschafft, findet Sebastian heraus, wie eng sich Ben und Jonas standen. Er dürfe das Geheimnis auf keinen Fall erfahren, betont dieser ohne konkret zu werden. Heimlich versucht die Clique Ben Drogen unterzuschieben, um ihn so endgültig loszuwerden…

Die Zuschreibung von Charaktereigenschaften gelingt in «F4lkenb3rg» sehr schnell, schon im Laufe der ersten Folge erkennt der Zuschauer, wer in der Serie die Guten und wer die Bösen sind. Eine spannende Rolle wird unterdessen Jessica zuteil, die gewissermaßen zwischen den Stühlen steht. Auch wenn die Flirtereien zwischen Ben und ihr etwas zu offensichtlich und konstruiert wirken, so ist sie doch der vielleicht spannendste Charakter. Den idealen Kontrast zur verschworenen Clique bildet in den ersten beiden Folgen Tyrese, der auf der Seite von Ben steht. Mit coolen Sprüchen ist er nicht zuletzt der Jugendsprachen-Beauftragte der Serie.

Nach zwei Folgen ist die Stimmung ziemlich düster, und «F4lkenb3rg» hat mindestens so viele Fragen aufgeworfen wie Antworten gegeben. Auf diese Weise kommt die Serie deutlich mysteriöser als «Team 13» oder «Wir sind jetzt!» daher. Einem Vergleich zur deutschen Vorzeigeserie «Dark» hält «F4lkenb3rg» in Sachen Niveau und Komplexität natürlich nicht stand, was für die Ausstrahlung im linearen Fernsehen aber nichts schlechtes heißen muss. Eine spannende Ausgangslage ist nach zwei Folgen zweifelsfrei konstruiert - nun müssen die Autoren in den kommenden vier Folgen nur noch zeigen, dass sie diese auch zufriedenstellend weiterentwickeln können.

Was die Erzählweise angeht, knüpft «F4lkenb3rg» hingegen nahtlos an seine Young-Fiction-Vorgänger an. Wieder einmal befinden sich alle fiktiven Personen im jugendlichen Alter und besuchen die Schule. Wieder einmal verwendet das Drehbuch eine authentische und junge Sprache. Das Elite-Gymnasium dürfte nicht unbedingt der Ort sein, den die breite Masse aus eigener Erfahrung kennt, es vergrößert aber zumindest die Fallhöhe der Protagonisten und ist daher kein schlechter Schauplatz. Die Schauspieler wiederum zeigen eine gute Leistung - und auch optisch sieht «F4lkenb3rg» nach einer anständigen fiktionalen Produktion aus. Ob man nun «Wir sind jetzt!» oder «F4lkenb3rg» besser findet, dürfte vor allem Geschmackssache sein. Argumente gibt es für beide Produktionen.

Trotz alledem dürfte sich den Verantwortlichen bei der TV-Verwertung von «F4lkenb3rg» das altbekannte Problem stellen. Die Young Fiction-Serie ist wie der Name schon sagt auf ein junges Publikum ausgerichtet, dürfte vermutlich vor allem bei Leuten unter 30 oder bestenfalls 40 Jahren gut ankommen. Ob diese spitze Zielgruppe ausreichen wird, um RTL II zum Erfolg zu führen? Es scheint wahrscheinlicher, dass dem nicht so sein wird. Aber da sind wir wieder bei der von Andreas Bartl angesprochenen Irrationalität. Zurecht fragte der Senderchef, wo das Fernsehen nur ohne Irrationalität stünde. RTL II hat sie zum Glück noch nicht verloren.

RTL II zeigt «F4lkenb3rg» ab dem 15. Juli 20.15 Uhr immer montags ab 20.15 Uhr im Doppelpack. Für Abonnenten sind die ersten beiden Folgen schon jetzt bei TV Now abrufbar.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
15.07.2019 21:15 Uhr 1
Ich finde die Serie überhaupt authentisch, es wird zu sehr mit dem Klischee gearbeitet, die Sprache ist unausgereift.
sunnyjune
16.07.2019 11:29 Uhr 2
Sonst bin ich kein Fan von rtl2, aber diese Miniserie ist gar nicht mal so schlecht. Ein bisschen "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast", nur ohne Horror. Die Darsteller sind relativ gut gecastet, auch wenn der/die eine oder andere etwas hölzern spielen. Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächsten Folgen und finde es schade, dass es nur sechs sind. Es ist mal was anderes als diese Reality-Fake-Geschichten. Die hängen einem - naja, zumindest mir - zum Hals raus.



Zu Familie Tschiep: Ihren Beitrag verstehe ich nicht so ganz. Tut mir Leid, vlt. liegt es an mir. Aber im Grunde klingt Ihr Kommentar eher negativ der Serie gegenüber, aber der Satzanfang wiederum nicht. Und mit welchem Klischee wird gearbeitet? Dass die "Sprache unausgereift" ist? Sorry, ich schnall's nicht. Ist nicht böse gemeint ;)
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