Mit «The Masked Singer» ist ProSieben ein Sommermärchen gelungen, das wohl selbst die größten Optimisten nicht für möglich gehalten hätten. „«The Masked Singer» hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen“, erklärte in der vergangenen Woche ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann, als er eine zweite Staffel der Masken-Show versprach. „Hätte vor zwei Monaten jemand behauptet, dass in diesem Sommer die Leute darüber spekulieren, wer das Monster oder der Astronaut ist, wäre er ausgelacht worden.“ Das Gegenteil war letztendlich der Fall: In Rekordzeit versetzte «The Masked Singer» einen großen Teil von Fernseh-Deutschland ins Ratefieber. Quotenmeter.de blickt zurück auf die vergangenen Wochen und erklärt, wie «The Masked Singer» für ProSieben zum größten Sommerhit seit Jahren wurde.
Vier Monate vor der Premiere
Anfang März bestätige ProSieben offiziell den Erwerb der Rechte an «The Masked Singer» - und ärgerte damit vor allem Konkurrent RTL. Wie DWDL.de zuerst berichtete, soll auch der Kölner Sender interessiert an der Show gewesen sein. Letztendlich machte die verantwortende Produktionsfirma Endemol gemeinsame Sache mit ProSieben, was zu einem mehr oder weniger offenen Zwist zwischen Endemol und RTL führte. Die begonnenen Planungen für die bereits angekündigte Show «Sing mit mir», die von der gleichen Produktionsfirma verantwortet werden sollte, legte RTL jedenfalls auf Eis. Als Sieger gingen damit zweifelsfrei ProSieben und «The Masked Singer» vom Platz, die so schon viele Wochen vor dem eigentlichen Start der Show in aller Munde waren.
Zwei Tage vor der Premiere
«The Masked Singer» in den USA
Als Endemol Shine Nordamerika ein US-Pendant entwickelte, schlug FOX zu. Schon seit dem Start am 2. Januar 2019 fuhr FOX mit «The Masked Singer» Top-Quoten ein. Das Finale verfolgten am 27. Februar 2019 11,47 Millionen Zuschauer. Großartige Zahlen für das in den vergangenen Jahren krisengebeutelte Network. Die Bestellung einer zweiten Runde war nur noch Formsache. Und so wurde die Produktion endgültig für die gesamte westliche Welt interessant.Aus personeller Sicht ging ProSieben bei der Pressekonferenz All In. Gekommen waren Moderator Matthias Opdenhövel und Senderchef Daniel Rosemann, die für das Show-Konzept warben und erste Bilder von «Masked Singer»-Versionen aus anderen Ländern zeigten. Während die kleinen Clips Lust auf mehr machten, faszinierten Rosemann und Opdenhövel mit zahlreichen Hintergründen zur deutschen Version. Schnell wurde klar, dass «The Masked Singer» keine gewöhnliche Sommershow werden würde, dafür hatte ProSieben zu viel Aufwand und Geld in den Neustart gesteckt. Nach der Pressekonferenz nahmen sich Moderator und Senderchef Zeit für persönliche Gespräche und Interviews - mehr Promo geht nicht.
- David Grzeschik
Bei einem Pressevent in Köln stellten am Dienstagabend ProSieben-Chef Daniel Rosemann (links) und Matthias Opdenhövel «The Masked Singer» im Studio vor.
Die ersten beiden Folgen
Wenige Stunden nach den Screenforce Days, als der Blick vieler Branchenbeobachter Köln noch nicht verlassen hatte, strahlte ProSieben am letzten Juni-Donnerstag die Deutschlandpremiere von «The Masked Singer» aus. Der Sender schmückte sich damit, die Show erstmals weltweit live zu bringen. Das Anfangsinteresse fiel überwältigend aus, mit mehr als 20 Prozent in der Zielgruppe und über zwei Millionen Zuschauern durfte sich ProSieben verdient selbst auf die Schulter klopfen. RTL, das mit einem Special von «Let’s Dance» ProSieben den Neustart kurz vor knapp noch vermiesen wollte, landete weit hinter den maskierten Sängern.
Nach der Auftaktfolge lobte die Fangemeinde quasi geschlossen die höchst professionelle Umsetzung der Show. Der zu ProSieben zurückgekehrte Matthias Opdenhövel führte souverän durch den Abend, das Rate-Team kam seiner Aufgabe launig nach und die teuren Kostüme (vor allem das Monsterchen) eroberten schnell die Herzen der Zuschauer. Etwas Enttäuschung kam hingegen bei den ersten enthüllten Sängern auf, bei denen es sich um Lucy Diakovska und Susan Sideropoulos. Hatte ProSieben trotz anderslautender Ankündigungen etwa nur die mehr oder weniger bekannte Riege an Promis verpflichten können?
Die Folgen drei bis fünf
Auch wenn sich manch Zuschauer diese Frage skeptisch stellte, wuchsen die Quoten von Woche zu Woche beständig weiter. Nach Folge drei, in der Heinz Hoenig enthüllt wurde, wendete sich schließlich der Grundton der Diskussion. Auch wenn vereinzelte kritische Stimmen weiterhin durchschienen, gewannen zunehmend diejenigen die Oberhand, die ProSieben für die Kandidatenauswahl lobten. In den sozialen Netzwerken sprachen sich viele lieber für einen Heinz Hoenig als einen Instagrammer unter den Masken aus. In einem sehr lesenswerten Bericht erörterte Sidney Schering, „wie «The Masked Singer» die Aufspaltung unserer Mediengesellschaft aufzeigt.“ Ein Umstand, für den ProSieben gewiss wenig kann. Das in Woche vier enthüllte Eichhorn, bei dem es sich um Model Marcus Schenkenberg handelte, bekräftige noch einmal, dass ProSieben tatsächlich weit mehr als das befürchtete „Stammpersonal“ verpflichten konnte.
Wer es in der Zwischenzeit geschafft hatte, eine der Shows live vor Ort zu erleben, dürfte begeistert gewesen sein. Im nicht allzu großen Studio fiel die Stimmung hervorragend aus - was wohl auch daran liegt, dass das Publikum sehr nah an der Bühne sitzt und sich so quasi mittendrin im Geschehen befindet. So hoch die Sicherheitsvorkehrungen rund um die maskierten Promis auch ausfielen, so locker ging das Produktionsteam mit dem Rate-Panel im Studio um. In der vierten Folge, in der auch Quotenmeter.de zugegen war, schrieb etwa Samu Haber in den Werbepause fleißig Autogramme. Es ist nur eine Randnotiz, aber ist es eine sympatische.
Während sich im ProSieben-Programm «red» im Anschluss weiter «The Masked Singer» widmete, lud ProSieben die anwesenden Medienvertreter nach den Shows backstage zu einer kleinen Pressekonferenz. Auf dieser stellte sich unter anderem der demaskierte Promi den Fragen der Anwesenden. Dass Journalisten nach einer Show O-Töne von den beteiligten Akteuren einholen dürfen, ist nicht neu. Allerdings ist es alles andere als üblich, gleich eine moderierte Pressekonferenz auf die Beine zu stellen. Über diesen Weg gelangten Promiflash, Bild und Co jedenfalls leicht an Zitate - und hielten die Show so über die Wochen hinweg im Gespräch.
Ausblick
In dem auf gut zwei Stunden angesetzten Live-Finale an diesem Donnerstag werden gleich fünf Promis ihre Masken abziehen - und Fernseh-Deutschland die Antworten geben, an denen seit sechs Wochen gerätselt wird. Auch wenn die ganz großen Überraschungen nach den vielen abgegebenen Tipps nicht mehr zu erwarten sind, erscheint ein neuer Quotenrekord zum Schluss der ersten Staffel noch einmal wahrscheinlich. Verdient wäre es für ProSieben angesichts des enormen Aufwands und den vielen richtigen Entscheidungen, die bei «The Masked Singer» getroffen wurde, auf jeden Fall.
Was ProSieben bei der zweiten Staffel von «The Masked Singer» unserer Meinung nach beachten muss, erörtern wir bei Quotenmeter.de in einem Schwerpunkt-Artikel am Freitag.
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