Interview

FIFA-WM: Mit Caster Konni Winkler tauchen wir in das eSports-Mega-Event ein

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Konni Winkler ist Sport- und eSports-Journalist, als Moderator bzw. Caster führt er für Sport1 durch das größte virtuelle Fußballevent des Jahres: Die FIFA-19-Weltmeisterschaft, die am Wochenende in London stattfindet.

So können Sie die eSports FIFA-WM verfolgen:

  • Freitag, 2. August: ab 11 Uhr bei eSports1 und YouTube
  • Samstag, 3. August: ab 12 Uhr bei eSports1 und YouTube, ab 14:30 Uhr zusätzlich bei Sport1
  • Sonntag, 4. August: ab 16.15 Uhr bei eSports1 und YouTube, ab 18 Uhr zusätzlich bei Sport1
FIFA ist das führende Videospiel, wenn es um Fußballsimulationen auf der ganzen Welt geht. Millionen von Fußballbegeisterten stehen jedes Jahr Schlange, um die neuste Version des Spiels zu bekommen. Publisher Electronic Arts macht -trotz teurer Lizenzen- mit dem Spiel und speziell dem Modus FIFA Ultimate Team (FUT) jede Menge Umsatz. Neben der riesigen Menge an Gelegenheitsspielern hat sich, wie in vielen anderen Videospielen auch eine Elite der besten Spieler herausgebildet, die mittlerweile bei großen Vereinen, wie dem FC Schalke 04 oder Paris St. Germain in der eSports-Schiene unter Vertrag stehen. Durch zahlreiche Qualifikationsturniere konnten sie sich im Laufe der Saison für die große FIFA-Weltmeisterschaft qualifizieren. Dort treten nun die 32 besten Spieler der Welt um ein hohes Preisgeld und viel Prestige gegeneinander an.

An diesem Wochenende begleitetet Sport1 das Mega-Event live im Web und im Fernsehen. An allen drei Tagen wird der Sender die Spiele live auf eSports1 und dem eigenen YouTube-Kanal live übertragen. Los geht es am Freitag ab 11 Uhr. Am Samstag wird die WM sogar ab 14.30 Uhr zusätzlich bei Hauptsender Sport1 übertragen. Zum großen Finale am Sonntag ist Sport1 ab 18 Uhr ein weiteres Mal live dabei. Kommentiert werden die Spiele dabei von Caster Konni Winkler sowie Gordon Lesser und Georg Raffelt. In Vorbereitung auf die große FIFA-19-Weltmeisterschaft hat uns Moderator Konni Winkler einen Überblick über das Event und den e-Sport im Allgemeinen gegeben.

Zunächst einmal zu Ihrer Person. Was macht ein eSports-Caster? Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Der Caster ist das, was im klassischen Sport als Kommentator bekannt ist. Das heißt, ich kommentiere das, was auf dem Bildschirm passiert, teilweise „play-by-play“, teilweise auch einordnend, analysierend und erklärend. Meinen Background habe ich im Journalismus und Sportjournalismus. Als Moderator der Bundesliga-Sendungen von 90elf, Sport1.fm und jetzt Amazon bin ich seit 2008 mit Fußball-Übertragungen auf Sendung. Und seit vielen Jahren verfolge ich selbst, was sich in Sachen eSports entwickelt hat. Mein Einstieg war damals Dota 2. Während meiner Zeit bei Sport1.fm wurde eSports bei Sport1 zum Thema und es war bekannt, dass ich hierfür eine Leidenschaft und Expertise habe.

Wie muss man sich den Ablauf während eines so großen Events von Ihrer Seite aus vorstellen?
Auch das unterscheidet sich vom traditionellen Sport wenig. Das Event findet im „The O2“ in London statt. Wie schon im letzten Jahr werden wir von vor Ort übertragen. Die intensive Vorbereitung beginnt dann in der Woche vor dem Event. Im Gegensatz zum Fußball, wo es zu jeder Bundesliga-Paarung Vorschaumappen gibt, ist die Recherche im eSports etwas aufwendiger. Ich durchforste jeden Twitter- und Instagram-Account der Spieler, ich notiere mir Ergebnisse der letzten Begegnungen, schaue noch einmal in vergangene Live-Streams. All diese Erkenntnisse fließen dann in meine Vorbereitung ein, dazu tausche ich mich mit meinen Kommentatoren-Kollegen Georg Raffelt und Gordon Lesser im Vorfeld des Events aus. Kaderlisten werden leider in der Regel nicht veröffentlicht. Welcher Spieler also welche FUT-Karten (FIFA Ultimate Team, der Modus, der gespielt wird) auswählt, ist uns vorab selten bekannt. Das sehen wir dann meistens erst während der ersten Gruppenspiele. Wobei die Meta, also das, was bei den Profis am meisten gespielt wird, in großen Teilen ähnlich ist. Man kann sich also schon ein wenig darauf einstellen.

Mit sechs Teilnehmern stellt Deutschland einen großen Anteil der Spieler im Turnier, haben unsere Spieler gute Chancen auf den Titel? Und wenn ja, welchen Deutschen sehen Sie ganz vorne?
Wir können da natürlich ein wenig Lotto spielen, das ist wie 6 aus 32. Die Leistungsdichte ist nämlich enorm. Das haben auch die FUT-Champions-Cups im Rahmen der Global Series vorab gezeigt. Klar ist, dass Deutschland seit einigen Jahren zur Elite bei FIFA-Großturnieren gehört. Leider schaffen wir es aber in entscheidenden Turnierphasen nur selten, im Wettbewerb zu verbleiben. Neben den Topfavoriten wie MSdossary (amtierender Weltmeister) und dem 18-jährigen F2Tekkz sehe ich bei den Deutschen die beiden Werderaner MegaBit und MoAuba vorne. Aber auch ein DullenMike, der als einziger Deutscher einen FUTChampions-Cup gewinnen konnte, kann für eine Überraschung sorgen.

Ich denke, im Vergleich mit klassischen Randsportarten kann eSports schon jetzt zufrieden sein. Die wichtige Aufgabe fürs lineare TV ist es, Mehrwerte zu schaffen.
Konni Winkler über eSports im TV
Auf was muss man achten, wenn man zeitgleich für ein Online- und ein Fernsehpublikum moderiert, die sich durchaus in ihren Sehgewohnheiten unterscheiden?
Das ist in der Tat eine unglaublich komplizierte Aufgabe. Bei FIFA 19 ist es noch relativ einfach, da viele Fußball-Fans auch FIFA spielen. Hier kann man ergänzen, Expertise einfließen lassen, muss aber weniger erklären. Wenn allerdings ein Spiel wie Dota 2 ins Free-TV zu Sport1 findet, wie beispielsweise die letzten beiden Jahre bei der ESL One in Hamburg, ist das schon eine größere Herausforderung. Das Spiel ist so komplex, dass der Zuschauer, der das nicht kennt, schnell überfordert ist. Hier sind dann Erklärstücke gefordert sowie ein Caster, der eine einfache Sprache verwendet und sich auf die wesentlichen Aspekte des Spiels konzentriert. Zu kleinteilig werden, ist im Free-TV einfach schwierig. Es ist ein schwieriger Spagat, den auch schon Sportarten wie American Football durchmachen mussten. Anders ist das bei eSPORTS1. Wenn wir hier casten, haben wir eine andere Zielgruppe, die schon tief in der Materie steckt.

Während E-Sports Events online bereits sehr beliebt sind, fällt es den Ansetzungen im linearen TV oft schwer ein entsprechendes Publikum zu finden, werden sich die virtuellen Wettkämpfe auch im linearen TV durchsetzen?
Ich denke, im Vergleich mit klassischen Randsportarten kann eSports schon jetzt zufrieden sein. Die wichtige Aufgabe fürs lineare TV ist es, Mehrwerte zu schaffen. Die eSports-Zuschauer sind es in Streams bei Twitch oder YouTube gewohnt, Content kostenlos zu bekommen. Die Sehgewohnheiten sind hier in den letzten Jahren geprägt worden. Dort jetzt entsprechende Anreize zu schaffen, mit deutschem Exklusiv-Kommentar, On-Site-Berichterstattung, hochwertigen Studiogästen - das wird dem linearen TV helfen, eSports erfolgreich zu covern und eine Zielgruppe zu erschließen, die vielleicht noch nicht da ist. In Zukunft werden sicherlich auch Exklusivität und Pay-Modelle noch eine andere Rolle spielen. Auch im Netz bei den Streaming-Anbietern. Twitch hat vor kurzem „Subscriber-only“-Streams als Feature eingebaut, so dass man eine Paywall bei großen Events hochziehen könnte. Die immer stetige Weiterentwicklung im eSports könnte womöglich auch hier zu mehr Pay-Angeboten führen.

Ein Blick in die Zukunft: FIFA 20 ohne die Allianz Arena und Juventus Turin wird zu Piemonte Calcio, wie sehen Sie den scheinbar neu entfachten Lizenzenkrieg zwischen EA und Konami?
Die Einschränkungen bei FIFA 20 sind eine interessante Entwicklung. FIFA war in Sachen Lizenzen immer der Platzhirsch und bekommt hier erstmals eine kleine Keule ab. Der Einfluss auf die Verkaufszahlen wird sich vermutlich in Grenzen halten, da die Juventus-Spieler ja alle im Spiel sind, aber eben Vereinsname- und Logo nicht verwendet werden dürfen. Doch Lizenzen sind immer auch ein Kaufkriterium. Wenn ich eine Fußballsimulation spiele, will ich auch mein Team und meine Lieblingsspieler besitzen. Insofern geht das gerade in eine spannende Richtung, die die Exklusivität solcher Lizenzen in Zukunft vielleicht noch weiter aufweicht. Ich hole mir jedes Jahr beide Spiele, auch um den Vergleich zu haben und auf dem Stand zu bleiben. FIFA hat das bessere Komplettpaket mit Lizenzen, Aufmachung, Show, User Interface. Hoffentlich mit FIFA 20 auch einen Spectator Mode, der überfällig für die eSports-Sparte ist. PES wirkt immer etwas realistischer als Simulation, hat dafür aber die deutlich kleinere Spielerbasis - also längere Wartezeiten bei der Suche nach Online-Spielen. Und es ist schon ärgerlich, nicht mit dem 1. FC Nürnberg spielen zu können. Regelmäßiger spiele ich allerdings dann nur FIFA, wobei PES auch mal bei einem Spieleabend auf der Couch zum Einsatz kommt.“

Vielen Dank, dass Sie uns Rede und Antwort standen.

Die FIFA-19-WM, ab Freitag, 2. August, bis Sonntag täglich live bei eSports1, YouTube und in Teilen bei Sport1.

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