Zur Person: Mario Nauen
Mario Nauen ist als Director Fußball bei Sky für alle Fußball-Übertragungen des Senders zuständig. Er arbeitet inzwischen seit fast 20 Jahren beim Unternehmen. Bevor der Director Fußball wurde, war Nauen als Leiter nationaler Fußball schon für Bundesliga und DFB-Pokal verantwortlich.Zunächst einmal bin ich der festen Überzeugung, dass wir durch die Rückkehr der Premier League zu Sky mit 380 Spielen exklusiv in voller Länge ein unfassbar gutes Fußball-Angebot in der nächsten Saison haben. In den Rahmenberichten wollen wir ganz eng am Fußballgeschehen bleiben und unseren Schwerpunkt in der Analyse ausbauen. Wir setzen noch stärker als bisher auf Didi Hamann, der jetzt an jedem Samstagnachmittag seine Einschätzungen zu den Spielen abgibt, und auf Lothar Matthäus, der beim Top-Spiel im Einsatz ist. Wir setzen weiterhin voll auf unser modernes Sendezentrum Sky Sport HQ und werden von dort noch mehr als bisher die Emotionen aus dem Stadion dorthin transportieren. Mit dem Sendezentrum haben wir beste technische Möglichkeiten, um auch Innovationen zu integrieren und eine moderne Fußballberichterstattung auf die Beine zu stellen. Unsere Sendungen der zweiten Liga kommen seit dieser Saison aus einem komplett virtuellen Studio. Grundsätzlich werden wir verstärkt Augmented Reality verwenden – da haben wir bereits in der vergangenen Saison Maßstäbe gesetzt, wenn ich an die Crosspromo-Kampagnen wie bei «Das Boot» oder «Game of Thrones» denke.
Im Juni wurde bekannt, dass Sie die Verträge mit Markus Merk und Peter Gagelmann als Schiri-Experten nicht verlängert haben. Seitens Sky wurde damals betont, dass man sich der großen Bedeutung der Themen rund um Schiri-Entscheidungen bewusst sei, diese fortan aber anders analysieren möchte. Wie?
Diese Einschätzungen werden künftig unsere Sky Experten vermehrt abgeben. Mir sind hierbei zwei Punkte wichtig: Erstens entwickelt sich die bildliche Darstellung des Video-Assistenten. So dass wir hier neue Möglichkeiten der Erklärung haben werden. Zum zweiten wünschen wir uns auch mehr Klarheit – zum Beispiel beim strittigen Thema Handspiel. Wir sind hier jeweils im guten Austausch mit der DFL.
Jacques Raynaud, Vorstand für den Bereich Sport, hatte schon angekündigt, dass Sky in seinen Analysen mehr auf Statistiken eingehen will. Darf ich das ein bisschen als Kehrtwende verstehen, weil unter Burkhard Weber ja eher Buntes und Lifestyle auch eine wichtige Rolle spielte.
Das ist nicht ganz richtig. Unter Burkhard Weber haben wir auch alle Facetten abgebildet. Es ist aber richtig, dass wir in der neuen Spielzeit noch mehr aus den zur Verfügung stehenden Daten machen wollen. Es ist unsere Aufgabe, diese Daten noch besser in das Live-Spiel und in die Rahmenberichterstattung zu integrieren.
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Der Fokus wird noch mehr auf unsere bestehenden Experten ausgerichtet sein.
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Mario Nauen, Director Football bei Sky Deutschland
Der Fokus wird noch mehr auf unsere bestehenden Experten ausgerichtet sein. Am Samstagnachmittag wird Dietmar Hamann als Experte im Studio sein, am Samstagabend ist Lothar Matthäus unser Fachmann. Zudem haben wir noch Ewald Lienen und neu Heribert Bruchhagen, die regelmäßig zur Verfügung stehen. Den Sonntag wollen wir derweil mit wechselnden Gästen besetzen; wir werden dadurch unsere Übertragungen abwechslungsreicher gestalten können. Diese Entscheidungen beruhen übrigens auch auf einem intensiven Austausch mit unserer Community. Wir haben da immer wieder diesen Wunsch gehört, genauso wie auch den Wunsch, dass wir bitte immer ganz nah am Geschehen sein sollen.
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Die Zuschauer haben keinen wirklichen Unterschied zwischen den Nachmittagsspielen und dem Topspiel gespürt und entsprechend das Topspiel nicht so sehr als Highlight wahrgenommen. Das unterstreichen wir inzwischen wieder mehr mit der Vor-Ort-Produktion.
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Mario Nauen, Director Football bei Sky Deutschland, über die Entscheidung beim Samstag-Topspiel inzwischen wieder komplett im Stadion vor Ort zu sein
Es ist nicht leicht, hier eine prozentuale Balance zu nennen. Ich denke, wir haben mit der zurückliegenden Saison einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, als wir den Vorlauf am Samstag verkürzt haben. Um 13.30 Uhr war früher in den Stadien einfach noch sehr wenig los, da mussten wir noch viel aus dem Studio berichten. In der vergangenen Saison hat die Mischung aus meiner Sicht gestimmt. Wichtig war für uns auch, dass wir das Topspiel wieder direkt aus dem Stadion senden. Wenn ich auf die Saison 17/18 zurückschaue, als wir ab 13 Uhr acht Stunden aus dem Studio gesendet haben: Die Zuschauer haben keinen wirklichen Unterschied zwischen den Nachmittagsspielen und dem Topspiel gespürt und entsprechend das Topspiel nicht so sehr als Highlight wahrgenommen. Das unterstreichen wir inzwischen wieder mehr mit der Vor-Ort-Produktion.
Was tut sich personell sonst noch bei Ihnen? Esther Sedlaczek kehrt nach der Geburt Ihres Kindes wieder zurück?
Ja, Esther geht es gut. Alle sind gesund. Sie steigt zum Bundesliga-Start bei uns wieder ein. Wir planen vorerst mit Michael Leopold oder Esther Sedlaczek für den Samstagnachmittag und mit Jessica Libbertz oder Britta Hofmann am Sonntag. Im Bereich der Kommentatoren bekommen wir zwei neue Kollegen hinzu. Zudem wird Frank Buschmann in der kommenden Saison auch bei den Samstagabend-Topspielen eingesetzt; im Wechsel mit Wolff Fuss, Kai Dittmann und Martin Groß.
In der zweiten Liga plant Sky eine neue Konferenz nach dem redZone-Vorbild. Sie werden mir widersprechen, wenn ich jetzt sage, dass es angesichts der ins unermessliche steigenden Rechtekosten sehr angenehm ist, dass Sie weit über 200 Konferenz-Kommentatoren-Einsätze einsparen?
Wir haben wir eine Ressourcenverschiebung vorgenommen, da wir ab dieser Saison auch 380 Premier League Spiele in voller Länge übertragen und auf Deutsch kommentieren. Auch wenn zum Saisonstart nicht alles optimal lief, bin ich davon überzeugt, dass unsere Abonnenten mit unserer neuen Zweitliga-Übertragung ein starkes Produkt erhalten. Wir haben mit der Konferenz im so genannten «red Zone»-Stil schon sehr positive Erfahrungen im Handball gemacht, im Fußball müssen sich die neuen Abläufe im Live-Betrieb erst noch einspielen. Ich hatte schon erwähnt, dass wir für die zweite Liga ein neues und innovatives virtuelles Set gebaut haben. Und wir werden, so gut es planbar ist, mehr mit wechselnden Gästen bei der zweiten Liga arbeiten. Die ehemaligen Bundesliga-Profis Torsten Mattuschka und Roberto Hilbert werden regelmäßig zur Verfügung stehen. Diese Gäste werden sich zusammen mit dem Moderator dann auch in die neue Konferenz einbringen. Das Programm wird dadurch besser, zudem haben wir auch einen besseren Output, weil wir jetzt in mehr Stadion schalten können als im vergangenen Jahr.
Was entgegnen Sie eigentlich dem Vorwurf mancher Klubs aus Liga zwei, die sich von Sky ein bisschen stiefmütterlich behandelt fühlen? Zur Erklärung: Sky war zuletzt nicht mehr bei allen Spielen mit Personal im Stadion, was dazu führte, dass teils keine Interviews vor oder nach dem Spiel geführt wurden.
Wir wollen den Austausch mit den Vereinen immer verbessern. Deswegen haben wir die DFL und die Vereine frühzeitig ins Boot geholt und über alle Änderungen zu dieser Saison informiert. Wir werden bei fast allen Spielen – insgesamt bei sieben pro Wochenende – die Möglichkeit haben, Interviews zu führen, auch indem wir jetzt Schaltsituationen ins Studio schaffen können. Bei einigen Spielen haben wir zudem einen eigenen Interviewer im Stadion.
Das virtuelle Studio ist dann das Studio B, also das bisherige Zweitliga-Set?
Richtig, da steht unsere Green Box. Aus diesem Studio haben wir zuletzt ja unter anderem auch «Champions Corner» gemacht. Wir prüfen, ob wir diese Sendung künftig ebenfalls aus dem virtuellen Set produzieren wollen. Das ist aber noch nicht entschieden.
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Grundsätzlich funktioniert unser Modell mit einem Kommentator wunderbar, zumal wir ja auch die Einschätzungen unserer Experten nutzen. Aber wohl dosiert eingesetzt, kann ein Co-Kommentator ein Mehrwert für unsere Kunden sein.
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Mario Nauen, Director Football bei Sky Deutschland
Grundsätzlich funktioniert unser Modell mit einem Kommentator wunderbar, zumal wir ja auch die Einschätzungen unserer Experten nutzen. Aber wohl dosiert eingesetzt, kann ein Co-Kommentator ein Mehrwert für unsere Kunden sein. Ein guter Experte erkennt Dinge schon in Echtzeit, weit bevor die Zeitlupe eingespielt wird. Das wollen wir – und da sehen wir auch die echte Stärke von Didi Hamann und Lothar Matthäus.
Nach der Einstellung von «Wontorra» verbleibt «Sky 90» bei Sky. Wie zufrieden sind Sie mit dem Format und welche Feinjustierungen können Sie sich noch vorstellen?
«Sky 90» ist ein klasse Format, das in der Fußballszene sehr geschätzt ist. Es war richtig, dass wir es wieder auf den Sendeplatz am Sonntagabend gesetzt haben. Die Gästemischung ist uns vergangene Saison auch gut gelungen. Hinzu kommt, dass das späte Sonntagsspiel oft sehr attraktiv ist und «Sky 90» hilft. Die Sendung ist ja eine Mischung aus Nachbericht und einem Talk übergeordneter Themen.
Didi Hamann als fester Experte entfällt ja nun wohl, da er nicht mehr am Sonntag arbeitet.
Das stimmt, aber er wie auch Lothar Matthäus werden immer mal wieder Gäste bei «Sky90» sein.
Wontorra wechselt bei Sky Sport News HD auf den Montagabend. Erwarten Sie da bessere Quoten als am Sonntag?
Ja, das wird gut funktionieren. «Wontorra» hat auf dem bisherigen Sendeplatz auch schon gute Quoten erzielt und ich bin zuversichtlich, dass das auch montags gelingen wird. Aktuell arbeiten wir noch ganz fleißig an der Sendung.
Die Champions League Saison ist noch ein Stück weit weg; aber würden Sie sagen, dass der eingeschlagene Weg grob in dieser Form weitergegangen wird?
In der Champions League haben wir ein sehr stimmiges Format. Es gab zur vergangenen Saison viel Neues – eine neue Rechtesituation und neue Anstoßzeiten – daher wollen wir im Kern am bisherigen Format festhalten. An kleineren Änderungen arbeiten wir bis zum Start Mitte September.
Danke für das Gespräch und angelehnt an eine große Fußballweisheit: Dann geht’s jetzt raus und übertragt’s Fußball.
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