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Was auf dem Papier nach einer Sommershow eines Privatsenders der zweiten Reihe klingt, ist in der Realität eine feine Unterhaltung, die aus den üblichen Klischees der Versteckten-Kamera-Shows ausbricht. So okay die zweite Kandidatin des Abends auch war, umso überragender war der erste Kandidat Dennis. Der Buchhändler wurde zu einem gefaketen TV-Casting eingeladen und entsprechend befragt, die Informationen wurden für die Folgewochen benutzt. Und damit nahm das Unheil seinen Lauf und Dennis wurde wochenlang – nicht dauerhaft, aber punktuell – gefilmt.
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Einziges, allerdings großes Manko, ist das Studio und die optische Aufmachung. Würde man eine Garage beschreiben, die zu einem Fernsehstudio umdekoriert wurde, hätte man das Set von «Sorry für alles» perfekt beschrieben. Die gewisse Show-Stimmung kommt nicht auf, die Gäste sitzen auf Klappstühlen aus Holz. Große Show geht anders – und es ist völlig unverständlich, wieso die nahezu perfekte redaktionelle Arbeit, die man in den Filmchen sieht, nicht auch angemessen im Studio umgesetzt wurde. Wüsste man es nicht besser, vermittelt die Aufmachung den Eindruck, dass man eine bessere Show im Nachmittagsprogramm schaut. Sollte es nach den beiden Ausgaben weitere Episoden geben, muss hier dringend nachgebessert werden.
Auch das On-Air-Design und die Grafiken innerhalb der Sendung laden zur Nacharbeit ein. Das lieblose Logo ist das eine, aber der sich wie ein roter Faden durch die Sendung ziehende Grafikhintergrund mit den flimmernden, kleinen Balken muss dringend verschwinden. Durch das ewige Zittern der Grafikzeilen waren die eingeblendeten Texte äußerst schwer zu lesen. Optisch ist also noch viel Luft nach oben. Bisweilen erinnerte «Sorry für alles» ein wenig an den Versuch von ProSieben, eine Überraschungsshow mit versteckter Kamera zu etablieren. «The Big Surprise» war von der Machart gänzlich anders, hatte aber im Kern die gleiche Quintessenz: Kandidaten müssen ‚leiden‘, ehe sie belohnt werden. Was die Fallen angeht, die den Kandidaten gestellt worden sind, kann sich das ZDF von ProSieben aber gern noch eine Scheibe abschneiden. Ein bisschen mehr Würze hätte sicherlich nicht geschadet, was allerdings die starke Produktion und die Qualität der Umsetzung an sich wieder wett gemacht hat haben.
Mit ein bisschen Überarbeitung kann «Sorry für alles» eine großartige Show werden. Die Premiere zeigte definitiv schon in die richtige Richtung.
Das ZDF zeigt die zweite Ausgabe von «Sorry für alles» kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
08.08.2019 00:44 Uhr 1
08.08.2019 01:02 Uhr 2
Studio für eine solche Show irgendwie unangemessen. Die Einspielfilmchen irgendwie ziemlich belanglos. Die Filmchen hörten meist ja immer schon auf bevor es überhaupt mal hätte interessant werden konnte.
Schön, dass man sich daran erinnert hat, dass man ja mal den Gätjen zum ZDF holte, damit der dort die Moderation von Shows und Entertainmentformate übernehmen kann, leider muss er sich seit langem aber die Arbeit bei seinen früheren Sendern suchen, denn das ZDF hat irgendwie meist keine Beschäftigung für ihn. Und wenn man dann doch mal irgendwie ein Format hat, dann wirkt es meist wie ein gezwungenes Verlegenheitsformat, das man eigentlich gar nicht senden will, man aber halt irgendwas mit ihm umsetzen möchte.
Die Grundidee dieses Formates hätte durchaus Potenzial und man hätte daraus ein unterhaltsames Format gestalten können, das was man da jetzt zeigt ist eine unausgereifte, belanglose und zähe Angelegenheit.
Man kann davon ausgehen, dass dies der nächste Showflop wird. Naja zum Glück kann Steven bei ProSieben ja derzeit wenigstens gute Shows präsentieren.
08.08.2019 04:30 Uhr 3
08.08.2019 20:50 Uhr 4